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Pegida und Anti-PegidaDresdner Interventionen

Hier nahm Pegida ihren Anfang. Warum tun sich die Dresdner so schwer, ihr etwas entgegenzusetzen? Erkundungen in der linken Szene.

Sie demonstrieren versteckt. Aus Gründen, aus traurigen Foto: dpa

Dresden taz | Auf dem Neumarkt, direkt gegenüber der Frauenkirche, betrachtet Felix Riedel nachdenklich eine Werbetafel, die über ein Neubauprojekt informiert. „Wie hoch wird die wohl sein, sechs, sieben Meter?“, fragt er leise. In 24 Stunden werden sich auf diesem Platz wieder Tausende Anhänger der extrem rechten Pegida-Bewegung treffen – und Felix Riedel will das nicht unkommentiert lassen. Oben auf dem Werbeschild möchte er noch in dieser Nacht ein fünf mal drei Meter großes Transparent verbergen, um es am nächsten Abend zu entrollen; direkt vor den Augen der „Besorgniserregenden“, wie er die Pegida-Anhänger nennt

Bald darauf hat Riedel in einem Ledersessel im ersten Obergeschoss eines Cafés in der Neustadt Platz genommen. Unten trifft sich die Alternativ- und Hipsterszene, doch oben sitzt fast niemand, hier fühlt Riedel sich sicher. Außerdem kann er hier rauchen, eine nach der anderen.

Die Pegida-Bewegung hat er von Anfang an beobachtet. Sieben, acht Stunden täglich sitzt der Endzwanziger vor dem Computer, liest und speichert alles Relevante, was die rechten Gruppierungen in ihren sozialen Netzwerken verbreiten. Seine Erkenntnisse veröffentlicht Riedel auf der Facebook-Seite Pegida#watch, zu deren Administratoren er gehört – 50.000 Nutzer folgen.

Nach einem ganzen Jahr, in dem er sich in die Strukturen der rechten Szene vertieft, in dem er nahezu jeden Aufmarsch besucht hat, ist er für seine Gegner immer noch ein Unbekannter. Und er hat großes Interesse daran, dass das so bleibt. Daher ist Riedel auch nicht sein richtiger Name.

Der große Frust

Seit Mitte Oktober des vergangenen Jahres gehen die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) auf die Straße. Die linke Szene brauchte drei, vier Wochen, um zu reagieren. Dann fanden jeden Montag Gegenproteste statt. Im Dezember 2014 gelang es mehr als 1.000 Aktivisten, eine Pegida-Demonstration zu blockieren. Doch Pegida ließ sich nicht stoppen, sie machte – erfolgreich – weiter. Im April entschied das Bündnis „Dresden Nazifrei“, die wöchentlichen Proteste einzustellen. Seitdem sind die rechten Aufmärsche ohne vernehmbaren Widerspruch geblieben. Warum?

„Frustrierend“ sei es gewesen, Woche für Woche nichts zu erreichen, sagt Riedel. Einige Pegida-Gegner hätten wohl insgeheim die Hoffnung gehegt, dass sich die rechten Spaziergänger ohne Gegenprotest zu Tode langweilen. Dies sei, meint Riedel, „voll in die Hose gegangen“. Während sich die Akteure in Leipzig durchgängig Gegenprotesten ausgesetzt sahen, seien die Dresdner immer selbstbewusster geworden, weil sie sich völlig ungestört durch die Stadt bewegen konnten. „Sie reden schon von Machtübernahme“, sagt Felix Riedel, „und das spiegelt sich auch auf den Straßen wider.“

Sie reden von Macht­übernahme, und das spiegelt sich auch auf den Straßen wider

Ein Anti-Pegida-Aktivist

Seit Deutschland bewusst Flüchtlinge aufnimmt, hat sich die Stimmung in Dresden und den kleineren Ortschaften im Umland deutlich verschlechtert. Freital, Heidenau, täglich finden Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte statt. Pegida sei von einer „Erweckungsbewegung“ zu einer „Ermächtigungsbewegung“ geworden, konstatiert Riedel. Bei seiner Analyse gerät er nicht einen Moment ins Stocken; er versteckt sich nicht hinter dem soziologischen Vokabular – man merkt, er weiß genau, wovon er spricht.

„An verschiedenen Ecken regt sich aber jetzt Widerstand“, sagt Riedel hoffnungsfroh. Auch ihm, der das ganze Jahr dabeigeblieben ist, reicht es schon längst nicht mehr, volksverhetzende Sprüche oder die Vergangenheit von Pegida-Gründer Lutz Bachmann aufzudecken.

Der Spendenlauf

Das andere, so oft schweigende Dresden bewegt sich an diesem Sonntag im Großen Garten. 3.500 Menschen joggen, radeln oder skaten eine sechs Kilometer lange Runde um den Park. Volksfestatmosphäre. Für den Spendenlauf „Run and Roll“ hat jeder von ihnen 10 Euro Startgebühr entrichtet. Davon wird die Uniklinik der TU Dresden eine Stelle finanzieren, durch die eine schnelle medizinische Versorgung für Flüchtlinge sichergestellt werden soll. Organisiert hat das Ganze das Netzwerk „Dresden für alle“.

Eric Hattke, ein Sprecher der Initiative, strahlt über das ganze Gesicht, als die letzten Läufer die Startlinie überquert haben. „Ich habe ein Jahr lang mein normales Leben ausgesetzt: Studium, Familie, Freunde“, sagt der 23-Jährige, der mit seinen blonden Locken, den bartlosen weichen Gesichtszügen und einer Zahnspange deutlich jünger aussieht. In dieser Zeit hat das Netzwerk, das gute Kontakte zur Stadtpolitik hat, viel auf die Beine gestellt. Ein großes Gastmahl für Flüchtlinge haben sie organisiert, Konzerte, Unterstützung in den Erstaufnahmeeinrichtungen und anfänglich auch Proteste gegen Pegida.

Hattke ist keiner, der sich den Nazis und aggressiven Bürgern an vorderster Front entgegenstellt. Dennoch wird er bedroht, seine Familie versucht man einzuschüchtern. Kürzlich hat jemand unter seinem Namen die Polizei angerufen und erzählt, er habe seine Freundin umgebracht. Daraufhin rückten Polizisten bei ihm zu Hause an. Schnell kommt Hattke auf etwas anderes zu sprechen, überhaupt wägt er seine Sätze sorgfältig ab. „Zeichen setzen reicht schon lange nicht mehr“, sagt er. Er möchte die nichtrechte Mehrheit der Dresdner organisieren, „konstruktive Dinge schaffen“. An diesem Tag sieht man, sein Wort hat Gewicht; viele Dresdner wollen etwas tun.

Einige Aktivisten hatten gehofft, ohne Gegenproteste würden sich die Rechten bald langweilen

Silvio Lang hält einen kurzen Moment inne, womöglich überrascht von der Frage, ob er sich den Pegida-Aufmarsch am Abend angucken werde. Dann findet der Sprecher des Bündnisses „Dresden Nazifrei“ seine Sprache wieder und sagt entschieden: „Nein! Die kennen ja mein Gesicht. Den Gefallen werde ich ihnen nicht tun.“ Seit 2011 steht Lang öffentlich für den Versuch ein, Naziaufmärsche in Dresden durch Massenblockaden zu verhindern. Der einst größte Aufmarsch, der jährlich am Jahrestag der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 stattfand, ist seit 2012 nach drei erfolgreichen Blockaden endgültig Geschichte.

Knappe Ressourcen

In Übigau, im Nordwesten der Stadt, will er sich ein Bild von jenen Anwohnern machen, die seit Tagen den Eingang zu einer Sporthalle besetzt halten, um den Einzug von Flüchtlingen zu verhindern. Doch ein Blick aus dem Auto muss Lang genügen. Näher an die skurrile Szenerie, bestehend aus einem Dutzend Gestalten, die auf Hockern in Schwarz-Rot-Gold Präsenz zeigen, will er nicht heran. Die Polizei ist nicht vor Ort, dafür kam Oberbürgermeister Dirk Hilbert schon zum Dialog. Sächsische Verhältnisse.

Nachmittags sitzt Silvio Lang auf der Elbwiese. Er trägt eine Mütze mit allerlei Buttons mit durchgestrichenen Hakenkreuzen, der Aufschrift „Dresden stellt sich quer“, dazu Sonnenbrille und ein schwarzes Halstuch. Das Protestbündnis „Dresden nazifrei“ reicht von autonomen Antifagruppen bis hin zu kirchlichen Kreisen; der harte Kern besteht aus etwa 30 Ehrenamtlichen. Die Ressourcen sind knapp, berichtet er: Als man sich entschied, nicht mehr auf die Straße zu gehen, war bereits viel Geld verbraucht und das Blockadekonzept gescheitert.

„Jetzt hat Pegida wieder so ein Ausmaß angenommen, dass wir nicht mehr zugucken können“, sagt Lang. Zum Jahrestag am 19. Oktober – vor einem Jahr fand die erste Pegida-Versammlung statt – ruft sein Bündnis erstmals wieder zu Protesten auf. „Herz statt Hetze“ heißt die Kampagne, die Tausende auf die Straße bringen will. Auch Hattkes Netzwerk hat sich ihr angeschlossen. Nach wenigen Tagen haben sich auf Facebook schon mehr als 4.000 Menschen angemeldet. Vier Demonstrationszüge sind geplant, Busse aus Leipzig und Berlin organisiert. Vielleicht wird es sogar zu einer Blockade reichen.

„Dresden Nazifrei“ habe hinsichtlich der Gedenkpolitik der Stadt rund um das Bombardement von Dresden viel erreicht, sagt Lang. „Aber Pegida hat den Erfolg wieder zunichtegemacht.“ Auch er ist sich sicher, dass eine Eskalation unmittelbar bevorsteht. „Hier laufen trockene Heuballen durch die Straßen. Da muss nur noch jemand ein Streichholz reinwerfen.“ Lang berichtet von Pegida-Anhängern um die Ex-AfD-Frau Tatjana Festerling, die kürzlich versucht haben sollen, Waffenscheine zu erwerben. „Bis Ende des Jahres reden wir hier über Tote.“

Ewiger Opfermythos

Ist das Alarmismus? Viele, die sich in Dresden gegen Pegida engagieren, sagen momentan solche Sätze. Einige gehen noch weiter und befürchten bürgerkriegsähnliche Zustände. Sie sagen das ganz nüchtern.

Aber warum zeigt sich gerade in Dresden so offen die Fremdenfeindlichkeit? Lang hält einige Antworten dafür bereit: DDR-Vergangenheit ohne Ausländer; 25 Jahre CDU-Herrschaft in Sachsen; eine Polizei, die keinen Willen zur Strafverfolgung zeigt; soziale Probleme; die Frustration der einst staatstragenden bürgerlichen Eliten, die in der Bundesrepublik nicht richtig mitgestalten dürfen. Dresdens ewiger Opfermythos.

Am Montagabend füllen etwa 8.000 Menschen den Neumarkt. Junge sportliche Männer, zurechtgemachte ältere Damen und viele, die zur Wendezeit ihre Jugend gerade hinter sich hatten. Hunderte Fahnen wehen in der Abenddämmerung, immer wieder schallt es „Volksverräter“ und „Widerstand“ durch die Menge. Lutz Bachmann steht auf der Ladefläche eines Lasters und redet sich in Rage. Am Wochenende wurde bekannt, dass eine Klage wegen Volksverhetzung gegen den Pegida-Begründer läuft. „Hört zu, ihr ganzen links-grün-faschistischen Spinner“, keilt er aus, „ihr werdet auch mich nicht mundtot machen.“ Die Menge johlt.

Es wäre der ideale Moment für Felix Riedels Intervention. Doch nichts passiert. Nicht in diesem Moment und auch nicht bei der zweiten Rede des Abends. Das Transparent hat sich verheddert.

„Dann machen wir das eben ein anderes Mal“, sagt Riedel unverzagt. Er steht am Rande der Zugstrecke. Etwa 300 Menschen sind ganz spontan zur ersten Anti-Pegida-Kundgebung seit April gekommen.Die Zeit, in der Pegida das Feld in Dresden kampflos überlassen wurde, ist vorbei.

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28 Kommentare

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  • "Gestalten, die auf Hockern in Schwarz-Rot-Gold Präsenz zeigen" - wie wäre es, wenn die Gegner der Fremdenfeinde sich auch mit den deutschen Farben schmückten? Nicht, weil es besonders passend fände, sondern weil es noch unpassender ist, wenn sich Menschenverachter ein Symbol kapern, das ihnen nicht zusteht.

  • Ich beschäftige mich sehr mit den Menschen in Dresden, obwohl ich tatsächlich noch nie dagewesen bin (wegen Geldmangel). Was heute Morgen bei mir ankam ist, dass ich verstehen kann, dass das Thema "Grenzen" bei Bürgern der ehemaligen DDR ein viel schlimmeres noch sein muss als vielleicht bei mir, zum Beispiel, die ich in der früheren BRD aufgewachsen bin. Deshalb vermute ich auch, dass die Sensibilität diesbezüglich eine noch viel höhere ist und die Angst neuer Grenzen sich da auch noch viel stärker breit macht, weil auch Trigger wirken könnten wegen der Unfreiheit. Das zu bedenken finde ich sehr wichtig, weil es klar machen könnte, dass jeder dort lebende Bürger innerlich aufräumen sollte und unterscheiden lernen sollte zwischen alter Angst und alten Gefühlen und dem was heute ist. Sicherlich ist es ein Irrglaube, zu glauben, dass eine Gesellschaft innerhalb von 25 Jahren seit der Grenzöffnung die alten Strukturen überwunden hat, deshalb finde ich es wichtig, dass auch psychologische Fachkräfte sich damit mehr auseinandersetzen und zu helfen versuchen. Pegida sollte wirklich viel mehr Aufmerksamkeit und ein noch tieferes Interesse hervorrufen. Das Misstrauen insgesamt dort hat meines Erachtens tatsächlich auch oft, vllt. unbeabsichtigt, eine Beschneidung der Meinungsfreiheit zur Folge, die mir Angst macht.

  • Alarmismus?

    Die Offensichtlichkeit, mit der sich die (bekannten und unbekannten) Führer der Pegida-Montagsdemos und ähnlicher Veranstaltungen, an der Macht über die mitlaufenden und medial beteiligten Massen berauschen, lässt langsam aber sicher den Vergleich mit den Veranstaltungen im Bürgerbräu 1923 und anderen Schauplätzen der NSDAP Geschichte zu. Waren es damals die Juden, die Volksverräter der Weimarer Republik und die Dolchstosslegende, so sind es heute die Flüchtlinge, die etablierten Parteien und die Verunglimpfung der sogenannten BRD GmbH. Der Galgenbaum auf der letzten "Montagsdemonstration" ist ganz klar als eines von vielen Zeichen der zunehmenden Radikalisierung in den rechten Gruppierungen im Umfeld der NPD, AfD und ähnlicher Parteien zu betrachten. Die Faschisten in Deutschland waren nie weg und wittern wieder Morgenluft, also gilt auch wieder das Motto: wehret den Anfängen. Mein Respekt an Herrn "Riedel", vielleicht sieht man sich am 19. ...

  • Hier ein Artikel über Dresden, PEGIDA und Anti-PEGIDA aus Dresden:

    http://t.dnn.de/Dresden/Lokales/Kein-wirksames-Gegenmittel

     

    "Dresden. Am Montagabend versuchen es viele engagierte Dresdner noch einmal: Mit dem Sternlauf unter dem Motto "Herz statt Hetze" will ein breites Bündnis ein Zeichen gegen die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung setzen, die seit inzwischen einem Jahr durch Dresden marschiert und immer unverhohlener rassistische, grundgesetzfeindliche und gewalttätige Äußerungen verbreitet.

     

    Der Einsatz für den 19. Oktober zeigt aber auch, dass es Dresden in diesem Jahr nicht geschafft hat, ein wirksames Mittel gegen Pegida zu finden. Zwar sind verschiedene neue Initiativen entstanden, doch die breite Masse der Stadtbevölkerung ließ sich bislang nicht zu einem Zeichen für eine weltoffene Stadt bewegen. Pegida läuft, die Mehrzahl der Dresdner schweigt...."

  • National, rechtskonservativ, antisemitisch, blöd. Abgekürzt PEGIDA.

    • @Helmut Janschke:

      und gefährlich!

      • @Hanne:

        wieso antisemitisch? antimuslimisch.

        • @TinTim:

          TINTIM mein lieber Kumpel. Hast su schon mal einen Nazi getroffen der kein Antisemit war? Und mal ehrlich, unterscheidet ein Nazi zwischen Arabern, Türken, Schwarzafrikanern und Juden? Der blöde Rassist bleibt immer ein blöder Rassist.

  • Silvio LANG lief 1990 noch in Sepplhosen durch Lauchhammer und behauptet dennoch, Dresden habe "eine DDR-Vergangenheit ohne Ausländer". Da kann ich nur kichern. Wir hatten an der TUD tausende ausländische Studenten; wir hatten in den Betrieben der Stadt Gastarbeiter aus Vietnam, Kuba, Mozambique; wir hatten eine Garnison sowjetischer Soldaten etc. Nur so zur Erinnerung. Warum geht so eine falsche Behauptung bei der TAZ durch?

  • Es ist in der Tat so, daß die nationalistische rechte Bewegung Blut geleckt hat. Sie meinen nicht nur, im Recht zu sein - sie fühlen sich auch stark, weil ihr Gewaltpotenzial hoch ist. Dabei sind sie nur stark in der Masse, als Individuum sind sie schwach und besitzen offensichtlich ein geringes Selbstbewußtsein. Sonst hätten sie es nicht nötig, auf nationales Pathos zu setzen.

     

    Da ich so unvorsichtig war, meine eMail-Adresse in meinem Profil freizugeben (mittlerweile gelöscht) wurde ich bereits mehrmals per Mail wegen meiner Kommentare in der TAZ angepöbelt. So weit sind wir schon ...

     

    Es läuft alles auf eine Spaltung der Gesellschaft hinaus, die sich in noch vermehrten Gewaltexzessen äußert. Die große Frage ist, wie wir, die wir eine humanistische Einstellung teilen, gegen diese Ausuferungen vorgehen können.

     

    Verbal läßt sich sicher kein Erfolg verbuchen, denn diese Ideologen sind lernunfähig und diskussionsresistent. Wenn man ihnen mit Verständnis begegnet, werden wir nur ausgelacht. Es ist traurig festzustellen, daß man sie wohl nur mit massiver (staatlicher oder privater) Gegenwehr von ihren Absichten abhalten kann. Bei dieser Erkenntnis kommt man allerdings bei humanistisch-pazifistischer Grundeinstellung in Gewissensnöte.

    • @Peter A. Weber:

      "Es ist traurig festzustellen, daß man sie wohl nur mit massiver (staatlicher oder privater) Gegenwehr von ihren Absichten abhalten kann. Bei dieser Erkenntnis kommt man allerdings bei humanistisch-pazifistischer Grundeinstellung in Gewissensnöte."

       

      Nein, kein Grund für Gewissensnöte (wobei ich hier an Ihrer Stelle keinerlei falsche Hoffnung in den Staat setzen würde..). Denn um es mit Wiglaf Droste zu sagen: "Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen. Ob man sie dafür einsperrt oder sie dafür auf den Obduktionstisch gelegt werden müssen, ist mir gleich."

      • @Rudeboy:

        Deiner Meinung schließe ich mich uneingeschränkt an. Ich sagte in meinem Kommentar ja nicht "ich" komme in Gewissensnöte sondern "man". Mir ist schon lange klar, daß falsche Rücksichtnahme nichts bringt. Die Grenzen der Toleranz sind überschritten. Daher plädiere ich für massiven Widerstand gegen jegliches nationalistisches, rassistisches und menschenfeindliches Verhalten. An mir kommt keiner vorbei, der diese Ansichten teilt!

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Ich frage mal vorsichtig, ob alle Menschen, die bei Pegida mitgehen nur aus radikalen Gedanken bestehen oder ob es auch Bereiche gibt, wo sie denken wie die meisten von uns?"

     

    Es kann schon sein, dass z.B. die Rollstuhlfahrer, die vorne "mitgeschoben" werden jede Menge Probleme haben, wie z.B. das Fehlen des elektrischen Antriebes. Für jedes einzelne dieser Probleme, für jeglichen Mangel gibt es für diese Leute nur einen Schuldigen: den "Ausländer". Wenn Sozialkritik vorkommt, dann wird nicht Steuerhinterziehung, -flucht oder ungerechtes Steuer-/Sozialsystem angeprangert. Und wenn, dann nur kurz und bloß als Überleitung zu der verbalen Diarrhö über gewohnte Themen.

     

    Ich muss immer wieder Lachen, wenn die Pegidisten jetzt ihre Liebe zu den Ungarn beteuern. Unter anderen Umständen wären das alles für Sie bloß Zigeuner.

     

    Ich vermute, diesen Leuten ist nicht zu helfen.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      @STREITBAR

  • In Dresden würde doch jahrelang von Polizei, Justiz und Politik alles dafür getan, um Teilnehmer von Anti-Rechts-Demonstrationen zu kriminalisieren und zu schikanieren; auch mit rechtswidrigem Vorgehen. Siehe die Erfassung der Handydaten oder dem Lothar-König-Prozess und ähnlichem. Ist es da ein Wunder, dass sich niemand traut Pegida entgegen zu stellen, wenn man eine Anklage befürchten muss, die sich natürlich ins normale Leben auswirkt, ob berechtigt oder nicht. Bei unserer blinde Vertrautheit gegenüber Prügelbüttelpolizei und Justiz schwingt doch immer ein „irgendwas wird er/sie schon gemacht haben! Grundlos wird doch hier keiner angeklagt“ mit.

    Sachsensumpf (bis heute mit Klage gegen Journalisten, wie versuchen Licht ins Dunkel zu bekommen) + rechter Sumpf = Aufhebung der Rechtsstaatlichkeit, mit Deckung bis ins Innenministerium des Bundes (De Maiziére hat alles dafür getan, damit die Ermittlungen im Sachsensumpf im Sande verlaufen!)

    • @Oze1974:

      Heute um 22.00 Uhr, der Tatort auf dem Ersten: "Puppenspieler" soll meines Wissens an den Sachsensumpf angelehnt sein. Absolut sehenswert!

    • @Oze1974:

      Gehen Sie davon aus, dass die Pegida-Anhänger mit dem Sachsensumpf zu tun haben? Oder sind vielleicht auch Opfer des Sachsensumpfes unter diesen. Das ist schon lange eine Frage in mir, denn ich sehe da auf alle Fälle auch einen Zusammenhang. Jedenfalls sollte das alles nochmal richtig aufgerollt werden und straffällig gewordenen Polizeikräfte auch zur Rechenschaft gezogen werden. Anders kann sich ja auch nichts ändern. Die Wichtigkeit für mehr Vertrauen in die Justiz sollte jedem klar sein. Das Misstrauen ist da zu verstehen!

      • @streitbar:

        Wovon ich ausgehe ist, dass man sich nicht wundern muss, dass es so wenig Widerstand gegen Rechte in Sachsen gibt, wenn Justiz und Polizei jahrelang alle Mittel (rechtens oder eben auch unrechtens) auskosten, um Menschen zu diskreditieren, die sich dem rechten Mob entgegengestellt haben. Und das dieses die selbe Justiz und Polizei ist, die in etwas verstrickt ist, was das Landesamt für Verfassungschutz als Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung bezeichnet hat.

  • Kann es sein, dass in der Flüchtlingsdebatte auch ganz alte Konflikte ausgetragen werden, die vielleicht vor allem nur die Menschen verstehen, die in der ehemaligen DDR gelebt und aufgewachsen sind? Beide Seiten müssen aufpassen und das reflektieren, wo auch überreagiert wird oder Übertragungen stattfinden, zu sehr in alten Feindbildern gedacht wird. Mir ist Demokratie wichtig und Gewaltfreiheit. Wo Fehler im System sind, die Menschen benachteiligt, muss das verbessert werden, aber bitte alles gewaltfrei! Ideen sind gefragt. Auch Ideen zur Deeskalation. Ich frage mal vorsichtig, ob alle Menschen, die bei Pegida mitgehen nur aus radikalen Gedanken bestehen oder ob es auch Bereiche gibt, wo sie denken wie die meisten von uns? Gibt es Bereiche über die man ins Gespräch kommen kann?

     

    Bei all dem aber erscheint es mir mit das Allerwichtigst auch zu sein, dass die Menschen, die sich nicht an die geltenden Gesetze halten wirklich auch konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Also auch eine funktionierende Justiz die diese Gesetze auch wirklich anwendet. Wenn aber Pegida vor allem nur noch aus Hetze und Androhung von Gewalt besteht, dann finde ich, sollte die Veranstaltung auch mal ausgesetzt werden, mit entsprechenden Begründungen. Der demokratische Rahmen muss gewahrt werden. Eine kriegerische Konfrontation halte ich für falsch. Außerdem finde ich Beratungsstellen für Aussteigewillige aus der extremen rechten Ecke wichtig, denn es ist ja offensichtlich, wie sehr in diesen Kreisen mit Repressionen, sogar Waffen und Gewalt gearbeitet wird. Auch das Thema Meinungsfreiheit ist insgesamt dort ein Problem, wie ich finde.

    • @streitbar:

      Mit "Blumen" und "Gewaltfreiheit" können Sie die Aktionär_innen der Rohstoff- und Rüstungsindustrien, der Finanz- und Immobiliengesellschaften, ebenso wenig, deren kapitalfaschistisches, nationalistisches, antisemitisches, imperialistisches und rassistisches Fußvolk überzeugen.

    • @streitbar:

      Das sind alles sehr feine Ideale. Allerdings wird das in Dresden nur schwer umzusetzen sein. Ich halte das Klima hier für so verstockt das es nur die Minderheit fertig bringen wird soweit um die Ecke zu denken und sich dem Problem letztendlich auch zu stellen. Damit fällt jeglicher konstruktiver Diskurs auf trockenen Boden. Das fängt bei den reichlich populistischen und undifferenzierten Ansichten der "Allgemeinheit" hier an und hört bei der konservativen Regierung und Exekutive auf. Die Gründe dafür findet man sicher auch in der Vergangenheit.

      Ich nehme grundsätzlich eine eher resignierende Haltung in der linken Szene in Dresden wahr die sich einer Übermacht aus Pöbel und Staatsorganen gegenüber sehen. Ähnlich in den „bürgerlichen“ Millieu in denen die Angst um Versehrtheit für Leib und Familie die Runde macht. Das alles ist letztendlich auch das Ergebnis sächsischer Politik welche für hartes Durchgreifen gegen „linke Spinner“ und Ultrakonservatives gegen alles Alternative stellt. Letztendlich ist der geringe zivile Wiederstand jahrelang systematisch unterminiert worden.

      • @FriedrichH:

        Ich sehe das anders. Ich gehe nicht mehr zu irgendwelchen Gegendemos, weil mir da ebenso viel zu viele hasserfüllte, feindbildaffine, linksextreme, sozialismusverklärende Leute rumspringen.

        Die einen sind aggressiv aus Instinkt oder Angst, die anderen sind es, weil welche ihr Ideologie nicht teilen. An der Aggressionsspirale drehen jedenfalls ALLE Seiten.

        @Herr Weber, die Ideologen jeder Seite sind lernunfähig und diskussionsresistent. Jede Ideologie ist übel, auch (oder gerade) wenn ein hoher moralischer Anspruch leicht verführt, sich überlegen zu fühlen

    • @streitbar:

      Glauben sie im Ernst, ein bisschen Kuscheln mit Nazis, hilft bestimmt weiter?

      Die lachen sich doch nur kaputt, bevor sie das nächste Streichholz anzünden...

      • @amigo:

        Ohne Frage, die von ihnen beschrieben Menschen gibt es unter diesen. Es hilft aber nicht alle zu dämonisieren. Ich kann ihre Angst verstehen, dennoch bin ich überzeugt, dass nur Austausch helfen kann.

    • @streitbar:

      @streitbar, sehr guter Beitrag! Ich bin und werde nie bei dieser Demonstration anwesend sein, aber auch nicht bei den Gegendemonstrationen. Was diese Pegida begriffen hat, es wird keine körperliche Gewalt ausgeübt (Spaziergänger). Allerdings wurden die wirklichen „Hetzer“ auch nicht ernst genommen (totaler Fehler). Die beleidigenden Aussagen aus dem Kreise der politischen KLASSE, haben diese Menschen noch stärker gemacht. Die Probleme in Sachsen sind in erster Linie die Angst vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Sachsen hat die schlechteste Bezahlung der gesamten BRD (prekäre Arbeitsplätze fast ohne Ende)! Ich kann viele Menschen verstehen, weil ich vor Ort die Situationen ziemlich gut einschätzen kann.