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Pfaueninsel in BerlinDie Wasserbüffel sind zurück

Die Wasserbüffel bei der Ankunft auf der Pfaueninsel Foto: plu

Berlin taz | Eine steife Brise geht über das Wasser. Schon an der Fährstation hört man sie am anderen Ufer schreien: „Miau-miau“ – die Pfauen sind paarungsbereit. An die 70 Exemplare leben auf der Insel, einem kleinen grünen Juwel in der Havel. Aber an diesem Donnerstag ist man nicht wegen der Vögel hier.

Rumpeln auf dem Kopfsteinpflaster kündigt das Nahen eines Viehtransporters an. Die Wasserbüffel kommen! Große gespitzte Ohren und riesige dunkle Augen sind durch die Luken zu erkennen. Zwei Muttertiere und zwei Kälber vom Ökohof Gut Darß in Born in Mecklenburg-Vorpommern.

Seit 2010 gibt es die Tradition, dass Wasserbüffel auf der Pfaueninsel die Sommermonate verbringen. Die Tiere sollen die artenreichen Feuchtwiesen von Gehölzaufwuchs freihalten, sind im Laufe der Zeit aber zu einer Attraktion geworden. Viele Familien kämen nur wegen der Tiere auf die Insel, erklärt Jan Uhlig, Fachbereichsleiter der Pfaueninsel. Wo sieht ein Berliner Kind sonst schon mal ein Rind, geschweige denn ein Kälbchen?

Sommerfrischler werden erwartet

Vorsichtig fährt der Fahrer den Viehtransporter auf die Fähre, die Reporterin darf dort zusteigen. Über einen Sandweg juckelt das Gefährt auf der anderen Seite bis zur nordöstlichen Spitze der Insel. Die halbe Belegschaft der Pfaueninsel wartet dort schon auf die Sommerfrischler. Mirko Wunderlich, seit 20 Jahren Tierpfleger dort, öffnet den Zaun, damit der Transporter rückwärts auf die Wiese fahren kann.

Dann kommt der große Moment, und die Klappe geht auf. Drei Stunden hat die Fahrt von der Ostsee gedauert. Vorsichtig treten die Kühe nacheinander ins Freie. Zuerst Olympia, „die war schon mal hier, das erkenne ich an dem hellen grauen Fell“, sagt Uhlig. Dann kommt Marie. Beide Muttertiere sind von eher gedrungener Statur, haben aber kräftige, leicht gebogene Hörner. Hinter ihnen stolpern die Kälber aus dem Wagen, Lisa und Henry. Es dauert einen kurzen Moment, dann jagen sie wie von einer Hummel gestochen mit Bocksprüngen über die Wiese. Wie übermütige Kinder, die lange stillsitzen mussten.

Schon bald ist die kleine Herde unter einer Baumgruppe verschwunden. Die Mütter machen sich über das dort für sie versteckte Heu her. „Olympia hat sich das gemerkt“, sagt Uhlig. „Es ist ein gutes Zeichen, wenn sie gleich anfangen zu fressen.“

Normalerweise kommen die Wasserbüffel erst im Juni auf die Pfaueninsel, weil das Gras da höher ist. Aber der kommende Sonntag ist ein Festtag. Das Schloss, das König Friedrich Wilhelm II. vor mehr als 200 Jahren für sich und seine Geliebte Wilhelmine Encke bauen ließ, wird wieder für Besucher geöffnet. Sieben Jahre hat die Sanierung gedauert.

Dazu kommt: Die Pfauen sind mitten in der Balz. Mit etwas Glück kann man einen Hahn beobachten, der mit seiner Federschleppe ein Rad schlägt. Auf dem Boden liegende Pfauenfedern dürfen übrigens immer mitgenommen werden.

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