Pokal-Aus für Werder Bremen: Ein Bauchklatscher
Der VfL Osnabrück schießt den SV Werder Bremen mit 2:0 aus dem DFB-Pokal. Die Bremer hatten dem wenig entgegen zu setzen.
![Spieler des Vfl Osnabrück laufen nach dem Spiel in Richtung Fan-Tribüne Spieler des Vfl Osnabrück laufen nach dem Spiel in Richtung Fan-Tribüne](https://taz.de/picture/5022882/14/251366195-1.jpeg)
Für beide Mannschaften geht es im Pokalwettbewerb um eine Menge Geld. 250.000 Euro werden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die Mannschaften gezahlt, die in jeder Runde antreten. Beide Vereine sind in der Vorsaison abgestiegen. Die Grün-Weißen aus der Bundesliga, die Lila-Weißen aus der 2. Liga.
Bei Werder Bremen ist momentan Schlussverkauf. Fast direkt vor dem Spiel in Osnabrück wurde der Abgang von Josh Sagent zu Norwich City bekannt. Dorthin wechselte zuvor auch Milot Rashica. Johannes Eggestein und Yuya Osako verließen Werder ebenfalls – in Richtung Royal Antwerpen und Vissel Kobe.
Am Samstag hatten 5.341 Zuschauer Eintritt gezahlt, um das Erstrunden-Match im Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück sehen zu können. Mehr waren wegen den Coronaverordnungen nicht zugelassen. Die Fans des VfL sangen schon wenige Minuten nach Anpfiff ihr Lied: „Wir sind die Osnabrücker, wir sind immer da.“ Der mutige und respektlose Auftritt ihres Teams sorgte bei den Osnabrückern gleich zu Beginn des Spiels für richtig gute Stimmung.
Verwirrung und ein Schuss gegen die Latte
Beide Mannschaften tasteten sich nicht ab, sondern lieferten sich von Beginn an ein unterhaltsames Spiel, das von zahlreichen Chancen durchsetzt war. Der VfL verstand es dabei, die Werderaner vor allem durch verschiedene Eckballvarianten zu verwirren. In der 22. Minute hätte Abwehrspieler Lukas Gugganig den Ball nach einer Ecke beinahe ins Tor geköpft. Doch er traf nur die Latte.
20 Minuten später traf sein Abwehrkollege Maurice Trapp ins Tor – nach einer Ecke. Zur Halbzeit stand es somit 1:0 für den Drittligisten. Die Osnabrücker kombinierten sicherer, befreiten sich regelmäßig vom Pressing der Bremer und trafen schließlich ins Tor.
Das hätten die Bremer direkt nach Wiederanpfiff auch machen können. Doch Niclas Füllkrug traf zunächst die Latte, dann köpfte er meterweit vorbei. Werder begann die zweite Halbzeit zwar stärker, doch es wurde nichts daraus. Die Bremer hofften wohl auf einen Kräfteschwund der Osnabrücker. Doch sie setzten ihren Gegner nicht so sehr unter Druck, dass der sich groß anstrengen musste.
Als der gerade eingewechselte Rapp in der 72. Minute den Osnabrücker Außenpfosten traf, machte sich allmählich das Gefühl breit, der Favorit setzt sich angesichts der besseren Einzelspieler durch und es sei nur eine Frage der Zeit, bis er ausgleicht und schließlich führt. Der Pfostentreffer war tatsächlich eine Art Aufbruchsignal für Werder, nun doch um den Einzug in die zweite Pokalrunde zu kämpfen.
Vielleicht dachte der Bremer Trainer Markus Anfang an die personellen Verluste, als er den Flug des Balls verfolgte, den der Osnabrücker Sven Köhler kurz hinter der Mittellinie abzog und der sich über Werder-Torwart Michael Zetterer ins Tor senkte. Mit dem 2:0 hatte der Drittligist in der 95. Minute den Sieg über den Zweitligisten perfekt gemacht. Immerhin führten die Bremer am Ende die Statistik der Pfostentreffer mit 3:1 an.
„Wir sind an uns selbst gescheitert“
In Anfangs Startelf standen fünf 21-jährige Spieler. Aus dem Altersgefüge ragten lediglich Ömer Toprak (32) und Niclas Füllkrug (28) heraus. Die Frage, ob Werder das Pokalspiel gegen Osnabrück mit Sagent, Osako oder Rashica gewonnen hätte, ist theoretisch. „Wir sind an uns selbst gescheitert“, sagte der Trainer nach dem Spiel.
Werder kann sich nun, nach dem Aus in der ersten Runde des Pokals, auf die 2. Liga konzentrieren. Zuletzt waren die Bremer 2016 so früh aus dem Pokal ausgeschieden. Angesichts des qualitativen Verlusts wird der angepeilte Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga schwer. Trainer Anfang muss nach Saisonbeginn eine ganz neue Mannschaft aufbauen. Ein bisschen Zeit hat er noch: Das Transferfenster schließt erst am 31. August.
Felix Agu und Omar Traoré werden ihre Freundschaft in Ruhe fortführen können. Sie wurden beide vor Spielende ausgewechselt und gerieten kaum aneinander.
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