Peta zur Lungenerkrankung aus China: Fleisch schuld an Corona?

Die Tierschutz-Organisation Peta macht den Viehmarkt verantwortlich. Ein Infektiologe hält das bisher nicht für erwiesen​.

TierschutzaktivistInnen demonstrieren mit Tiermasken gegen Massentierhaltung als Ursache für den den Ausbruch des Coronavisus.

TierschutzerInnen in Südkorea demonstrieren gegen den Verzehr von Wildtieren Foto: Kang Min-Ji/Yonhap/ap/dpa

Berlin taz | Für die Tierrechtsorganisation Peta ist die Sache klar: Die Fleischindustrie sei schuld am Ausbruch des Coronavirus, teilte der Verband kürzlich mit. „Verdreckte Ställe, in denen Tiere dicht zusammengepfercht ausharren müssen, Schlachthäuser und Fleischmärkte sind für Menschen auf der ganzen Welt eine gesundheitliche Bedrohung“, so Harald Ullmann, zweiter Vorsitzender der Peta Deutschland.

„Denn sie sind eine wahre Brutstätte für tödliche Krankheiten wie das Coronavirus, Sars, die Vogelgrippe und viele mehr.“ Fleisch sei zudem besonders anfällig für eine Kontamination mit Krankheitserregern wie E. Coli, Campylobacter (bakterielle Erreger von Durchfall-Erkrankungen) und Salmonellen.

Es sei „weit hergeholt“, die Massentierhaltung als Auslöser des Virus zu benennen, sagt jedoch Bernd Salzberger, Präsident der Gesellschaft für Infektiologie. „In der Massentierhaltung kommt es zu anderen Problemen, zum Beispiel durch Antibiotika.“ Salzberger schätzt, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis die ForscherInnen in China Klarheit über die Herkunft des Virus schaffen können.

„Derzeit werden viele Tiere, vor allem aus dem Markt in Wuhan, untersucht und natürlich sucht man auch nach verwandten Viren in anderen Tieren.“ Es sei allerdings möglich, dass der Ursprung nicht zurückzuführen sei.

Viehmarkt als Auslöser?

Zu Beginn der Corona-Epidemie berichteten zahlreiche Medien, das Virus habe sich vom Huanan Seafood Market in Wuhan ausgebreitet, einem Markt, auf dem lebendige und tote Tiere verkauft werden. Die chinesische Regierung reagierte mit einem temporären Verkaufsverbot von Wildtieren auf Märkten, Online-Plattformen und Restaurants. Englische Boulevardmedien berichteten, der Verzehr von Fledermaussuppe habe zur Infektion geführt. Salzberger widerspricht.

„Eine Übertragung vom gekochten Tier auf den Menschen ist nicht möglich“, erklärt der Experte. „Man weiß außerdem noch nicht, ob der Markt die Quelle oder nur ein Zwischenstopp des Virus war.“ Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung teilt mit: „Eine Übertragung des Erregers über Lebensmittel auf den Menschen ist nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand unwahrscheinlich.“ Nach eigenen Angaben bezieht sich auch Peta in ihrer Pressemitteilung auf die mediale Berichterstattung.

Am Montagabend meldeten bayerische Behörden den ersten Fall einer Coronainfektion in Deutschland. Die Tierschutzorganisation nutzt das – und kündigt an, in ihrem Onlineshop zukünftig Atemschutzmasken mit der Aufschrift „Tierstall und Fleischmarkt: Geburtsort für Killerviren“ zu verkaufen. „Petas Atemschutzmasken fordern die Menschen auf, sich selbst zu schützen, indem sie Fleisch meiden und sich vegan ernähren“, erklärt der Vorsitzende Ullmann. Die Lieferung der Masken solle im Februar erfolgen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.