Petition der Woche: Ausnahmsweise ein Herz für Tauben
Durch die Coronakrise fehlt den Tauben in der Stadt die Nahrung. Eine Petition fordert nun Futterstellen für die Vögel.
Die Sars-CoV-2-Pandemie trifft alle – nicht nur die Spezies Mensch. Diese Woche wurde bekannt, dass sich die eine Hauskatze in Lüttich mit dem Cronavirus infiziert hatte. Andere Tiere spüren die Folgen der Coronakrise ebenfalls, auch wenn sie sich nicht selbst infiziert haben: Taubenliebhaber machen jetzt darauf aufmerksam, dass die Coronakrise die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Stadttaube stört. Niemand lässt mehr seine Pommes liegen, es liegt kein Lahmacunrest mehr auf der Straße, den die Tauben aufpicken könnten. Stadttauben hängen sehr stark von den Nahrungsabfällen des Menschen ab. Eine Petition des Vereins „Straßentaube und Stadtleben“ macht nun auf die Situation der Tauben aufmerksam. Der Verein fordert die Einrichtung von Futterstellen. Sei dies auf die Schnelle nicht zu schaffen, solle das Fütterungsverbot vorübergehend ausgesetzt werden.
Der gleichgültige Großstädter fragt sich sicherlich an dieser Stelle: Was kümmern uns diese fliegenden Ratten, können die nicht einfach aufs Land abhauen und sich dort was zu fressen suchen? So mancher wird es wohl gar nicht so schade finden, wenn die ein oder andere Taube dran glauben muss. Der Verein „Straßentaube und Stadtleben“ sieht das naturgemäß anders. „Tauben wissen nicht, wo sie ihr Futter finden auf dem Feld, die haben das nicht gelernt“, sagt Anna Faix, eine der Initiatorinnen der Petition.
Lars Lachmann, Ornithologe beim Nabu, sieht es so: Stadttauben seien zwar extrem standorttreu, deshalb könne es durchaus sein, dass sie die Städte nicht verlassen. Andererseits gebe es dazu auch keine empirischen Befunde. „Vielleicht sind sie ja doch mobiler als erwartet? Auf den Feldern gibt es ja weiterhin Nahrung.“ Er würde erst mal abwarten, wie sich die Tauben verhalten, bevor er eine solche Petition unterstützen würde. Faix dagegen fragt auch: „Wenn alle Tauben aus den Städten auf die Felder fliegen würden, was wäre dann los?“
Fütterungsverbote gibt es in vielen Städten. Begründet meistens mit der Übertragung von Krankheiten, der notwendigen Kontrolle der Population oder dem Kot. Die Taube als Schädling, als Überträger von Krankheiten, das sei ein überholtes und wissenschaftlich widerlegtes Bild, meint Faix. Ornithologe Lachmann stimmt dem zu: „In den Dichten, wie sie in Deutschland vorkommen, sind die harmlos.“

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Eine vorübergehende Aufhebung des Fütterungsverbots sei auch aus Sicht des Nabu nicht schädlich.
Normalerweise setzen wilde Vögel mit dem Brüten aus, wenn die Nahrung knapp wird. Bei Tauben ist das jedoch anders: „Die brüten durch ihren vom Menschen angezüchteten Brutzwang weiter“, erzählt Anna Faix. Denn Stadttauben sind verwilderte Haustiere. „Die brüten fröhlich weiter“. Heißt: Futterknappheit führt nicht zu einer Regulation der Population, sondern dazu, dass noch mehr Tauben verhungern. Besser sind da Taubenschläge, in denen die Eier gegen Gipseier ausgetauscht werden.
Mittlerweile haben etwa 20.000 Menschen die Petition unterschrieben. Erste Reaktionen kamen aus den Städten Braunschweig und Köln, so Faix. Man wolle eine Fütterung durch den Verein „Straßentaube und Stadtleben“ nun dulden.
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