Peta kritisiert Jagd auf Vögel in Bremen: Sterbende Schwäne
In Bremen hat die Jagdsaison auf Höckerschwäne begonnen. Die Tierschutzorganisation Peta fordert ein Verbot, aber den Jägern schmeckt̕s
Die Bundesländer haben jeweils eigene Landesjagdgesetze und können selbst darüber entscheiden, welche Tiere bejagt werden und welche nicht. Bremen hat für die Höckerschwäne keine weitergehende Regelung erlassen, sie dürfen hier somit bejagt werden. Auch eine Ausnahmegenehmigung wird dafür nicht benötigt. Im vergangenen Jahr wurden in Bremen 14 Höckerschwäne geschossen, im Jahr davor waren es 28.
„Die Höckerschwäne werden hier bejagt, allerdings nicht gezielt“, sagt der Stadtjägermeister Harro Tempelmann. Vielmehr würden sie gelegentlich „mitgeschossen“, wenn etwa bei der Entenjagd plötzlich auch Schwäne am selben Teich auftauchten. Der Grund für die Bejagung ist einfach: „Weil sie gut schmecken“, sagt der Stadtjägermeister.
Tatsächlich gilt das Fleisch von Schwänen bei manchen als Delikatesse. Getötet würden allerdings nur die braunen Jungtiere: Nur dann sei garantiert, dass das Fleisch auch zart sei. Schwäne bekommen ihr weißes Federkleid etwa mit einem Jahr. Die Tiere können weit über 20 Jahre alt werden, zu groß ist dann die Gefahr, dass das Fleisch eines weißen Schwans zäh ist.
Verbot des „sinnlosen Tötens“
Die Tierrechtsorganisation Peta sieht in der Jagd auf Höckerschwäne einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und fordert in einer Presseerklärung ein Verbot des „sinnlosen Tötens“. Laut Tierschutzgesetz müsse ein „vernünftiger Grund“ vorliegen, und der sei hier nicht gegeben, heißt es weiter. Die Jagd auf Schwäne sei lediglich ein „blutiges Hobby“, so Peta.
Beate Kasper, Jagdreferentin beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr erklärt es so: „Ob das Tierschutzgesetz mit dem Jagdrecht kollidiert, ist eine Abwägungsfrage.“ Es gehe darum, ob zum Beispiel die Gewinnung von Nahrung für den menschlichen Verzehr als „vernünftiger Grund“ gelte.
Harro Tempelmann, jägermeister
Ein weiterer „vernünftiger Grund“ könne es sein, von den Tieren verursachte Flurschäden zu verhindern: Schwäne sind als Vegetarier zwar für andere Arten ungefährlich, können aber durch ihren Kot beispielsweise auf Rapsfeldern Schäden verursachen.
Nach Auskunft der Behörde war das in den meisten Fällen der Grund für die Bejagung: „Die Schwäne haben Flurschäden angerichtet, indem sie frisch eingesetzte Samen gefressen haben“, sagte Jens Tittmann, Sprecher des Umweltsenators.
Davon war beim Stadtjägermeister Harro Tempelmann zwar keine Rede, aber die Umweltbehörde will an der Schwanbejagung ohnehin festhalten: „Aufgrund der geringen Zahl der geschossenen Schwäne sehen wir jedenfalls keinen Handlungsbedarf.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Die Wahrheit
Der erste Schnee