Pfarrer über Gender und Spielzeug: „Zwei Josefs in der Krippe“
Zwei männliche Löwen als Teil einer Kinder-Arche-Noah? Auf Twitter ist das ein Problem, der Berliner Pfarrer Björn Borrmann lacht.
Der Drogeriemarkt Rossmann verkauft eine Arche Noah mit zwei männlichen Löwen als Holzspielzeug für Kleinkinder. Auf Twitter entfacht das daraufhin eine Debatte über das Gendering von Tieren, Homosexualität und die Kirche. Drei Fragen an einen evangelischen Pfarrer.
taz: Herr Borrmann, zwei männliche Löwen auf der Arche Noah. Wieso soll das denn nicht gehen, Herr Borrmann?
Björn Borrmann: Das ist eher eine Frage an Biolog*innen. Als Theologe schaue ich mir die Urgeschichte im 1. Buch Mose an und sehe an vielen Stellen, wie sehr die Erzählung von der Arche auf die Erhaltung der Artenvielfalt abzielt: „Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben, das Männchen und sein Weibchen, von den unreinen Tieren aber je ein Paar, das Männchen und sein Weibchen.“ Wenn man die Arche darstellen will, könnte man sich auch an das Original halten mit Löwe und Löwin, müsste dann aber auch Noah als 600 Jahre alten Mann abbilden.
Sind solche Debatten auf Twitter nötig oder nervig und weit hergeholt?
Björn Borrmann, 38, ist Pfarrer der Kirchengemeinde St. Nikolai in Berlin-Spandau.
Über diese Arche konnte ich sehr lachen – aber ich sehe hier den Aufreger nicht so recht. Was wir Kindern zum Spielen geben und welche Rollenangebote sie bekommen, darüber muss man diskutieren. Hier empfehle ich, sich vielleicht mal die Aktionen von pinkstinks.de (Protestorganisation, die gegen Produkte, Werbe- und Medieninhalte agiert, die Kindern eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen, Anm. d. Red.) anzusehen. Über die Produktionsbedingungen von Holzspielzeug muss man wohl auch reden, aber regelmäßig eine Debatte vom Zaun zu brechen, die allen Bibellesenden unterschwellig Fundamentalismus unterstellt, ist nicht nötig.
Dürften Kleinkinder aus Ihrer Gemeinde mit der Holzarche spielen?
Dürfen sie. Die Weihnachtskrippe in meinem Pfarrhaus hat ja auch eine Dalmatinerin, zwei Josefs und ein Einhorn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee