Partnerschaft von Instagram-Polizistin: Früher Hinweis auf Nazi-Freund
Niedersachsens Behörden scheinen schon länger von der Beziehung einer Kommissarin mit einem Nazi zu wissen. Bislang gab man sich noch überrascht.
Am Freitag hatte die taz berichtet, dass die Kommissarin Anna Jendrny in einer Beziehung mit Jannik Rohlfing ist – einem Rechtsextremen. Jendrny ist Kommissarin bei der Hundestaffel in Hannover. Sie gehört zu den „Instagram-Polizist:innen“, mit denen ihre Dienststelle ein sympathisches Image für die Polizei aufbauen möchte. Die 29-Jährige hatte in dem Netzwerk fast 8.500 Follower:innen. Auch etliche regionale Medien haben schon wohlwollend über Jendrny und ihren Diensthund Kenai – ein „tierisch gutes Team“ – berichtet.
Doch Instagram offenbart auch die andere Seite von Jendrnys Leben: Das Pärchen posiert auf Rohlfings Profil gemeinsam für Urlaubsfotos aus Norwegen und Dänemark. Auf den Bildern fällt auch Rohlfings Kleidung auf – darauf prangen rechtsextreme Modemarken und Musiklabels.
Seit über zehn Jahren bewegt sich der 32-Jährige in der rechtsextremen Szene. In der Region Ostwestfalen-Lippe war er auch in eine militante Aktion involviert: Am 28. November 2010 stürmte er mit Kameraden die alternative Kneipe „Hamburger Hof“ in Minden. Sie verletzten einen Gast und zerstörten die Einrichtung. Das Landgericht Bielefeld verhängte geringe Geldstrafen, Rohlfing musste wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 600 Euro zahlen.
Hinweis aus der Kommunalpolitik
Dass Jendrnys Beziehung nun öffentlich wurde, hat Konsequenzen. Am Freitag erklärte ein Sprecher der Polizei, dass der Instagram-Account der Polizistin „mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres gesperrt“ wurde. Auf Nachfrage der taz führte er weiter aus: „Angesichts der dem Niedersächsischen Innenministerium heute bekannt gewordenen Hinweise zur Lebenspartnerschaft einer Polizeibeamtin mit einer Person, die mutmaßlich dem rechtsextremistischen Spektrum zuzuordnen sei, wurde durch die Polizeidirektion Hannover als der für die Beamtin zuständigen Polizeibehörde sofort eine intensive Überprüfung eingeleitet.“
Einen ersten Hinweis auf die Beziehung erhielt die E-Mail-Poststelle der Polizeidienststelle allerdings schon am 17. August 2021 aus der Kommunalpolitik. In einer E-Mail wurde die Polizei darüber informiert, dass die „Diensthundeführerin“ Rohlfing als ihren Freund bezeichnet. Der Nachricht war weiter zu entnehmen, dass zuvor schon mit einen Herren aus dem „Ministerium für Inneres und Sport“ ein „telefonischer Kontakt“ erfolgt war. Im Anhang der E-Mail befanden sich auch Screenshots von Jendrnys Instagram-Profil.
Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte gegenüber der taz nun den Eingang der E-Mail. „Die Hinweisgeberin hatte sich auch an die Beschwerdestelle für Bürgerinnen und Bürger und Polizei beim Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport gewandt.“ Er führte aber weiter aus, dass die Polizeidienststelle damals „nach Abschluss der Prüfung anhand der seinerzeit vorliegenden Ergebnisse entschieden“ habe, dass „kein Fehlverhalten der Kollegin vorlag“ und damit auch keine Einschränkungen nötig waren. Das Innenministerium sei an dem Prozess nicht beteiligt gewesen. Der Sprecher räumte ein, dass es das erwähnte Telefonat gab. Der Sachverhalt werde nun „gründlich geprüft“.
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