Plattform entfernt Vergewaltigungsspiel: Einfach so zum Spaß
Im Videospiel „Rape Day“ können Spieler Frauen vergewaltigen. Nach Protesten hat die Plattform Steam es nun aus dem Programm genommen.
Als bulliger Glatzklotz Frauen beleidigen, bedrängen, vergewaltigen ist alles möglich während der Apokalypse. So lautet die Prämisse des Videospiels „Rape Day“, das wochenlang auf der Plattform Steam angekündigt wurde – mit Teasern wie: „Überspring das Vorspiel und genieße deinen Rape Day – du hast es dir verdient.“
Zahlreiche Twitter-Nutzer*innen, allen voran Bloggerin Jasmin Schreiber, zeigten sich entrüstet und meldeten das Spiel, das im April online gehen sollte, bei Steam. Jetzt hat die Plattform die entsprechende Seite zumindest in Deutschland unzugänglich gemacht. Ob das Spiel nur standardmäßig vor der Freigabe überprüft wird oder gesperrt wurde, ist unklar. Eine Anfrage der taz ließ der Mutterkonzern Valve bislang unbeantwortet.
Seit Juni 2018 darf auf der Plattform gegen eine Gebühr von 100 Dollar alles hochgeladen werden, was nicht illegal oder nutzerveralberndes „Trolling“ ist. Für Gaming-Experte Dennis Kogel bedenklich: „Steam schlägt aktuell in die Meinungsfreiheits- und Neutralitätskerbe neuer Rechter. Sie hoffen, dass Algorithmen helfen, dass solche Spiele einfach nicht angezeigt werden bei Leuten, deren Gefühle verletzt werden könnten. Das funktioniert nicht.“
Bundespolizei NRW prüft, ob das Spiel legal ist
Allerdings muss Steam nicht proaktiv Inhalte filtern: „Host-Provider haften grundsätzlich nicht für fremde Inhalte“, sagt Medienrechtler Christian Solmecke. „Wenn Betreiber aber Kenntnis von Rechtsverstößen bekommen, so müssen sie rechtswidrige Inhalte entfernen.“
Die Praxis, rechtswidriges Material erst auf Zuruf zu sperren, nennt man Notice-and-Takedown-Verfahren. Inwiefern die offene Simulation von Gewalt in „Rape Day“ überhaupt legal ist, bleibt fraglich. Die Bundespolizei NRW vermeldete über Twitter, dass diese aktuell von einer zuständigen Fachdienststelle geprüft werde. „Hauptbestandteil des Spiels ist es, Frauen ‚einfach so zum Spaß‘ zu vergewaltigen“, so Solmecke. „Dieser Vorgang verletzt die Menschenwürde. Meiner Meinung nach liegt darin eine strafbare Gewaltdarstellung.“
Der anonyme Entwickler des Spiels, Pseudonym „Desk Plant“, gibt sich dagegen lammfromm. Er habe gegen keine Regeln verstoßen. Deswegen könne sein Spiel wohl nur unter einer Bedingung verbannt werden: Wenn Steam seine Richtlinien ändert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen