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Pfeiffer über Rechtsextremen-Studie"Natürlich stimmt das"

Trotz Kritik bleibt Christian Pfeiffer dabei: 3,8 Prozent der Neuntklässler sind nach seiner Untersuchung Mitglied in einer rechtsextremen Gruppe. Der Verfassungsschutz habe kein vollständiges Bild.

Ärgert sich über "die üblichen Verharmlosungsversuche": Kriminologe Pfeiffer. Bild: dpa
Sabine am Orde
Interview von Sabine am Orde

taz: Herr Pfeiffer, nach Ihrer neuen Studie sind 3,8 Prozent der Neuntklässler hierzulande Mitglied in einer rechtsextremen Gruppe oder Kameradschaft, bei den Jungen sind es sogar 4,9 Prozent. Das wären 34.000 Jugendliche insgesamt. Kann das wirklich stimmen?

Christian Pfeiffer: Natürlich stimmt das. Der Verfassungsschutz, mit dessen Zahlen unsere ja jetzt verglichen werden, hat kein vollständiges Bild. Er hat nur seine Hellfelddaten von erkannten Gruppierungen. Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich wie bei Raubdelikten: Da haben wir auch das etwa Dreifache dessen gemessen, was die Polizei weiß. Wir erfassen eben auch nicht angezeigte Straftaten. Es ist in der Forschung völlig normal, dass die Dunkelfelddaten über den Hellfelddaten liegen.

Der Verfassungsschutz geht insgesamt von 31.000 Mitgliedern in rechtsextremen Gruppen oder Organisationen und subkulturellen Gruppen aus - hinkt die Behörde also der Realität hinterher?

Das ist immer so, auch bei der Polizei. Wir haben ja keine totale Transparenz der Menschen.

Geht es in Ihrer Studie also wirklich um die Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Gruppe - oder nur um Affinität zur rechtsextremen Szene? Was haben Sie genau gefragt?

Wir haben gefragt, ob sie aktives Mitglied in einer rechten Gruppe oder Kameradschaft sind. Und getrennt davon haben wir nach Einstellungen gefragt, also zum Beispiel ob sie Äußerungen, wonach die Ausländer rausmüssen, zustimmen.

Rechte Gruppe? Haben Sie den Jugendlichen erklärt, dass Sie damit rechtsextreme Gruppen meinen und nicht, wenn ein paar Jugendliche gemeinsam abhängen und alle rechtes Zeug im Kopf haben?

Nein, das braucht man denen nicht zu erklären. Die Jugendlichen, die Mitglied in einer solchen Gruppe oder Kameradschaft sind, die wissen das. Kameradschaft ist der Fachterminus. Eine Riesenzahl von Jugendlichen hat diese Frage ja auch verneint, obwohl sie rechtsextreme Einstellungen haben - diese Zahl ist fast doppelt so hoch. Das haben die Jugendlichen selber genau unterschieden.

Kritiker sind der Ansicht, das reiche nicht aus. Ihre Kategorie sei ungenau.

Nein, das ist sie nicht. Das sind die üblichen Verharmlosungsversuche. Wir haben ja auch viele Gebiete, in denen kein Jugendlicher angegeben hat, dass er Mitglied ist. Das zeigt auch, dass es hier nicht um Angeberei gehen kann, wie manche kritisieren. Schließlich wird nicht in bestimmten Gebieten angegeben und in anderen nicht. Außerdem haben wir Fragen drin, mit denen man solche Angeberei überprüfen kann.

Alle Fachleute waren von Ihren Zahlen überrascht. Wie erklären Sie sich diese hohe Anzahl der organisierten Jugendlichen?

Meine Hypothese ist, dass überall dort, wo rechtsextreme Konzerte stattfinden, sich solche Gruppeneffekte ergeben können. Der Verfassungsschutz sagt, dass sich die Zahl der aktiven rechtsextremen Bands in den letzten fünf Jahren um 60 Prozent erhöht hat. Wir untersuchen auch die Aktivitäten der NPD und die Rolle der Zivilgesellschaft. Das Auffälligste sind ja diese großen regionalen Unterschiede, auch im Osten. Diese werden wir jetzt in einem nächsten Forschungsschritt untersuchen. Anfang Mai werden wir in die 61 Gebiete reisen und mit diesem Teil der Forschung anfangen.

INTERVIEW: SABINE AM ORDE

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51 Kommentare

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  • N
    Nasowas

    Welche Ergebnisse würde man wohl bekommen, wenn antisemitische Haltungen von Schülern nach dem entsprechenden Migrationshintergrund, wie es so schön heißt, aufschlüsseln würde? Oder wenn man nach den Ursachen für bestimmte Abneigungen gegen gewisse Zuwanderer erfragen würde?

     

    Nicht wenige deutsche Schüler werden an ihren Schulen und in ihrem Kiez von Einwandererkids diskriminiert. Wieso will denn kaum jemand seine Kinder auf Kreuzberger oder Neuköllner Schulen schicken? Der weit überwiegende Anteil an jungen Intensivtäter haben einen türkischen oder arabischen MH (Berliner Forum Gewaltprävention). Wäre es verwunderlich, wenn Jugendliche, die schlechte Alltagserfahrungen gamcht haben, eine kritische Einstellung zu bestimmten Einwandererklientels haben, die aber keine generelle Ausländerfeindlichkeit reflektiert?

  • W
    Wolfgang

    Das Erschrecken des Herrn Schäuble

     

    Wie eine Untersuchung des Bundesinnenministeriums erbracht hat, gehören fast 5 Prozent der Jungen rechtsextremen Vereinigungen an. Der Prozentsatz bei den Mädchen ist halb so hoch; kaum weniger schlimm, weil das lediglich darauf zurückzuführen ist, daß sie sich generell weniger für Politik interessieren.

    Das mag - uns jedenfalls - nicht überraschen. Dreimal die Augen reibt man sich freilich, wenn man liest, daß sich ausgerechnet Bundesinnenminister Schäuble (CDU) darüber "erschrocken" gezeigt hat. Schäuble, das ist ja bekanntlich der Mann, dessen Tagwerk darin besteht, die Republik nach rechts zu schieben. Doch gemach! Er ist allein darüber erschrocken, daß die ausländerfeindlichen Jugendlichen - für fast 30 % gibt es hier zuviele Ausländer - nicht in der Union oder einer anderen demokratischen Partei untergeschlüpft sind, dann wären sie nämlich im Grunde kein Problem für den Staat. Vielleicht hat Schäuble diesbezüglich auch an seiner eigenen Agitation einen Augenblick lang gezweifelt, denn gewiß ist es ärgerlich, wenn sich die gewünschten Ergebnisse nicht in einer Stärkung der eigenen Partei niederschlagen, einer Partei, die immerhin Heimat für Leute ist, die in ihrer Charta vom "christlich-abendländischen Kulturkreis" und vom "deutschen Volkstum" schwadronieren. Aber vielleicht erscheint den jungen Faschisten ja nur unverständlich, daß sich daraus kein expliziter Kampfauftrag ableitet. Anders gesagt: Die Ausländerfeindschaft soll hierzulande nicht als solche in Erscheinung treten, sondern in Form seriöser Politik. Das erscheint manch jugendlichem Heißsporn dann doch etwas verlogen.

    Die positive Darstellung des Rassismus als Ausländerfreundschaft, das ist also das, woran die Politik laboriert und was Schäuble kurz mal erschrecken ließ.

    [Wem das zu abstrakt ist, der denke - außenpolitisch - nur mal an den CDU-Vorschlag, der ja so gar nicht abendländischen Türkei eine "privilegierte EU-Partnerschaft" anzutragen. Oder innenpolitisch an die Integrationskonzepte, an den Islamunterricht in Schulen usw.]

  • N
    Nasowas

    @ Kuminall

     

    Hell- und Dunkelziffern helfen uns auch nicht weiter, wenn das Thema nicht differenziert befragt wird!

     

    Was glauben Sie würde man als Ergebnis bekommen, wenn bei antisemitischen Haltungen nach Migrationshintergrund der Befragten unterschieden würde?

    Was würde herauskommen, würde man Schüler befragen, ob sie generell ablehnend Ausländern gegenüberstehen oder eben nur bestimmten Gruppen? Und aus welchen Gründen?

     

    Die Gewaltbereitschaft unter jungen Türken und Arabern ist bedeutend höher als unter anderen Gruppen. 80% aller Intensivtäter in Berlin haben laut der Berliner Kommission Gewaltprävention einen MH, voe allem einen arabischen oder türkischen. Glauben Sie, dass die Alltagserfahrungen junger Menschen in Schulen und auf der Straße keinen Einfluss nehmen auf Antworten zu Fragen, wie z.B.: Sind Sie der Meinung, dass sich ausländische Schüler besser an die deutsche Gesellschaft anpassen sollten?

    Wenn ich eine solche Frage mit Ja beantworte, bin ich dann ausländerfeindlich?

     

    Deutschstämmige Jugendliche werden an Schulen mit hoher Migrantenquote diskriminiert. Was erwarten Sie?

  • SS
    Sascha Schierz

    Als eine "Voodoocriminology" bezeichnete der britische Kriminologe Jock Young Studien, wie diese, die Pfeiffer vorgelegt hat. Statistisch vielleicht korrekt, aber mit nur wenig Bezügen zur Alltagskultur. Dies wiegt, wie bereits in Pfeiffers "Medienverwahrlosungsstudien", schwer und noch schwerer, wenn man die Schlussfolgerungen: ein Mehr an Schule bedenkt, die vollkommen naiv als Lösung vorgeschlagen wird. Sie soll alles Regeln, zu einer kulturellen Hebung der wie auch immer Abweichenden beitragen. Das Problem der Subkulturen mag aber bereits hier systematisch angelegt sein, da Schule bzw. der Klassenraum, also der Ort von Pfeiffers Studien, sich nicht alleinig durch eine Offizialkultur beschreiben lässt (eher diese plus Schüler und Lehrersubkultur). Vielleicht, und dies wird methodisch in seinen Studien, auch der zur Deskription des Extremismus, nicht reflektiert, sondern naiv auf "wahre" Antworten, und die jenseits von sozialer Erwünschtheit, gehofft. Mich deucht, mit Jock Young, dass um irgendwie bildungstechnisch und politisch relevant zu werden, ein anderer methodischer Zugang von Nöten wäre.

  • PH
    peter hauf

    Es stimmt schon, was >Edelweiß< hier am 19.03. in Sachen "nicht selbst gefälschter Statistik" sagt; wie die Wirklichkeit nun auch immer aussehen mag - ich ziehe trotzdem einen anderen Schluss: Schäuble wartet nicht lange, um ein 'Alibi', wie E. sagt, kredenzt zu bekommen - Schäuble hat doch sogleich wieder auf der Basis der erschreckenden Pfeiffer-Studie durchgestartet und beschwört, als vermeintlichen, *ja sogar genialen* Lösungsansatz, die Neubesinnung auf eine "Geschlossenheit der Gesellschaft" ...

    So ist doch mal wieder Ruhe im Karton verordnet und - jene Wachmannschaft für alle Arten von Geschlossenheit und patiniertes oder neues Deutschtum kann darin erst schön weiter ungestört heranwachsen.

  • W
    Wollgras

    Ich halte die Veröffentlichungen von Herrn Pfeiffer und dem "Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen" für unseriös. In ihren Studien ignorieren sie immer wieder die Grundprinzipien wissenschaftlicher Arbeit, indem sie Suggestivfragen verwenden oder Vermutungen als bewiesene Tatsachen darstellen.

     

    Keineswegs möchte ich behaupten das ihre Ergebnisse grundsätzlich falsch sind, aber viel Glaubwürdiger als die Bild-Zeitung sind sie auch nicht.

  • KT
    K. -D. Tangl

    es ist richtig das Herr Pfeiffer seine Studie verteidigt, Er will sie ja verkaufen. Ich halte ihn noch immer für einen Schreibtischtäter.

  • HK
    Hans Kuminall

    Mit seinen Ausführungen zu Hell- und Dunkelfeldzahlen hat Herr Pfeiffer einen sehr wichtigen Punkt angesprochen.

    Es ist ziemlich peinlich, dass die taz-Redakteure offensichtlich auf die Differenz zwischen Verfassungsschutz und Pfeiffers Studie angesprungen sind ohne so grundlegende Unterscheidungen bedacht haben. Die namentlich nicht erwähnten "Kritiker" und "Fachleute" scheinen auch eher eine rhetorische Strategie zu sein, um von diesem taz-eigenen Fehler abzulenken.

     

    Dennoch ist die Kritik und Aufmerksamkeit gegenüber der Itemkonstruktion und dem möglicherweise problematischen Befragungsverhalten der Jugendlichen berechtigt, wie z.B. die Einrichtung eines DFG Schwerpunktprogramms zu Survey Methodology zeigt. Viel zu oft werden große Umfragen angefertigt ohne anschließend ausreichend über deren Güte Aussagen treffen zu können. Zu Recht muss sich Herr Pfeiffer daher kritische Nachfragen gefallen lassen.

     

    Das die taz dabei gleich in einen polemischen Ton verfällt, der selbst die Rassisten von PI in Euphorie versetzt, die in Pfeiffer aufgrund seiner Studien einen "Volksverräter" ausgemacht haben, ist aber mehr als traurig.

  • T
    Tim

    Hmm...klingt für mich teilweise so als würde Herr Prof. Pfeiffer in jedem Satz im Hinterkopf denken:

    "Was sie wagen es an meinen Zahlen zu zweifeln? Wie können sie auch nur denken ich läge falsch!"

    Also dass er die Möglichkeit nicht mal in Betracht zieht, dass er übers Ziel hinaus geschossen ist.

    Natürlich ist das Problem der Rechtsradikalität unter Jugendlichen ein großes und ernstes Problem, aber der "Kampf" gegen dieses Missstand verliert durch zweifelhafte Zahlen leider an Glaubwürdigkeit und spielt den Rechten vielleicht sogar noch in die Hände.

  • W
    wanja

    Vielleicht sind es etwas weniger als 3,8%, aber mit Sicherheit mindestens noch einmal so viele insgeheime Sympathisantinnen u Sympathisanten, die das bei solchen Umfragen allerdings nicht so offen sagen - mit graduellen Abschwächungen dann sogar weitere 10%, die nicht ganz so extrem sind, aber immer noch voller nationalistischer und/oder rassistischer Denkschablonen u. Vorurteile.

  • Z
    zweifler

    Das hiesse dass jeder 20. Jugendliche dieses alters in einer rechtsextremen Vereinigung ist? So ein Schwachsinn. So viele sind ja wahrscheinlich gerade einmal politisch rechts eingestellt. Der Herr Pfeiffer will sich wieder mal profilieren und seine Studien im Kampf gegen Rechts finanzieren lassen. Da würde ja die Mitgliedschaft eines Jahrgangs fast die Mitgliederzahlen aller Jahrgänge der Juso erreichen.

  • W
    Wossi

    Lobenswert, dass die TAZ den Verantwortlichen der Studie selbst zu Wort kommen lässt. Die Arithmetik von Herrn Seidel war alles andere als seriös. Weder muss man Ahnung von empirischer Sozialforschung haben, noch muss man mit der Arbeit des Verfassungsschutzes besonders vertraut sein, um zu wissen, dass man deren Ergebnisse nicht mir dem Rechenschieber kurzschließen darf. Zum Glück besteht die Berichterstattung der TAZ bezüglich Faschismus, Rassismus und Antisemitismus in der Regel nicht aus solchen Schnellschüssen.

  • PD
    p donath

    klar, herr pfeiffer! in sachsn-anhalt gab es 2008 drei (3) rechtsextreme konzerte (siehe verfassungsschutzbericht), jedes davon hat 100 (hundert) besucher und die meisten von denen waren mit sicherheit älter als 15. aber klar, dass da am ende vernetzung unter tausenden statfindet! wenn man denn seine fragen falsch gestellt hat, muss man das ergebnis ja irgendwie erklären.

     

    nach ihren zahlen kämen auf deutschland, hochgerechnet bis zum alter von 25 jahren, ca. 330.000 organisierte rechtsextreme. das ist einfach nur lachhaft

  • R
    Rolf

    Wo sind denn nun die ganzen "rechten Gruppen" ("Fachterminus: Kameradschaften")??? Ich sehe keine. Irgendwo müssten die doch eigentlich mal in freier Wildbahn zu beobachten sein, wenn seine Zahlen denn stimmten.

    Das wären ja schon keine "Gruppen" mehr

    , sondern eher "Horden" oder "Armeen".

    Hat er eigentlich auch nach linksextremistischen "Gruppen" gefragt? DIE Zahlen fände ich mal interessant, denn die lassen sich auf jedem deutschen Shulhof bereits mit dem bloßen Auge erkennen.

     

    BTW, wirklich unerträglich der Mann, mein Mitgefühl der armen Redakteurin...

  • N
    Nasowas

    Pardon, aber das glaubt der Politik betreibende Kriminologe Pfeiffer doch selbst nicht, was er da aussagt.

  • F
    FMH

    Wie ich gehört habe hatte dieser Fragebogen eine längen von nicht weniger als 40 Seiten und nahm einige Stunden in Anspruch um Ausgefüllt zu werden. Es wäre also schön zu wissen, wie weit hinten die Fragen nach der Gesinnung im Katalog gestanden haben, und wie viele der Jugendlichen nicht schon nach zehn Seiten ganz abgeschalten haben. Es wäre ja nicht sehr verwunderlich, dass ein großer Teil nach einer gewissen Seitenzahl fast nur noch "B" angekreuzt hat.

  • E
    Edelweiß

    Lange Zeit waren Verfassungsschutz, Justiz und Polizei auf dem rechten Auge völlig blind. Die Gefahren welche von rechtsextremen ausgehen und die begangenen Straftaten wurden systematisch heruntergespielt. Diese Bagatellisierung könnte sich nun rächen.

     

    Die vorgelegten Zahlen müssen trotzdem bezweifelt werden. Getreu dem Motto: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Ich befürchte das dieses Schreckenszenario nur dazu dienen soll, die Befugnisse des Verfassungsschutzes auszuweiten und als Alibi für Schäuble & Co. genutzt wird und die Überwachung zu verstärken und die Grundrechte der Bürger weiter einzuschränken.

     

    Pfeiffer: „Wir haben ja keine totale Transparenz der Menschen.“

    Daran wird mit Hochdruck gearbeitet.

  • N
    Nasowas

    Welche Ergebnisse würde man wohl bekommen, wenn antisemitische Haltungen von Schülern nach dem entsprechenden Migrationshintergrund, wie es so schön heißt, aufschlüsseln würde? Oder wenn man nach den Ursachen für bestimmte Abneigungen gegen gewisse Zuwanderer erfragen würde?

     

    Nicht wenige deutsche Schüler werden an ihren Schulen und in ihrem Kiez von Einwandererkids diskriminiert. Wieso will denn kaum jemand seine Kinder auf Kreuzberger oder Neuköllner Schulen schicken? Der weit überwiegende Anteil an jungen Intensivtäter haben einen türkischen oder arabischen MH (Berliner Forum Gewaltprävention). Wäre es verwunderlich, wenn Jugendliche, die schlechte Alltagserfahrungen gamcht haben, eine kritische Einstellung zu bestimmten Einwandererklientels haben, die aber keine generelle Ausländerfeindlichkeit reflektiert?

  • W
    Wolfgang

    Das Erschrecken des Herrn Schäuble

     

    Wie eine Untersuchung des Bundesinnenministeriums erbracht hat, gehören fast 5 Prozent der Jungen rechtsextremen Vereinigungen an. Der Prozentsatz bei den Mädchen ist halb so hoch; kaum weniger schlimm, weil das lediglich darauf zurückzuführen ist, daß sie sich generell weniger für Politik interessieren.

    Das mag - uns jedenfalls - nicht überraschen. Dreimal die Augen reibt man sich freilich, wenn man liest, daß sich ausgerechnet Bundesinnenminister Schäuble (CDU) darüber "erschrocken" gezeigt hat. Schäuble, das ist ja bekanntlich der Mann, dessen Tagwerk darin besteht, die Republik nach rechts zu schieben. Doch gemach! Er ist allein darüber erschrocken, daß die ausländerfeindlichen Jugendlichen - für fast 30 % gibt es hier zuviele Ausländer - nicht in der Union oder einer anderen demokratischen Partei untergeschlüpft sind, dann wären sie nämlich im Grunde kein Problem für den Staat. Vielleicht hat Schäuble diesbezüglich auch an seiner eigenen Agitation einen Augenblick lang gezweifelt, denn gewiß ist es ärgerlich, wenn sich die gewünschten Ergebnisse nicht in einer Stärkung der eigenen Partei niederschlagen, einer Partei, die immerhin Heimat für Leute ist, die in ihrer Charta vom "christlich-abendländischen Kulturkreis" und vom "deutschen Volkstum" schwadronieren. Aber vielleicht erscheint den jungen Faschisten ja nur unverständlich, daß sich daraus kein expliziter Kampfauftrag ableitet. Anders gesagt: Die Ausländerfeindschaft soll hierzulande nicht als solche in Erscheinung treten, sondern in Form seriöser Politik. Das erscheint manch jugendlichem Heißsporn dann doch etwas verlogen.

    Die positive Darstellung des Rassismus als Ausländerfreundschaft, das ist also das, woran die Politik laboriert und was Schäuble kurz mal erschrecken ließ.

    [Wem das zu abstrakt ist, der denke - außenpolitisch - nur mal an den CDU-Vorschlag, der ja so gar nicht abendländischen Türkei eine "privilegierte EU-Partnerschaft" anzutragen. Oder innenpolitisch an die Integrationskonzepte, an den Islamunterricht in Schulen usw.]

  • N
    Nasowas

    @ Kuminall

     

    Hell- und Dunkelziffern helfen uns auch nicht weiter, wenn das Thema nicht differenziert befragt wird!

     

    Was glauben Sie würde man als Ergebnis bekommen, wenn bei antisemitischen Haltungen nach Migrationshintergrund der Befragten unterschieden würde?

    Was würde herauskommen, würde man Schüler befragen, ob sie generell ablehnend Ausländern gegenüberstehen oder eben nur bestimmten Gruppen? Und aus welchen Gründen?

     

    Die Gewaltbereitschaft unter jungen Türken und Arabern ist bedeutend höher als unter anderen Gruppen. 80% aller Intensivtäter in Berlin haben laut der Berliner Kommission Gewaltprävention einen MH, voe allem einen arabischen oder türkischen. Glauben Sie, dass die Alltagserfahrungen junger Menschen in Schulen und auf der Straße keinen Einfluss nehmen auf Antworten zu Fragen, wie z.B.: Sind Sie der Meinung, dass sich ausländische Schüler besser an die deutsche Gesellschaft anpassen sollten?

    Wenn ich eine solche Frage mit Ja beantworte, bin ich dann ausländerfeindlich?

     

    Deutschstämmige Jugendliche werden an Schulen mit hoher Migrantenquote diskriminiert. Was erwarten Sie?

  • SS
    Sascha Schierz

    Als eine "Voodoocriminology" bezeichnete der britische Kriminologe Jock Young Studien, wie diese, die Pfeiffer vorgelegt hat. Statistisch vielleicht korrekt, aber mit nur wenig Bezügen zur Alltagskultur. Dies wiegt, wie bereits in Pfeiffers "Medienverwahrlosungsstudien", schwer und noch schwerer, wenn man die Schlussfolgerungen: ein Mehr an Schule bedenkt, die vollkommen naiv als Lösung vorgeschlagen wird. Sie soll alles Regeln, zu einer kulturellen Hebung der wie auch immer Abweichenden beitragen. Das Problem der Subkulturen mag aber bereits hier systematisch angelegt sein, da Schule bzw. der Klassenraum, also der Ort von Pfeiffers Studien, sich nicht alleinig durch eine Offizialkultur beschreiben lässt (eher diese plus Schüler und Lehrersubkultur). Vielleicht, und dies wird methodisch in seinen Studien, auch der zur Deskription des Extremismus, nicht reflektiert, sondern naiv auf "wahre" Antworten, und die jenseits von sozialer Erwünschtheit, gehofft. Mich deucht, mit Jock Young, dass um irgendwie bildungstechnisch und politisch relevant zu werden, ein anderer methodischer Zugang von Nöten wäre.

  • PH
    peter hauf

    Es stimmt schon, was >Edelweiß< hier am 19.03. in Sachen "nicht selbst gefälschter Statistik" sagt; wie die Wirklichkeit nun auch immer aussehen mag - ich ziehe trotzdem einen anderen Schluss: Schäuble wartet nicht lange, um ein 'Alibi', wie E. sagt, kredenzt zu bekommen - Schäuble hat doch sogleich wieder auf der Basis der erschreckenden Pfeiffer-Studie durchgestartet und beschwört, als vermeintlichen, *ja sogar genialen* Lösungsansatz, die Neubesinnung auf eine "Geschlossenheit der Gesellschaft" ...

    So ist doch mal wieder Ruhe im Karton verordnet und - jene Wachmannschaft für alle Arten von Geschlossenheit und patiniertes oder neues Deutschtum kann darin erst schön weiter ungestört heranwachsen.

  • W
    Wollgras

    Ich halte die Veröffentlichungen von Herrn Pfeiffer und dem "Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen" für unseriös. In ihren Studien ignorieren sie immer wieder die Grundprinzipien wissenschaftlicher Arbeit, indem sie Suggestivfragen verwenden oder Vermutungen als bewiesene Tatsachen darstellen.

     

    Keineswegs möchte ich behaupten das ihre Ergebnisse grundsätzlich falsch sind, aber viel Glaubwürdiger als die Bild-Zeitung sind sie auch nicht.

  • KT
    K. -D. Tangl

    es ist richtig das Herr Pfeiffer seine Studie verteidigt, Er will sie ja verkaufen. Ich halte ihn noch immer für einen Schreibtischtäter.

  • HK
    Hans Kuminall

    Mit seinen Ausführungen zu Hell- und Dunkelfeldzahlen hat Herr Pfeiffer einen sehr wichtigen Punkt angesprochen.

    Es ist ziemlich peinlich, dass die taz-Redakteure offensichtlich auf die Differenz zwischen Verfassungsschutz und Pfeiffers Studie angesprungen sind ohne so grundlegende Unterscheidungen bedacht haben. Die namentlich nicht erwähnten "Kritiker" und "Fachleute" scheinen auch eher eine rhetorische Strategie zu sein, um von diesem taz-eigenen Fehler abzulenken.

     

    Dennoch ist die Kritik und Aufmerksamkeit gegenüber der Itemkonstruktion und dem möglicherweise problematischen Befragungsverhalten der Jugendlichen berechtigt, wie z.B. die Einrichtung eines DFG Schwerpunktprogramms zu Survey Methodology zeigt. Viel zu oft werden große Umfragen angefertigt ohne anschließend ausreichend über deren Güte Aussagen treffen zu können. Zu Recht muss sich Herr Pfeiffer daher kritische Nachfragen gefallen lassen.

     

    Das die taz dabei gleich in einen polemischen Ton verfällt, der selbst die Rassisten von PI in Euphorie versetzt, die in Pfeiffer aufgrund seiner Studien einen "Volksverräter" ausgemacht haben, ist aber mehr als traurig.

  • T
    Tim

    Hmm...klingt für mich teilweise so als würde Herr Prof. Pfeiffer in jedem Satz im Hinterkopf denken:

    "Was sie wagen es an meinen Zahlen zu zweifeln? Wie können sie auch nur denken ich läge falsch!"

    Also dass er die Möglichkeit nicht mal in Betracht zieht, dass er übers Ziel hinaus geschossen ist.

    Natürlich ist das Problem der Rechtsradikalität unter Jugendlichen ein großes und ernstes Problem, aber der "Kampf" gegen dieses Missstand verliert durch zweifelhafte Zahlen leider an Glaubwürdigkeit und spielt den Rechten vielleicht sogar noch in die Hände.

  • W
    wanja

    Vielleicht sind es etwas weniger als 3,8%, aber mit Sicherheit mindestens noch einmal so viele insgeheime Sympathisantinnen u Sympathisanten, die das bei solchen Umfragen allerdings nicht so offen sagen - mit graduellen Abschwächungen dann sogar weitere 10%, die nicht ganz so extrem sind, aber immer noch voller nationalistischer und/oder rassistischer Denkschablonen u. Vorurteile.

  • Z
    zweifler

    Das hiesse dass jeder 20. Jugendliche dieses alters in einer rechtsextremen Vereinigung ist? So ein Schwachsinn. So viele sind ja wahrscheinlich gerade einmal politisch rechts eingestellt. Der Herr Pfeiffer will sich wieder mal profilieren und seine Studien im Kampf gegen Rechts finanzieren lassen. Da würde ja die Mitgliedschaft eines Jahrgangs fast die Mitgliederzahlen aller Jahrgänge der Juso erreichen.

  • W
    Wossi

    Lobenswert, dass die TAZ den Verantwortlichen der Studie selbst zu Wort kommen lässt. Die Arithmetik von Herrn Seidel war alles andere als seriös. Weder muss man Ahnung von empirischer Sozialforschung haben, noch muss man mit der Arbeit des Verfassungsschutzes besonders vertraut sein, um zu wissen, dass man deren Ergebnisse nicht mir dem Rechenschieber kurzschließen darf. Zum Glück besteht die Berichterstattung der TAZ bezüglich Faschismus, Rassismus und Antisemitismus in der Regel nicht aus solchen Schnellschüssen.

  • PD
    p donath

    klar, herr pfeiffer! in sachsn-anhalt gab es 2008 drei (3) rechtsextreme konzerte (siehe verfassungsschutzbericht), jedes davon hat 100 (hundert) besucher und die meisten von denen waren mit sicherheit älter als 15. aber klar, dass da am ende vernetzung unter tausenden statfindet! wenn man denn seine fragen falsch gestellt hat, muss man das ergebnis ja irgendwie erklären.

     

    nach ihren zahlen kämen auf deutschland, hochgerechnet bis zum alter von 25 jahren, ca. 330.000 organisierte rechtsextreme. das ist einfach nur lachhaft

  • R
    Rolf

    Wo sind denn nun die ganzen "rechten Gruppen" ("Fachterminus: Kameradschaften")??? Ich sehe keine. Irgendwo müssten die doch eigentlich mal in freier Wildbahn zu beobachten sein, wenn seine Zahlen denn stimmten.

    Das wären ja schon keine "Gruppen" mehr

    , sondern eher "Horden" oder "Armeen".

    Hat er eigentlich auch nach linksextremistischen "Gruppen" gefragt? DIE Zahlen fände ich mal interessant, denn die lassen sich auf jedem deutschen Shulhof bereits mit dem bloßen Auge erkennen.

     

    BTW, wirklich unerträglich der Mann, mein Mitgefühl der armen Redakteurin...

  • N
    Nasowas

    Pardon, aber das glaubt der Politik betreibende Kriminologe Pfeiffer doch selbst nicht, was er da aussagt.

  • F
    FMH

    Wie ich gehört habe hatte dieser Fragebogen eine längen von nicht weniger als 40 Seiten und nahm einige Stunden in Anspruch um Ausgefüllt zu werden. Es wäre also schön zu wissen, wie weit hinten die Fragen nach der Gesinnung im Katalog gestanden haben, und wie viele der Jugendlichen nicht schon nach zehn Seiten ganz abgeschalten haben. Es wäre ja nicht sehr verwunderlich, dass ein großer Teil nach einer gewissen Seitenzahl fast nur noch "B" angekreuzt hat.

  • E
    Edelweiß

    Lange Zeit waren Verfassungsschutz, Justiz und Polizei auf dem rechten Auge völlig blind. Die Gefahren welche von rechtsextremen ausgehen und die begangenen Straftaten wurden systematisch heruntergespielt. Diese Bagatellisierung könnte sich nun rächen.

     

    Die vorgelegten Zahlen müssen trotzdem bezweifelt werden. Getreu dem Motto: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Ich befürchte das dieses Schreckenszenario nur dazu dienen soll, die Befugnisse des Verfassungsschutzes auszuweiten und als Alibi für Schäuble & Co. genutzt wird und die Überwachung zu verstärken und die Grundrechte der Bürger weiter einzuschränken.

     

    Pfeiffer: „Wir haben ja keine totale Transparenz der Menschen.“

    Daran wird mit Hochdruck gearbeitet.

  • N
    Nasowas

    Welche Ergebnisse würde man wohl bekommen, wenn antisemitische Haltungen von Schülern nach dem entsprechenden Migrationshintergrund, wie es so schön heißt, aufschlüsseln würde? Oder wenn man nach den Ursachen für bestimmte Abneigungen gegen gewisse Zuwanderer erfragen würde?

     

    Nicht wenige deutsche Schüler werden an ihren Schulen und in ihrem Kiez von Einwandererkids diskriminiert. Wieso will denn kaum jemand seine Kinder auf Kreuzberger oder Neuköllner Schulen schicken? Der weit überwiegende Anteil an jungen Intensivtäter haben einen türkischen oder arabischen MH (Berliner Forum Gewaltprävention). Wäre es verwunderlich, wenn Jugendliche, die schlechte Alltagserfahrungen gamcht haben, eine kritische Einstellung zu bestimmten Einwandererklientels haben, die aber keine generelle Ausländerfeindlichkeit reflektiert?

  • W
    Wolfgang

    Das Erschrecken des Herrn Schäuble

     

    Wie eine Untersuchung des Bundesinnenministeriums erbracht hat, gehören fast 5 Prozent der Jungen rechtsextremen Vereinigungen an. Der Prozentsatz bei den Mädchen ist halb so hoch; kaum weniger schlimm, weil das lediglich darauf zurückzuführen ist, daß sie sich generell weniger für Politik interessieren.

    Das mag - uns jedenfalls - nicht überraschen. Dreimal die Augen reibt man sich freilich, wenn man liest, daß sich ausgerechnet Bundesinnenminister Schäuble (CDU) darüber "erschrocken" gezeigt hat. Schäuble, das ist ja bekanntlich der Mann, dessen Tagwerk darin besteht, die Republik nach rechts zu schieben. Doch gemach! Er ist allein darüber erschrocken, daß die ausländerfeindlichen Jugendlichen - für fast 30 % gibt es hier zuviele Ausländer - nicht in der Union oder einer anderen demokratischen Partei untergeschlüpft sind, dann wären sie nämlich im Grunde kein Problem für den Staat. Vielleicht hat Schäuble diesbezüglich auch an seiner eigenen Agitation einen Augenblick lang gezweifelt, denn gewiß ist es ärgerlich, wenn sich die gewünschten Ergebnisse nicht in einer Stärkung der eigenen Partei niederschlagen, einer Partei, die immerhin Heimat für Leute ist, die in ihrer Charta vom "christlich-abendländischen Kulturkreis" und vom "deutschen Volkstum" schwadronieren. Aber vielleicht erscheint den jungen Faschisten ja nur unverständlich, daß sich daraus kein expliziter Kampfauftrag ableitet. Anders gesagt: Die Ausländerfeindschaft soll hierzulande nicht als solche in Erscheinung treten, sondern in Form seriöser Politik. Das erscheint manch jugendlichem Heißsporn dann doch etwas verlogen.

    Die positive Darstellung des Rassismus als Ausländerfreundschaft, das ist also das, woran die Politik laboriert und was Schäuble kurz mal erschrecken ließ.

    [Wem das zu abstrakt ist, der denke - außenpolitisch - nur mal an den CDU-Vorschlag, der ja so gar nicht abendländischen Türkei eine "privilegierte EU-Partnerschaft" anzutragen. Oder innenpolitisch an die Integrationskonzepte, an den Islamunterricht in Schulen usw.]

  • N
    Nasowas

    @ Kuminall

     

    Hell- und Dunkelziffern helfen uns auch nicht weiter, wenn das Thema nicht differenziert befragt wird!

     

    Was glauben Sie würde man als Ergebnis bekommen, wenn bei antisemitischen Haltungen nach Migrationshintergrund der Befragten unterschieden würde?

    Was würde herauskommen, würde man Schüler befragen, ob sie generell ablehnend Ausländern gegenüberstehen oder eben nur bestimmten Gruppen? Und aus welchen Gründen?

     

    Die Gewaltbereitschaft unter jungen Türken und Arabern ist bedeutend höher als unter anderen Gruppen. 80% aller Intensivtäter in Berlin haben laut der Berliner Kommission Gewaltprävention einen MH, voe allem einen arabischen oder türkischen. Glauben Sie, dass die Alltagserfahrungen junger Menschen in Schulen und auf der Straße keinen Einfluss nehmen auf Antworten zu Fragen, wie z.B.: Sind Sie der Meinung, dass sich ausländische Schüler besser an die deutsche Gesellschaft anpassen sollten?

    Wenn ich eine solche Frage mit Ja beantworte, bin ich dann ausländerfeindlich?

     

    Deutschstämmige Jugendliche werden an Schulen mit hoher Migrantenquote diskriminiert. Was erwarten Sie?

  • SS
    Sascha Schierz

    Als eine "Voodoocriminology" bezeichnete der britische Kriminologe Jock Young Studien, wie diese, die Pfeiffer vorgelegt hat. Statistisch vielleicht korrekt, aber mit nur wenig Bezügen zur Alltagskultur. Dies wiegt, wie bereits in Pfeiffers "Medienverwahrlosungsstudien", schwer und noch schwerer, wenn man die Schlussfolgerungen: ein Mehr an Schule bedenkt, die vollkommen naiv als Lösung vorgeschlagen wird. Sie soll alles Regeln, zu einer kulturellen Hebung der wie auch immer Abweichenden beitragen. Das Problem der Subkulturen mag aber bereits hier systematisch angelegt sein, da Schule bzw. der Klassenraum, also der Ort von Pfeiffers Studien, sich nicht alleinig durch eine Offizialkultur beschreiben lässt (eher diese plus Schüler und Lehrersubkultur). Vielleicht, und dies wird methodisch in seinen Studien, auch der zur Deskription des Extremismus, nicht reflektiert, sondern naiv auf "wahre" Antworten, und die jenseits von sozialer Erwünschtheit, gehofft. Mich deucht, mit Jock Young, dass um irgendwie bildungstechnisch und politisch relevant zu werden, ein anderer methodischer Zugang von Nöten wäre.

  • PH
    peter hauf

    Es stimmt schon, was >Edelweiß< hier am 19.03. in Sachen "nicht selbst gefälschter Statistik" sagt; wie die Wirklichkeit nun auch immer aussehen mag - ich ziehe trotzdem einen anderen Schluss: Schäuble wartet nicht lange, um ein 'Alibi', wie E. sagt, kredenzt zu bekommen - Schäuble hat doch sogleich wieder auf der Basis der erschreckenden Pfeiffer-Studie durchgestartet und beschwört, als vermeintlichen, *ja sogar genialen* Lösungsansatz, die Neubesinnung auf eine "Geschlossenheit der Gesellschaft" ...

    So ist doch mal wieder Ruhe im Karton verordnet und - jene Wachmannschaft für alle Arten von Geschlossenheit und patiniertes oder neues Deutschtum kann darin erst schön weiter ungestört heranwachsen.

  • W
    Wollgras

    Ich halte die Veröffentlichungen von Herrn Pfeiffer und dem "Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen" für unseriös. In ihren Studien ignorieren sie immer wieder die Grundprinzipien wissenschaftlicher Arbeit, indem sie Suggestivfragen verwenden oder Vermutungen als bewiesene Tatsachen darstellen.

     

    Keineswegs möchte ich behaupten das ihre Ergebnisse grundsätzlich falsch sind, aber viel Glaubwürdiger als die Bild-Zeitung sind sie auch nicht.

  • KT
    K. -D. Tangl

    es ist richtig das Herr Pfeiffer seine Studie verteidigt, Er will sie ja verkaufen. Ich halte ihn noch immer für einen Schreibtischtäter.

  • HK
    Hans Kuminall

    Mit seinen Ausführungen zu Hell- und Dunkelfeldzahlen hat Herr Pfeiffer einen sehr wichtigen Punkt angesprochen.

    Es ist ziemlich peinlich, dass die taz-Redakteure offensichtlich auf die Differenz zwischen Verfassungsschutz und Pfeiffers Studie angesprungen sind ohne so grundlegende Unterscheidungen bedacht haben. Die namentlich nicht erwähnten "Kritiker" und "Fachleute" scheinen auch eher eine rhetorische Strategie zu sein, um von diesem taz-eigenen Fehler abzulenken.

     

    Dennoch ist die Kritik und Aufmerksamkeit gegenüber der Itemkonstruktion und dem möglicherweise problematischen Befragungsverhalten der Jugendlichen berechtigt, wie z.B. die Einrichtung eines DFG Schwerpunktprogramms zu Survey Methodology zeigt. Viel zu oft werden große Umfragen angefertigt ohne anschließend ausreichend über deren Güte Aussagen treffen zu können. Zu Recht muss sich Herr Pfeiffer daher kritische Nachfragen gefallen lassen.

     

    Das die taz dabei gleich in einen polemischen Ton verfällt, der selbst die Rassisten von PI in Euphorie versetzt, die in Pfeiffer aufgrund seiner Studien einen "Volksverräter" ausgemacht haben, ist aber mehr als traurig.

  • T
    Tim

    Hmm...klingt für mich teilweise so als würde Herr Prof. Pfeiffer in jedem Satz im Hinterkopf denken:

    "Was sie wagen es an meinen Zahlen zu zweifeln? Wie können sie auch nur denken ich läge falsch!"

    Also dass er die Möglichkeit nicht mal in Betracht zieht, dass er übers Ziel hinaus geschossen ist.

    Natürlich ist das Problem der Rechtsradikalität unter Jugendlichen ein großes und ernstes Problem, aber der "Kampf" gegen dieses Missstand verliert durch zweifelhafte Zahlen leider an Glaubwürdigkeit und spielt den Rechten vielleicht sogar noch in die Hände.

  • W
    wanja

    Vielleicht sind es etwas weniger als 3,8%, aber mit Sicherheit mindestens noch einmal so viele insgeheime Sympathisantinnen u Sympathisanten, die das bei solchen Umfragen allerdings nicht so offen sagen - mit graduellen Abschwächungen dann sogar weitere 10%, die nicht ganz so extrem sind, aber immer noch voller nationalistischer und/oder rassistischer Denkschablonen u. Vorurteile.

  • Z
    zweifler

    Das hiesse dass jeder 20. Jugendliche dieses alters in einer rechtsextremen Vereinigung ist? So ein Schwachsinn. So viele sind ja wahrscheinlich gerade einmal politisch rechts eingestellt. Der Herr Pfeiffer will sich wieder mal profilieren und seine Studien im Kampf gegen Rechts finanzieren lassen. Da würde ja die Mitgliedschaft eines Jahrgangs fast die Mitgliederzahlen aller Jahrgänge der Juso erreichen.

  • W
    Wossi

    Lobenswert, dass die TAZ den Verantwortlichen der Studie selbst zu Wort kommen lässt. Die Arithmetik von Herrn Seidel war alles andere als seriös. Weder muss man Ahnung von empirischer Sozialforschung haben, noch muss man mit der Arbeit des Verfassungsschutzes besonders vertraut sein, um zu wissen, dass man deren Ergebnisse nicht mir dem Rechenschieber kurzschließen darf. Zum Glück besteht die Berichterstattung der TAZ bezüglich Faschismus, Rassismus und Antisemitismus in der Regel nicht aus solchen Schnellschüssen.

  • PD
    p donath

    klar, herr pfeiffer! in sachsn-anhalt gab es 2008 drei (3) rechtsextreme konzerte (siehe verfassungsschutzbericht), jedes davon hat 100 (hundert) besucher und die meisten von denen waren mit sicherheit älter als 15. aber klar, dass da am ende vernetzung unter tausenden statfindet! wenn man denn seine fragen falsch gestellt hat, muss man das ergebnis ja irgendwie erklären.

     

    nach ihren zahlen kämen auf deutschland, hochgerechnet bis zum alter von 25 jahren, ca. 330.000 organisierte rechtsextreme. das ist einfach nur lachhaft

  • R
    Rolf

    Wo sind denn nun die ganzen "rechten Gruppen" ("Fachterminus: Kameradschaften")??? Ich sehe keine. Irgendwo müssten die doch eigentlich mal in freier Wildbahn zu beobachten sein, wenn seine Zahlen denn stimmten.

    Das wären ja schon keine "Gruppen" mehr

    , sondern eher "Horden" oder "Armeen".

    Hat er eigentlich auch nach linksextremistischen "Gruppen" gefragt? DIE Zahlen fände ich mal interessant, denn die lassen sich auf jedem deutschen Shulhof bereits mit dem bloßen Auge erkennen.

     

    BTW, wirklich unerträglich der Mann, mein Mitgefühl der armen Redakteurin...

  • N
    Nasowas

    Pardon, aber das glaubt der Politik betreibende Kriminologe Pfeiffer doch selbst nicht, was er da aussagt.

  • F
    FMH

    Wie ich gehört habe hatte dieser Fragebogen eine längen von nicht weniger als 40 Seiten und nahm einige Stunden in Anspruch um Ausgefüllt zu werden. Es wäre also schön zu wissen, wie weit hinten die Fragen nach der Gesinnung im Katalog gestanden haben, und wie viele der Jugendlichen nicht schon nach zehn Seiten ganz abgeschalten haben. Es wäre ja nicht sehr verwunderlich, dass ein großer Teil nach einer gewissen Seitenzahl fast nur noch "B" angekreuzt hat.

  • E
    Edelweiß

    Lange Zeit waren Verfassungsschutz, Justiz und Polizei auf dem rechten Auge völlig blind. Die Gefahren welche von rechtsextremen ausgehen und die begangenen Straftaten wurden systematisch heruntergespielt. Diese Bagatellisierung könnte sich nun rächen.

     

    Die vorgelegten Zahlen müssen trotzdem bezweifelt werden. Getreu dem Motto: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Ich befürchte das dieses Schreckenszenario nur dazu dienen soll, die Befugnisse des Verfassungsschutzes auszuweiten und als Alibi für Schäuble & Co. genutzt wird und die Überwachung zu verstärken und die Grundrechte der Bürger weiter einzuschränken.

     

    Pfeiffer: „Wir haben ja keine totale Transparenz der Menschen.“

    Daran wird mit Hochdruck gearbeitet.