Pechstein-Freund will Präsident werden: Pachulke und die vielen Nulpen
Bald startet die Weltcup-Saison. Jetzt ist ein Machtkampf um die Führung der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft entbrannt.
I n Berlin gibt es den schönen Ausdruck Pachulke für einen besonders ungehobelten Menschen. Matthias Große, der Freund und Betreuer von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, fällt in die Kategorie des ungeschlachten Typen, der sich mit Drohgebärden und Blaffereien Respekt verschafft. Pechstein hat Große einmal als ihren „Bodyguard“ bezeichnet und damit sein Auftreten in der Öffentlichkeit recht gut beschrieben.
Pechstein mag sich in der Obhut ihres Herzblatts gut aufgehoben fühlen, den meisten anderen Athleten in der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) gingen Großes Auftritte im Stile eines Security-Mannes gehörig auf die Nerven. Von einem „Kleinkrieg über Jahre“ (Athletensprecher Moritz Geisreiter) ist die Rede.
Die Sportler fühlten sich eingeschüchtert von einem Mann, der mehr und mehr Raum beanspruchte im Eislauf-Verband. Zuerst waren es nur Olympia-Akkreditierungen als Betreuer, die Große wie selbstverständlich bekam, jetzt möchte der „Berliner Unternehmer“, wie der Besitzer eines Ausflugslokals gern bezeichnet wird, sogar Präsident der Eisschnelllauf-Gemeinschaft werden.
Das verwundert nicht im Mindesten, denn es war eben jener angststarre, ja fast schon devote Verband, der Große über Jahre den roten Teppich ausgerollt hat. Der möchte nun aus verständlichen Gründen den Akt der Krönung vollziehen und zum Cheffunktionär aufsteigen. Große erkennt instinktsicher die Chance, eine angeknockte DESG mit seinen Ambitionen zu beleben.
Doch das hat – o Wunder! – das bisher stumme und duldsame Anti-Große-Lager innerhalb des Verbands wachgerüttelt. In einer Pressemitteilung, die der Verband am Mittwoch herausgeschickt hat, wird Große verbandsschädigendes Verhalten vorgeworfen; er verliert seinen Status als „Betreuer“.
Matthias Große in Lauerstellung
Die DESG war einst ein erfolgreicher Verband, der fleißig Medaillen zählen konnte, doch heute gibt es neben der ewigen Claudia Pechstein, die selbst mit 47 noch herumtourt, kaum noch Podestläufer. Auch bei der heute in Minsk beginnenden Weltcup-Saison wird nicht viel von den deutschen Schlittschuhläufern erwartet.
Die Führungsebene hat sich den Leistungen der Athleten leider angepasst. Zuletzt schmiss Präsidentin Stefanie Teeuwen hin, angeblich aus finanziellen Gründen. Es besteht ein Macht- und Entscheidungsvakuum, in das Matthias Große stoßen will.
Der Zustand der DESG ist derart traurig, dass sich, wer Lust auf bizarre Experimente hat, zu der Aussage hinreißen lassen könnte: Lieber ein Pachulke an der Spitze der Schlittschuhläufer als lauter Nulpen.
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