Pläne der Landesregierung Thüringen: 500 Flüchtlinge sollen kommen
Thüringen will Flüchtlinge aus den griechischen Lagern aufnehmen. Der Plan der Minderheitsregierung stößt bei der Opposition auf Ablehnung.
Mit ihrer Entscheidung hat die rot-rot-grüne Minderheitskoalition in Thüringen einen den gesamten Mai über schwelenden Streit beigelegt. Das von dem Grünen Dirk Adams geführte Justiz- und Migrationsministerium hatte zunächst bis zu 2.000 Flüchtlinge aufnehmen wollen, die im Moment unter chaotischen Bedingungen auf den griechischen Inseln festsitzen. Ein Aufnahmeprogramm sieht auch der von Linken, SPD und Grünen beschlossene Koalitionsvertrag vor.
Die SPD stellte sich nicht grundsätzlich dagegen. Landesvorsitzender und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee erwartete aber keine „Symbolpolitik“, sondern ein speziell unter den gegenwärtigen Pandemiebedingungen konkret ausgearbeitetes Konzept. Kommunen müssten einbezogen und die Finanzierung müsste geklärt werden.
Dem kam das Migrationsministerium jetzt offenbar entgegen. Minister Adams zufolge sind Identitätsfeststellungen und medizinische Kontrollen Voraussetzung für eine Aufnahme. Hilfsorganisationen vor Ort könnten vermitteln. In Deutschland müssen die Flüchtlinge dann eine zweiwöchige Quarantäne durchlaufen, bevor sie auf die Landkreise verteilt werden. Bevor diese Pläne Realität werden, erwartet Dirk Adams allerdings schwierige Gespräche mit dem Bundesinnenministerium. Adams hofft darauf, dass erste Flüchtlinge im letzten Quartal dieses Jahres ankommen können.
CDU, FDP und AfD sind skeptisch
„Die Probleme in den griechischen Lagern lassen sich nicht von Thüringen aus lösen“, kommentierte der migrationspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Marcus Malsch den Kabinettsbeschluss. Der sei ein Thüringer Alleingang.
Wie die AfD und die FDP auch hatte die CDU ein eigenes Thüringer Aufnahmeprogramm stets abgelehnt. Sie verweist auf einen Beschluss der Berliner GroKo vom 8. März, in einer europäischen Aktion bis zu 1.500 besonders schutzbedürftige Kinder nach Deutschland zu holen. Es gehe nicht „um die Aufnahme von so vielen Migranten wie möglich, und dies auch noch unter Umgehung des Asyl- und Ausländerrechts“, erklärte Malsch. Eine Zustimmung der CDU wird aber nötig sein, wenn die Thüringer R2G-Minderheitskoalition das Geld für die Aktion bereitstellen will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?