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Planetare GrenzenOberflächenwasser braucht Schutz

Weltweit entnehmen Menschen Wasser aus Flussgebieten. Eine neue Studie zeigt, wie und wo die Ressource oft übernutzt wird, mit langfristigen Folgen.

Wieviel Wasser darf entnommen werden? Mosel im Winter Foto: Christoph Lischetzki/imago

Die Erde setzt menschlichem Handeln eigentlich Grenzen. Oberflächenwasser kann zum Beispiel nur in einer endlichen Menge entnommen werden, ohne dem Ökosystem nachhaltig zu schaden. Unter der Leitung von australischen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen hat eine Studie in der Fachzeitschrift Nature Sustainability deshalb untersucht, in welchen Flussgebieten die planetaren Grenzen für Oberflächenwasser bereits überschritten sind.

Die Forschungsdisziplin, die sich mit den Grenzen der Gewässer befasst, nennt sich „flow ecology“, übersetzt Fließ-Ökologie. Ihre Ex­per­t*in­nen gehen davon aus, dass Menschen innerhalb eines Flussgebietes, wie dem Einzugsgebiet des Rheins, 20 Prozent der natürlichen Wasserläufe verändern dürfen, damit im Flussgebiet alles ungefähr so bleibt, wie es war. Die restlichen 80 Prozent dürfen nicht angefasst werden.

Die For­sche­r*in­nen haben in der Studie deswegen untersucht, in welchen Flussgebieten die Menschen derzeit Oberflächenwasser stärker nutzen, als das regionale System auf längere Zeit verkraften kann. Dafür kombinieren sie bereits entwickelte Modelle und Daten für die Jahre 2000 bis 2020. Auf deren Grundlage schätzen die Forscher*innen, wie viel Wasser Menschen für Hygiene, Lebensmittel und Energie entnehmen und wie viel Oberflächen- und Grundwasser in den verschiedenen Flussgebieten verfügbar ist.

Ein Drittel der Weltbevölkerung ist betroffen

Je nachdem, ob Menschen einer Region genug Oberflächenwasser haben, ihr Grundwasser sich zuverlässig auffüllt oder sie Oberflächenwasser verschwenden, haben die For­sche­r*in­nen sie in Gruppen aufgeteilt. Die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen fanden heraus, dass 2,8 Milliarden Menschen, also knapp ein Drittel der Weltbevölkerung, in Regionen mit zu wenig Wasser leben. Deshalb zapfen die Menschen an diesen Orten das Grundwasser an oder importieren es aufwändig.

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Die Studie bietet eine Orientierung dafür, wie Menschen nachhaltiger mit den planetaren Grenzen des Wassers umgehen können. Dort, wo aktuell sowohl die planetaren Grenzen des Oberflächen- als auch des Grundwassers überschritten werden, um die Wasserbedürfnisse der Menschen zu stillen, muss die lokale Bevölkerung ihren Wasserverbrauch reduzieren. Zum Beispiel, indem sie weniger wasserintensive Getreidesorten anbaut oder in die Wartung von Wasserrohren investiert, damit weniger Wasser durch Lecks verloren geht. In vielen betroffenen Gebieten bräuchte es auch bessere Anlagen zur Aufbereitung von Wasser.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Diese Maßnahmen zum Wassersparen sind häufig mit Einschränkungen und Kosten für Bäuer*innen, Firmen und Privatpersonen verbunden und daher nicht unbedingt beliebt. Sie sind für eine nachhaltige Wassernutzung allerdings nötig, auch das zeigt die Studie. Die Au­to­r*in­nen sehen beispielsweise in den Flussgebieten in Nordamerika besonderen Bedarf, die Wasservorräte zu schützen.

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1 Kommentar

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  • Also nochmal,Wasserknappheit ist die Kombination aus vorhandeneer Resource und Bedarf. Wenn in einem Artikel über Wasserknappheit der steigende Bedarf - der unmittelbar mit dem Bevölkerungswachstum und mittelbar mit dem Wachstum der Industrie zusammenhängt - wenn der Bedarf also nicht mal erwähnt wird, dann ist der Artikel bestenfalls unvollständig. schlechtestenfalls irreführend.