Peter Unfried auf dem taz.lab: Antiautoritäre Kinder
Der taz-Chefreporter und Experte für Schwabentum fragt sich in seinem neuen Buch, was er falsch macht, obwohl er seinen Nachwuchs „zeitgemäß modern“ erzieht.
Wie heißt das Buch?
„Autorität ist, wenn die Kinder durchgreifen.“ (Ludwig).
Wer sind die Hauptpersonen?
Penelope, 13. Duscht dauernd. Liest Gala und Goethe. Ist Radikalvegetarierin. Adorno, 11. Duscht nicht. Liest nicht. Fährt nicht Fahrrad. Isst kein Fleisch. Die Macht. Mutter. Deutlich jünger als ihr Mann. Duschverhalten einwandfrei. Oddo. Schwäbischer Metzgermeister. Großvater der Kinder. Liebt Fleisch. Der Superöko. Onkel der Kinder. Ökologisch verstrahlt, sonst okay. Minki. Nachbar und „Freund“. Reich. Klug. Machertyp. Nicht zum Aushalten. Carolin. Aus Wien. Minkis jetzige Frau und frühere Praktikantin. Christine. Minkis Exfrau. Immer noch links. Leicht verhärmt. Der Vater. Der einzig Normale.
Worum geht es?
Da verzichtet man wegen der Kinder auf dies und das, kauft nur noch Bio, fährt sogar mit ihnen nach Disneyland - und dann ist es wieder nicht recht. Überhaupt ist praktisch alles anders, als sich Peter Unfried das gedacht hatte, als er und seine Frau beschlossen, ihre beiden Kinder „zeitgemäß modern zu erziehen“. Also nicht wie diese antiautoritären, linken Schluffis, aber vor allem auch nicht so schwäbisch-autoritär, wie es die eigenen Eltern praktizierten. Penelope, 13, und Adorno, 11, sollten frei leben, frei denken, frei reden - und genau das machen sie jetzt. Ihr Neospießertum, Materialismus, Relativismus und Vegetarismus sind kaum auszuhalten.
Warum geht es wirklich?
Wenn wir konzedieren, dass sich ein geglücktes Leben nicht an öffentlichen Fragen wie dem Atomausstieg entscheidet, geht es vermutlich um alles: Was kann man tun, damit seine Kinder ein ordentliches Leben führen können - und man selbst nicht verrückt wird? Wie geht man mit den eigenen Lebenslügen und Vorurteilen um? Sind doch nicht immer die anderen schuld?
Was ist der Schwabenfaktor?
Der Vater war einst extra nach Berlin gezogen, um seinen Nachwuchs vor einer „Schwabendeformation“ zu schützen. Es sollten immer 500 Kilometer zwischen ihnen und Baden-Württemberg sein. Nachdem er aber geschäftlich gezwungen ist, öfter nach Stuttgart zu fahren, ist er wieder Vollschwabe und will, dass Penelope und Adorno „Schwäbisch als Fremdsprache“ lernen. Vergebens. Dass sie Schwaben ablehnen, bleibt sein einziger Erziehungserfolg.
Was sagt Daniel Cohn-Bendit?
„Wer seine Kinder Penelope und Adorno nennt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie autoritär zurückschlagen.“
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