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Pläne des BildungsministeriumsMehr Forschung gegen Judenhass

Die Bundesregierung will Antisemitismus bekämpfen. Mit 12 Millionen Euro soll Forschung zum Thema unterstützt und anwendbar gemacht werden.

Demonstration gegen Antisemitismus und rechten Terror nach dem Anschlag in Halle Foto: F.Boillot/imago

Berlin taz | Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will die Antisemitismusforschung in Deutschland ausbauen: Im Rahmen einer neuen Förderrichtlinie stellt der Bund hierfür ab 2021 zwölf Millionen Euro für einen vierjährigen Forschungszeitraum zur Verfügung. Dies kündigte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag an: „Wir sind hier, um dem Antisemitismus mit der Wissenschaft zu Leibe zu rücken.“ Forschung sei die Grundlage einer wirksamen Prävention.

In der Antisemitismusforschung sei man in Deutschland laut Karliczek bereits breit aufgestellt. Die Forscher*innen seien jedoch nur gering untereinander vernetzt. Dem wolle man nun entgegentreten und verstärkt auf interdisziplinäre und standortübergreifende Forschung setzen. Neben der Grundlagenforschung, die Ursache und Wirkung von Judenhass erkunde, soll anwendungsorientierte Forschung Gegenmaßnahmen entwickeln, etwa Handlungsempfehlungen für Behörden und Zivilgesellschaft.

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, warnte davor, das Thema Antisemitismus angesichts der Coronapandemie aus den Augen zu verlieren. Im Gegenteil seien die Menschen in Krisenzeiten besonders anfällig für „krude Erklärungsmuster und Verschwörungstheorien“. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker (CDU) hatte bereits am Montag vor der Ausbreitung antisemitischer Hassbotschaften und Verschwörungstheorien im Netz gewarnt.

Laut Klein würden zunehmend Juden und der Staat Israel für die Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht: Dies reiche von Behauptungen, Covid-19 sei die Folge eines gescheiterten Versuch Israels bei der Entwicklung von Biowaffen, bis dahin, dass „jüdische Kräfte“ nun vermehrt Aktien aufkaufen und versuchen würden, die Weltherrschaft an sich zu ziehen.

Klein geht davon aus, dass die Zahl antisemitischer Straftaten weiter steigen wird. 2019 könnte „das hohe Niveau von 2018“ übertroffen haben. Damals wurden 1.800 Delikte gezählt – ein Anstieg um 20 Prozent zum Vorjahr 2017. Nach vorläufigen Zahlen der Bundesregierung gab es 2019 gut 2.000 Straftaten.

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4 Kommentare

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  • Forschen? Was gibt es beim Antisemitismus noch zu erforschen? Er ist so alt wie Methusalem und es sind immer wieder dieselben Verschwörungstheorien. Über den Antisemitismus ist alles gesagt und geschrieben worden. Man wird ihn nicht los, indem man nach den "Gründen" forscht. Es gibt keine rationalen Gründe für Antisemitismus. Antisemitismus ist irrational und gehört aufgrund des Holocaust in Deutschland unter Strafe gestellt.

    • @Jossi Blum:

      Auf den Punkt gebracht!

  • Ja, ja forschen wir, wir haben nicht genug geforscht. Daran liegts also. Lieber mal den Tatsachen in's Gesicht schauen. Lesen Wir Daniel Jonah Goldhagens "Hitlers willige Vollstrecker" oder die Bücher von Samuel Salzborn. Hören wir Tuvia Tenenbom zu, wenn er sagt, die Denkweise bei uns in Deutschland ist die Gleiche wie in den 30ern. Oder lesen wir das: www.juedische-allg...ern-antisemitisch/



    Auch sollten wir uns vergegenwärtigen, wie das politische Establishment in Deutschland mit den wenigen Anständigen bei uns rumspringt: www.juedische-allg...allein-gegen-alle/



    Forschung ist nur gut, wenn sie nicht der Augenwischerei dient.

    • @Günter:

      Salzborn ist eher ein Agitator, seine wissentschaftlichen Leistungen sind überschaubar. Die Uni Göttingen hat dies erkannt und den befristeten Vertrag mit ihm folglich nicht verlängert.