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Piratin zur parteiinternen Gender-Debatte„Weg vom Schwarzer-Feminismus“

Auf der PiratinnenKon wurde über die Genderpositionen der Partei diskutiert. Teilnehmerin Christiane Schinkel findet, dass das Wie der Debatte ebenso wichtig ist wie der Inhalt.

„Wir haben uns ja das explosivste Thema in der Partei ausgesucht.“ Bild: photocase/Miss X
Anna Klöpper
Interview von Anna Klöpper

taz: Frau Schinkel, mehr Klarheit zu Genderpositionen in der Piratenpartei war das vage Ziel für die PiratinnenKon, ihre Konferenz am Wochenende. Was ist der Erkenntnisgewinn?

Christiane Schinkel: Dass es zunächst einmal wahnsinnig unterschiedliche Haltungen und Bedürfnisse zum Thema Gender und Frauen in der Partei gibt – und dass es gut war, diese in einem geschützten Raum zur Sprache zu bringen. Da waren zum Beispiel diejenigen, mich eingeschlossen, die ein Problem mit dem Label „Feministin“ an sich haben. Weil da auch immer eine Historie mitschwingt, Stichwort Alice-Schwarzer-Feminismus, von dem sich viele, auch ich, emanzipieren wollten.

Das Treffen war als Liquid-Konferenz konzipiert, man wollte Beteiligungsformen im Netz in Gruppentechniken umsetzen. Wie sinnvoll ist eine Konferenz, die sich mehr um das Wie der Diskussion bemüht als um konkrete Inhalte?

Sinnvoll. Wir haben uns ja das explosivste Thema in der Partei ausgesucht, wollten aber vermeiden, dass nur wieder Haltungen und Meinungen aufeinanderprallen. Wir wollten einen geschützten Rahmen schaffen, in dem vor allem Fragen gestellt werden sollten: Wer sind wir eigentlich? Es ging darum, Ideen zu formulieren, die Positionen des anderen nachzuvollziehen. Und daran alle zu beteiligen. Genau für dieses Prinzip steht die Piratenpartei als Ganzes. So wollen wir Politik machen.

Interner Selbstfindungsprozess gut und schön. Aber wie sieht die Botschaft für die Öffentlichkeit aus? Ziel war es ja immerhin auch zu überlegen, wie man die öffentliche Wahrnehmung der Piratenpartei als „sexistischer Männerbund“ revidieren kann.

Die eigentliche Arbeit beginnt nach der Konferenz. Dann müssen Ideen, die zur Sprache kamen, in einem Maßnahmenkatalog weiterentwickelt werden. Zum Beispiel hat der Bundesvorstand soeben grünes Licht gegeben, die Stelle für einen oder eine Antidiskriminierungsbeauftragte auszuschreiben. Mir persönlich geht es vor allem darum, dass die guten Frauen, die wir in der Piratenpartei haben, stärker wahrgenommen werden. Da gibt es Aufholbedarf.

privat
Im Interview: 

, 47, Designerin und Trainerin für neue Medien, war 2012 fünf Monate Chefin des Berliner Landesverbands der Piraten.

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9 Kommentare

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  • D
    derlin

    Ach liebe Dauerposter in den I-Medien...seid doch mal endlich ruhig...das I-Net wird wohl die Menscheitsgeschichte nachmalen: erst wars schön, dann wurde es von einer Gruppe an sich gerissen...und jetzt erfolgt die gleichmäßige Verteilung. Auch das I-net wird eure Ergüsse nur noch als präsevolutionären Spam unter "beiläufig" archivieren.

     

    mit besten Grüßen eine Wählerin für die die Piraten in Frage kämen, die sie allerdings nicht wählt, da solche Meinungsmache wie hier in den Kommentaren stilprägend für die Partei sind.

  • D
    djadmoros

    "Weg vom Schwarzer-Feminismus" ist aber auch nicht die Lösung, sondern ein weiterer Indikator des Problems: dass nämlich Frauenbewegung und Feminismus nicht in der Lage sind, grundsätzliche Konstruktionsfehler in der eigenen Weltanschauung und den eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren. Miriam Gebhardt macht es in "Alice im Niemandsland" vor: die Quelle der Probleme wird personalisiert, und vielleicht wird Alice Schwarzer demnächst von Feministinnen "in effigie" als Hexe verbrannt. Alice Schwarzer wird zum ungefähren Symbol dafür, dass etwas schief läuft - aber zu systematischen Überlegungen über die Ursachen fühtrt das nicht.

