Pläne in Frankreich: Schluss mit den Magermodels
Künftig sollen französische Modelagenturen keine Frauen mehr engagieren dürfen, die zu dünn sind. Die Agenturen laufen Sturm gegen das Vorhaben der Regierung.
PARIS afp | Die französische Regierung will Mager-Models von den Laufstegen verbannen. Ein Zusatzartikel zu einem Gesundheitsgesetz, das von Dienstag an in der Nationalversammlung in Paris beraten werden sollte, verbietet Modelagenturen ein Engagement unterernährter Mannequins. Den Vorschlägen des sozialistischen Abgeordneten Olivier Véran zufolge sollen die Agenturen für jedes Model ein Gesundheitszeugnis vorlegen, in dem bestätigt wird, dass ein gewisser Body-Mass-Index (BMI) nicht unterschritten wird. Bei Verstößen drohen sechs Monate Haft und 75.000 Euro Geldstrafe.
Die sozialistische Gesundheitsministerin Marisol Touraine hat sich bereits hinter die Vorschläge ihres Parteifreundes gestellt. „Ich finde, dass man sich als Model gut ernähren und auf seine Gesundheit achten muss“, sagte sie dem Sender BFMTV. „Das ist eine wichtige Botschaft an junge Frauen, junge Mädchen, die in Mannequins ästhetische Vorbilder sehen.“
In Paris, einer der weltweiten Mode-Hauptstädte, laufen dagegen Modelagenturen Sturm gegen die Pläne. „Französische Modelagenturen sind in ständiger Konkurrenz mit anderen europäischen Agenturen“, erklärte der Verband Synam. Ein nur auf Frankreich beschränkter Ansatz sei deswegen nicht sinnvoll, nötig sei eine europaweite Herangehensweise. Allerdings haben bereits mehrere europäische Länder wie Spanien, Italien und Belgien Gesetze im Kampf gegen eine Unterernährung von Models erlassen.
In Frankreich wollen die Sozialisten zudem verhindern, dass junge Frauen ständig mit dem vermeintlichen Vorbild sehr dünner Frauen konfrontiert sind. Der Abgeordnete Véran will mit einem zweiten Zusatzartikel zu dem Gesundheitsgesetz eine „Aufwertung übermäßiger Magerkeit“ als Vergehen definieren. Außerdem sollen Websites verboten werden, die „Magersucht verherrlichen“.
Vérans Angaben zufolge leiden in Frankreich „zwischen 30.000 und 40.000 Menschen“ an Magersucht. „In 90 Prozent der Fälle handelt es sich um Jugendliche“, sagt der Abgeordnete und Neurologe. „Der soziale Einfluss des Bildes, das die Modewelt verbreitet – dass Frauen krankhaft dünn sein müssen, um schön zu sein und auf einem Laufsteg auftreten zu können - ist sehr stark.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens