piwik no script img

Pläne von Österreichs InnenministerDemos nur noch unter Aufsicht

Österreichs Innenminister will, dass jede Demo künftig einen verantwortlichen „Versammlungsleiter“ hat – und das vor dem umstrittenen Akademikerball.

Besonders gegen den von rechten Burschenschaftlern organisierten Akademikerball in der Hofburg gibt es in Wien immer wieder heftigen Protest Foto: dpa

Wien dpa | Auf breiten Protest sind Pläne des österreichischen Innenministers Wolfgang Sobotka (ÖVP) gestoßen, das Demonstrationsrecht zu Lasten der Teilnehmer zu ändern. Er wolle, dass künftig bei jeder Demonstration ein „Versammlungsleiter“ benannt werde, der zivilrechtlich für etwaige Schäden haftbar gemacht werden könne, sagte der Minister der Zeitung Die Presse. Sollte niemand benannt werden, hafte jene Person, die bei der Demonstration aus Sicht der Behörden als Leiter erscheine.

„Wir garantieren das Recht auf Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit, wollen aber nach mehreren negativen Erfahrungen mehr Rechtssicherheit und eine klarere Regelung“, sagte Sobotka. Der Koalitionspartner SPÖ sieht den Vorstoß kritisch. Auch Amnesty International, die Grünen und Greenpeace protestierten.

Heinz Patzelt, Geschäftsführer von Amnesty International in Österreich, kritisierte im Ö1-„Morgenjournal“, die „serienweise schwerst menschenrechtswidrigen, verfassungsrechtlich undenkbaren Vorschläge“ von Sobotka. Der für seine harte Linie bekannte Innenminister will per Verordnung auch festlegen können, an welchen Orten und zu welchen Zeiten nicht demonstriert werden darf. So soll Rücksicht auf drohende wirtschaftliche Einbußen von Geschäften genommen werden, wenn Demonstrationen die Kunden vertreiben könnten.

Anlass für den Vorstoß sind unter anderem die alljährlichen, oft gewalttätigen Demonstrationen gegen den von der rechten FPÖ veranstalteten Akademikerball, der am Freitagabend über die Bühne gehen sollte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!