     

    Dass die Konstruktionsfehler bereits damit ansetzen, die Moderne überhaupt als "Patriarchat" zu konzeptualisieren, mit dem einseitigen Verständnis des modernen Sexismus, welches die *spezifischen* Konsequenzen der modernen Disziplinargesellschaft für Männer vollkommen unter den Tisch fallen lässt und auf diese Weise eine empirische Bilanzfälschung nach der anderen generiert, mit der nach "68" erworbenen und zuletzt von Hanna Rosin dokumentierten Unfähigkeit, auch nur rudimentär auf Klassenverhältnisse zu reflektieren (was die Frauenbewegung zu einem kleinbürgerlichen Mittelstandlobby-Partikularismus verurteilt), dass die heutige Ideologie noch hinter die Einsichten einer Simone de Beauvoir zurückfällt, die sogar die ursprüngliche Entstehung patriatrchaler verhältnisse selbst als Emanzipationsprozess gesehen hat, und noch viele andere Dinge mehr: *darauf* hätte ein heutiger Feminismus, der wieder zeitgemäß werden möchte, zu reflektieren.

     

    Der PiratinnenKon dagegen hat in Kon-Regularien, Verhaltensweisen und Inhalten in erster Linie eine Manifestation totalitären Denkens zu Wege gebracht - ein weicher Wohlfühltotalitarismus im subjektiv unschuldigen Selbstmißverständnis zwar - aber genau so fängt es an! Der Schokoriegel heißt jetzt anders und die Gesinnungspolizei heißt jetzt Awareness-Team. Und vom Kollateralschaden des Ganzen für die Piratenpartei war dann noch gar nicht die Rede.

     

    Es führt kein Weg daran vorbei, dass es derzeit die geschmähte Männerbewegung ist, die hier die differenzierteren und kritischeren Standpunkte vertritt und dass die Frauenbewegung solche Einsichten ein gutes Stückweit nachholend sich anzueignen hat, bevor man in Betracht ziehen kann, ihren Anspruch, eine emanzipatorische Bewegung zu sein, wieder ernst zu nehmen.

  • T
    tertil

    Die Piratenpartei als „sexistischer Männerbund" ist mitnichten die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, es ist das politisch korrekte Zerrbild für die Öffentlichkeit. Bis zu den feministischen Übergriffen war die Partei erstaunlich frei von Sexismus.

  • R
    ReVolte

    Den Dialog zwischen den Geschlechtern zu stören, liegt im ökonomischen Interesse der GewinnerInnen des Systems. Radikalfeministische Positionen eignen sich hervorragend, um Mann und Frau aufeinander zu hetzen und somit das "Humankapital" zu spalten. Anders ist die flächendeckende Unterstützung für diese Ideologie nicht zu erklären. Und welche erschreckende Dimension diese gezielte Steuerung bereits angenommen hat, zeigt sich an der Tatsache, dass Hadmut Danischs Reportage von der "Kon" aus der Google-Suchliste verschwunden ist.

  • LR
    Lore Reß

    In der Satzung der Piratenpartei steht als "Die in der Piratenpartei Deutschland organisierten Mitglieder werden geschlechtsneutral als Piraten bezeichnet." Das begrüße ich als Frau sehr. Es gibt viele Frauen in der Piratenpartei, die weder diskriminiert oder belästigt werden, sondern zu 100% als Piraten mitarbeiten. Ein Beispiel zeigt der Kreisverband Wetterau/Hessen, welcher einen komplett weiblichen Vorstand hat. Bei allen Versammlungen und Parteitagen habe noch nie eine Sitation erlebt, bei welcher eine Frau aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wurde. Die meisten Frauen, die ich kenne, lehen die Aktivitäten der selbsternannten Feministinnen ab.

    Ich will nicht abstreiten, dass leider auch Fälle gab, in welchen Frauen aufgrund ihres Geschlechts herablassend behandelt wurden. Das muss von der Versammlungsleitung sofort geahndet werden. Aber was ist "sexistisch"? Was ist einfach "nur" dumm und der Tatsache geschuldet, dass derjenige im Schellzug durch die Kinderstube gerast ist? Mache ich Männer ich ruhigrm Ton auf ihr schechtes Benehmen aufmerksam, zeigt das in der Regel immer Erfolg. Mit lautstarken Rufen "Hilfe, ich werde diskriminiert" helfe ich mir nicht und verbessere die Situation nicht.

    Nochmal: Ich (und fast alle Frauen, die ich kenne) beteiligen sich lieber aktiv an der politischen Arbeit.

  • I
    Ich

    Seit auch die Piratenpartei von den Feministen geentert wurde hat sich ihre Daseinsberechtigung endgültig erledigt und seit dieser meinungstötenden Piratinnenkon wird sie vermutlich schnell wieder unter die 0.001% Prozentmarke sinken.

     

    Gut so.

  • HO
    Hotel Ostoria

    Hier ein aufschlussreicher Bericht eines Besuchers der Kon:

     

    http://www.danisch.de/blog/2013/04/07/mein-bericht-von-der-piratinnenkon/

  • R
    ReVolte

    Mal wieder typisch, von den sexistischen und geradezu nordkoreanischen Rahmenbedingungen während der von Radikalfeministinnen organisierten Kon kein Wort. Das grenzt schon an Desinformation, Frau Klopper.

     

    http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2235064/

     

    Feminismus und Transparenz schließen eben einander aus. Wenn es überhaupt noch eines diesbzgl. Beweises bedurfte, hat ihn die Kon erbracht. Rede- und Denkverbote sind ganz in der Tradition von Schwarzer. Schade um die Piraten, die nun wohl keine mehr sind, denn sie haben ihre Prinzipien über Bord geworfen.

     

    Bemerkenswert, dass während der Veranstaltung die Polizei bemüht wird, um ein fadenscheinig konstruiertes Hausverbot gegen Pirat Dennis Plagge durchzusetzen. Treppenwitz: Piratinnen rufen die Polizei. Plagges Vergehen bestand einzig darin, sachlich seine Meinung kund zu tun. Das kann im Stream nachverfolgt werden. Die Behauptung er hätte Leute gegen ihren Willen gefilmt und deshalb Hausverbot erhalten, verdreht die Tatsachen. Richtig ist, er hat erst gefilmt, als er von einem installierten "Awaernessteam" zu "deutsch" Security aufgefordert wurde den Saal zu verlassen.

    Da zeigt sich, wie weit die Identifikation der Veranstalter mit dem Piratengedanken innerhalb der "Mitmachpartei" geht: nicht mal bis zur eigenen Nasenspitze.

     

    Parallel dazu erfordert eine Veranstaltung "Von Frauenfeindlichkeit und Männerfeindlichkeit - zum Dialog zwischen den Geschlechtern" in Toronto tatsächlich polizeilichen Schutz vor feministisch motivierten Übergriffen.

     

    "After the question period, Dan Perrins interviewed Dr Paul Nathanson before both Nathanson and Young were escorted by multiple police officers to their cars. Roughly 20 officers attended, including 3 undercover officers. The threat of violence by campus feminists was taken seriously."

     

    Aber Feminismus ist ja genau wie weiland Honnecker & Co links und fortschrittlich und niemals nicht reaktionär und demokratiefeindlich.

  • H
    Horsti

    "Und daran alle zu beteiligen"??

    Wie bitte? Gegenstimmen sollten doch explizit von der Piratinnenkon von vornherein ausgeschlossen werden. Das selbst wäre ein Fall für einen Antidiskriminierungsbeauftragten, wie Frau Schinkel es fordert.

    Der Rieseneklat hat ja stattgefunden: Ein Pirat, der mit der Einheitsmeinung nicht einverstanden war, wurde von der Orga mit Hausverbot belegt und per Polizei abgeführt. Soweit zu Meinungsfreiheit und Demokratieverständnis der Piratinnen dieser Piratinnenkon.