piwik no script img

Perus Ex-Präsident Fujimori kandidiertRespektiert wie gefürchtet

Alberto Fujimori war zehn Jahre lang Perus Präsident – eine Zeit mit vielen Menschenrechtsverletzungen. Nun plant der 86-Jährige ein Comeback.

Wurde im Jahr 1990 als krasser Außenseiter zum Präsidenten von Peru gewählt: Alberto Fujimori Foto: El Comercio/Zuma Press/imago

Buenos Aires taz | Perus Ex-Präsident Alberto Fujimori will zurück an die Macht. Das teilte seine Tochter Keiko Fujimori am Sonntag (Ortszeit) mit. „Mein Vater und ich haben uns unterhalten und gemeinsam entschieden, dass er der Präsidentschaftskandidat sein wird“, so Keiko.

Fujimori regierte Peru von 1990 bis 2000 zwei Amtszeiten lang mit harter Hand. Die nächste Präsidentschaftswahl findet 2026 statt. Ob es der bald 86-Jährige bis dahin schafft, ist offen. Während seiner Zeit im Gefängnis haben er und seine Tochter immer wieder seinen angeblich schlechten Gesundheitszustand angeführt, um eine Begnadigung zu erwirken. Zuletzt hatte es geheißen, er leide an Zungenkrebs.

Vater und Tochter sind unzertrennlich. Als sich Alberto 1994 von seiner Frau trennte, hielt die damals 19-jährige Keiko zu ihm und übernahm die Rolle der First Lady. Auch als ihr Vater im Jahr 2000 aus dem Amt und nach Japan floh, hielt sie ihm die Treue. In seine präsidia­len Fußstapfen konnte sie jedoch nicht treten: Dreimal scheiterte sie beim Versuch, selbst Präsidentin zu werden. Jetzt stellt sie sich offensichtlich hinter ihren Vater, zumal sie derzeit wegen Korruption vor Gericht steht und die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von 30 Jahren und 10 Monaten für sie gefordert hat.

Ob Alberto Fujimori 1938 als Sohn einer japanischen Einwandererfamilie in der Hauptstadt Lima geboren wurde ist umstritten. Seine mögliche Geburt in Japan hätte seine spätere Präsidentschaftskandidatur verhindert. Bildung und Erziehung galten jedoch zunächst als Garant für den Aufstieg. Sein Werdegang führte ihn zum Studium der Physik in Straßburg und der Mathematik an der US-amerikanischen Universität von Wisconsin, bevor er als Universitätsdekan nach Lima zurückkehrte.

Sieg gegen Schriftsteller Vargas Llosa

1990 kandidierte er als krasser Außenseiter bei der Präsidentschaftswahl und schlug in der Stichwahl keinen Geringeren als den Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Nach seinem Amtsantritt verfolgte er eine strikte neoliberale Wirtschaftspolitik und einen brutalen Kampf gegen die verschiedenen im Lande aktiven Guerillaorganisationen, vor allem gegen die maoistische Guerilla Leuchtender Pfad.

Der Leuchtende Pfad hatte 1979 einen „Volkskrieg“ ausgerufen. Nach offiziellen Schätzungen wurden in den folgenden 20 Jahren mehr als 69.000 Menschen getötet. Weitere 21.000 Menschen werden bis heute vermisst. Während Fujimoris Regierungszeit wurde die Guerilla fast vollständig zerschlagen. Eine Tatsache, für die viele noch heute Fujimori dankbar sind. Da das aber mit grausamen Menschenrechtsverbrechen einherging, wurde er unter anderem wegen Massakern zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.

Während seiner Amtszeit wurden über 350.000 überwiegend indigene Frauen und 25.000 Männer zwangssterilisiert. Fujimori rechtfertigte dies als Instrument der Familien­planung und Armutsbekämpfung. Die Opfer kämpfen noch heute um Entschädigung.

Im vergangenen Dezember wurde Fujimori vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, wo er seit 2009 seine Strafe verbüßt hatte. Das Verfassungsgericht hatte seine Begnadigung, die bereits vor Jahren ausgesprochen, aber nach massiven Protesten aufgehoben worden war, wieder in Kraft gesetzt. Anfang Juli stimmte dann das Parlament der Verjährung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu, die während des 20-jährigen Kampfes gegen Guerilla verübt wurden. Das Gesetz sieht vor, dass die Justiz nicht mehr wegen vor 2002 begangener Verbrechen gegen die Menschlichkeit ­tätig werden kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.