piwik no script img

Pfusch am Atombau

AKWs Bei der Errichtung eines Kernkraftwerkes in Weißrussland gibt es offenbar Probleme

Der erste Reaktor in Ostrowez soll 2018 fertig sein Foto: Zenkovich/dpa

ODESSA taz | In dem im Bau befindlichen weißrussischen Atomkraftwerk Ostrowez ist in einem Gebäude eine Decke zum Teil eingestürzt. Dies berichtete der in Polen ansässige weißrussische Sender „Belsat“ am vergangenen Donnerstag. Belsat stützt sich auf einen Arbeiter, der in Ostrowez bei den Bauarbeiten eingesetzt ist. Die weißrussischen Behörden bestätigten indirekt den Bericht von „Belsat“. Allerdings habe es lediglich einen „Defekt bei vorbereitenden Arbeiten an einigen Gebäuden“ gegeben, so das weißrussische Außenministerium. Der Defekt sei behoben.

Es dürfte allerdings schwer fallen, herauszufinden, was wirklich vorgefallen ist. „Unabhängige Beobachter haben keinen Zugang zum Baugebiet“, kommentierte die Minsker Atomkraftgegnerin Tatjana Nowikowa den Vorfall. Sofort nach Bekanntwerden des Einsturzes, der sich laut Belsat Mitte April ereignet haben soll, bestellte das litauische Außenministerium den weißrussischen Botschafter ein und überreichte ihm eine Note, in der Belarus aufgefordert wurde, Litauen über den Vorfall im Kraftwerk genau zu informieren.

Gleichzeitig forderte das litauische Außenministerium das Nachbarland Belarus auf, beim Bau des Atomkraftwerkes mit internationalen Organisationen enger zusammenzuarbeiten und endlich die versprochenen Stresstests am AKW Ostrowez durchzuführen. In Litauen wächst der Widerstand gegen das vom russischen Atomkonzern Rosatom gebaute und von Russland mit einem 10 Milliarden-Euro-Kredit finanzierte Atomkraftwerk, 50 Kilometer von der litauischen Hauptstadt Vilnius entfernt.

Die christdemokratische Opposition im Parlament hat für Montag den Start einer Unterschriftensammlung angekündigt, mit der man den Import von Atomstrom aus dem Nachbarland verbieten will. Auch in der Ukraine kommt die Atomwirtschaft aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Ebenfalls am Donnerstag berichtete der ukrainische Atomkonzern Energoatom auf seiner Homepage von einer Rüge, die der Konzern dem technischen Direktor von Energoatom, Olexander Schawlakow, und dem Generaldirektor des Atomkraftwerkes von Saporoschje, Wjatscheslaw Tischtschenko, erteilt hatte. In den Blöcken 1 und 2 des Kraftwerkes habe man bei einer Inspizierung der Reparaturarbeiten, insbesondere an den Dieselgeneratoren, und bei der Überprüfung der Einkäufe von Ausrüstung und Ersatzteilen Verletzungen von Dienstvorschriften entdeckt.

In Litauen wächst der Widerstand gegen das weißrussische Atomkraftwerk

„Nun wird die Genehmigung für die Laufzeitverlängerung von Reaktorblock 1, mit der wir fest für Anfang Mai gerechnet hatten, erst im Juni eintreffen“, berichtet ein Ingenieur aus dem AKW der taz. Derzeit sind vier von sechs Reaktoren des Atomkraftwerkes Saporoschje nicht am Netz. 2018 soll der erste Block des weißrussischen Atomkraftwerkes Ostrowez ans Netz. Dann werden die Ukraine und Weißrussland um ihren Anteil auf dem Strommarkt in Polen, Schweden und Litauen konkurrieren. Bernhard Clasen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen