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Parteitag der GrünenTrittins Symphonie

Auf ihrem Parteitag ordnen sich die Grünen so bedingungslos wie nie dem heimlichen Chef Jürgen Trittin unter. Die Delegierten fügen sich brav in sein Finanzkonzept.

Der Maestro bedankt sich beim Publikum, hinter ihm die zweite Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Bild: reuters

HANNOVER taz | Jürgen Trittin hebt die Arme und hält den jubelnden Delegierten die offenen Hände hin. Ihr habt das entschieden, heißt diese Geste, ihr habt mich zum Spitzenkandidaten gemacht. Trittin steht vorn auf der grünen Bühne, neben sich die lächelnde Katrin Göring-Eckardt, vor sich knapp 800 jubelnde Delegierte. Rockige Musik dröhnt aus den Lautsprechern.

Er umarmt seine Parteifreundin, so wie er das eben tut, sehr, sehr ungelenk. Dann zerren beide an einem grünen Schal, den sie für die Fernsehkameras schwenken sollen. Hin und her, ein, zwei Sekunden, dann lässt Trittin den Schal los. Kurz kommt einem der Gedanke, dass Pathos in Hannover einfach schiefgehen müsse, zumal mit dem steifen Trittin, doch dies nur am Rande.

Trittin wird seiner Partei in den nächsten Minuten erzählen, wo es langgehen soll im Wahlkampf. Um die wichtigste Führungsfigur der Grünen ist es einsam geworden. Die Mitglieder haben mit der Urwahl die Vorsitzende Claudia Roth in die Ecke gestellt und Fraktionschefin Renate Künast abgewertet. Jetzt steht Trittin, 58, Ex-Umweltminister und längst heimlicher Vorsitzender der Grünen, so unangefochten alleine vorn wie noch nie.

Parteirat ohne Palmer

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer gilt als ein brillanter Kopf der baden-württembergischen Grünen mit bundesweiter Ausstrahlung nun erteilte der Grünen-Parteitag dem 40-Jährigen eine herbe Niederlage. Mit dem schlechtesten Ergebnis zahlreicher Bewerber flog er aus dem Parteirat.

Das beste Ergebnis bei den Frauen erhielt mit 72,3 Prozent Grünen-Bundestagsfraktionsvize Bärbel Höhn, gefolgt von der neuen Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt (72,1 Prozent). Neu zog die 25-jährige Gesine Agena, frühere Sprecherin der Grünen Jugend, ins 16-köpfige Gremium ein.

Bei den Männern errang Fraktionschef Jürgen Trittin mit 73,5 Prozent das beste Votum, gefolgt vom Finanzexperten Gerhard Schick (69,4).

Die Vorsitzenden Cem Özdemir und Claudia Roth sowie Geschäftsführerin Steffi Lemke gehören dem Gremium kraft ihres Amtes an. (dpa)

Über den drei Tagen in Hannover, bei denen die Grünen sozialpolitische Beschlüsse für den Wahlkampf fassten, lag die passende Melodie: Die Partei ordnete sich Trittin bedingungslos unter. Alles, was passierte, passte in Trittins Symphonie. Er ist der Dirigent, und die Grünen haben seinen Taktstock so verinnerlicht, dass sie das Stück wie von selbst mitspielen.

Grüne Laubsägearbeit

Trittin, 58, graumelierter Anzug und feingestreiftes Hemd, geht mit schnellen Schritten auf die Bühne ans Mikrofon. Die Grünen haben sie von ihrer Werbeagentur ausstaffieren lassen, das Ganze sieht aus wie ein Laubsäge-Set aus dem Manufactum-Katalog. Ein Rentnerpärchen, Arm in Arm. Ein Mann schiebt einen Kinderwagen. Ein Junge hält Schmetterlinge an einer Leine und fliegt durch die Luft. Wir kümmern uns um alle, lautet die Botschaft.

Trittin steckt die Rechte in die Hosentasche und pickt mit der Linken in die Luft. Die Grünen seien schon für die Frauenquote gewesen, als bei der Union die Frauen nur zum Servieren an den Tisch kommen durften, ruft er. „Wir haben die Mitte der Gesellschaft nach Grün verschoben.“ Dies ist seine Antwort auf die Sehnsucht des politischen Feuilletons nach Schwarz-Grün.

Nicht die Schwarzen haben die Deutungshoheit über die Mitte. Nicht die Grünen müssen sich auf die Konservativen zubewegen, sondern der Mainstream hat sich auf die Grünen zubewegt. Das ist ein großer Unterschied.

Weg aus der Nische, das ist Trittins Projekt. Seit Jahren trimmt er seine Partei auf Realismus, auf das Machbare. Er will Anschlussfähigkeit durch haushalterische Seriosität. In der Fraktion leitete er eine Arbeitsgruppe, die einen Finanzplan für die Regierungsübernahme errechnete. Die Fraktion presste danach grüne Programmatik in dieses Schema. Und lernte, wie schmerzhaft es ist, auf teure Herzenswünsche zu verzichten.

Trittins Nagelprobe

Wenn man so will, ist Hannover die Nagelprobe für Trittins Weg. Sozialpolitik kostet Milliarden, den Delegierten, die sowieso etwas linker ticken, ist die Pragmatik der Finanzler fremd. Für den Chef, der Vizekanzler werden will, geht es um die Frage: Folgen die Grünen seinem Plan?

Samstagmorgen, 8.30 Uhr, die Delegierten setzen sich hinter ihren telefonbuchdicken Papierstapeln zurecht. Nun geht es gut vier Stunden lang um das Großthema des Parteitags. 28 eng beschriebene Seiten hat der Antrag des Bundesvorstandes, den sie am Ende mit großer Mehrheit beschließen. Er gießt in Form, was die Grünen teils seit Jahren fordern. Einen Mindestlohn, einen Hartz-IV-Regelsatz von 420 Euro und eine Bürgerversicherung. Alles ist gegengerechnet – und kein Problem für Trittin.

Viel interessanter aber ist, was die Grünen nicht beschließen. Oder das, was sie im Regierungsfall erst einmal auf die lange Bank schieben wollen. Die Kindergrundsicherung gehört dazu, die staatliche Hilfen für Kinder unbürokratisch zusammenlegen soll, ein Lieblingsprojekt von Trittins Ko-Fraktionschefin Künast. Aus dem „zügig einführen“ im Gegenantrag, den auch Göring-Eckardt unterschrieb, wird eine windelweiche Formulierung in der Beschlusslage. Zu teuer.

Ähnlich ergeht es anderen Ideen, die den vom Chef vorgegebenen Finanzrahmen hätten sprengen können. Oder die das Bild der durch und durch vernünftigen Partei gefährdet hätten.

Neue Fügsamkeit

Die Delegierten stimmen routiniert gegen den Kreisverband Hagen, der es wagt, einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent zu fordern. Sie votieren nur deshalb für die schnelle Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes, weil der Sozialpolitiker Markus Kurth eine schlaue Finanzierungsidee mitliefert. Ein Musterbeispiel grüner Fügsamkeit liefert der Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg. Seinen Antrag für einen Regelsatz von 474 Euro, den der Sozialverbände, zieht er lieber gleich selbst zurück, statt ihn zur Abstimmung zu stellen. Wie schlimm ist es um die Grünen bestellt, wenn selbst Friedrichshain-Kreuzberg kuscht.

Es hat etwas Gespenstisches: Die Grünen debattieren über Sozialpolitik, doch im Grunde sind sich alle einig – bloß nicht aufmucken. Dies lässt sich mit der sorgsam orchestrierten Regie unter Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke erklären, einerseits. Aber auch: Die Grünen haben Trittins seriöse Strategie so sehr verinnerlicht, dass sie ihr freiwillig folgen.

Manch Grüner sucht in dieser Fügsamkeit das Positive. Es sei doch nur gut, dass sich die Partei brav an den Finanzrahmen halte, argumentiert eine Abgeordnete beim Bier. So würden die Vorhaben für eine Regierung immerhin demokratisch abgestimmt. „Bei einer langen Wunschliste suchen am Ende Trittin und Steinbrück alleine aus, was sie machen.“ So kann man das natürlich auch sehen.

Ein vergnügt wirkender Trittin steht nach der Sozialdebatte in der Cateringhalle. Trügt der Eindruck, dass der Parteitag sehr brav seiner Strategie folgt? „Na ja“, sagt Trittin. Erklärt dann ausführlich, dass das Konzept der Kindergrundsicherungs-Fans nicht komplett gegenfinanziert gewesen sei.

Dann sagt er noch einen wichtigen, sehr pragmatischen Satz: „Der Wille zur tatsächlichen Veränderung ist radikaler als ein lautes Bekenntnis.“ Und Trittins Wille ist inzwischen auch der seiner durch und durch vernünftigen Partei.

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32 Kommentare

 / 
  • A
    aleister

    @ mdarge:

     

    gern geschehen.

     

    aber nur damit keine mißverständnisse auftreten:

     

    ich (eigentlich den grünen verbunden, aber seit einiger zeit doch stark am zweifeln, was deren soziale agenda angeht) werde bei der kommenden bundestagswahl die linke wählen. zum ersten mal. und ich hoffe, dazu entschließen sich noch viele andere, die nach langem hoffen so allmählich die geduld und das verständnis (spitzensteuersatz, sozialgesetzgebung, castortransport, immer noch keine zusammenarbeit/koalitionspläne mit der linken, genau wie die spd usw.) verlieren. denn mit so einer lauwarmen und unmutigen politik kann man keine zeichen in richtung gerechtere und damit auch ökologischere teilhabegesellschaft aussenden.

  • S
    Stefan

    Ein ziemlich oberflächlicher Artikel mit sehr wenig Informationswert. Wenn ich Emotionsreportagen lesen möchte, kaufe ich mir die BUNTE. Bitte etwas mehr Gehalt beim nächsten Mal.

  • M
    mdarge

    Ein Dank an aleister und Doppelleser. Andere kritisieren hier Personen, die sie nicht einmal dem Namen nach kennen. Bereits eine gewisse Kirchennähe macht sie zum konservativen Bürgerlichen, zum Klassenfeind. Das teile und herrsche der Mächtigen funktioniert. Ein bisschen Sozial ist dem einen zu wenig, dem anderen zu viel. Und dann auch noch gegengerechnet! Das klingt geradezu, als gäbe es eine Formel fürs Glücklichsein. Mathe ist dem PISA-Deutschen suspekt - und dann auch noch Finanzmathematik. Was ich vom Parteitag mitbekommen habe, klang gar nicht so, als folge man Trittin. Die Vorlagen stammten alle vom Vorstand, also von Roth und Özdemir. Weiter scheint von dem Wort Bilderberger eine geheimnisvolle Magie auszugehen. Doch seien wir ehrlich. Wer von uns würde, so er denn eingeladen würde, sich verweigern? Gibt es ein Moratorium, mit "denen" nicht zu reden, nie? Wer da war ist infiziert, die bloße Teilnahme kommt einer Gehirnwäsche gleich. Wenn es so wäre, hätten die bereits gewonnen, ihre bloße Existenz käme einer Weltregierung gleich. Welchen Sinn macht da noch Kritik an den Grünen?

  • D
    dieter

    Ich finde das gut.

    Nachdem ich damals Fischer in eine Regierung gewählt habe, in der Oskar L. Wirtschaftsminister war, sehr kurz habe ich da gedacht:

    Jetzt gehts los! Nach 16 Jahren Kohl!

    -ist dann ja auch losgegangen, mit Angriffskrieg im Ausland und auf das eigene Sozialsystem.

    ENDLICH tut diese Partei nicht mehr so als wäre sie eine linke Partei!

    53% haben sie sich nicht getraut zu fordern?

    Bei Helmut Kohl hatten wir 56!

    Die Grünen sind jetzt endlich offiziell rechts von Kohl!

  • B
    Bernie

    @Doppelleser

     

    Wohin uns das neoliberale Geschrei von "sozial" = "Sozialismus" bzw. "finsterster Stalinismus/Kommunismus" führt hat ja die USA gezeigt ;-)

     

    Ich wünsche den dt. Markttaliban denselben Untergang den Mitt Romney, uns seine "armen Milliardäre" derzeit mit denselben unsinnigen Vergleichen in den USA erlebt hat - Obama sei dank.....

     

    Amüsierte Grüße

    Bernie

  • B
    Bernie

    Netter Artikel über einen grünen Parteitag - beim Lesen fiel mir immer wieder auf, dass die Grünen mittlerweile eine reine Apparatschick-Partei geworden sind....

     

    Man stelle sich nur einen solchen Artikel, und ein solches Photo über die Linkspartei vor....

     

    ...wie groß wäre wohl das Geschrei von wegen autoritärer Kommunismus, SED-Gebaren usw. usf?

     

    Frägt sich

    amüsiert

    Bernie

  • D
    Doppelleser

    Ich habe gerade parallel die LeserInnen-Kommentare unter einem FAZ Artikel zum Grünen Parteitag in Hannover gelesen. Dort ist einhellige Meinung, die Grünen inkl. Jürgen Trittin seien ohnehin eine Kommunistenbande, die ein viel zu teures Sozialprogramm verabschiedet habe.

     

    Ich kann nicht verstehen, warum es nicht gut sein soll, wenn die eigenen Konzepte unter einen Finanzierungsvorbehalt gestellt werden. Man kann ja arguementieren, dass man höhere Steuern möchte um etwas anderes zu finanzieren. Das hört man aber selten.

  • S
    Synoptiker

    Auch ich glaube, Trittin mit seiner staatstragenden Attityde ist ein Wolf im Schafspelz. Das neue soziale Profil der Partei kann man vergessen, es ist rein taktisch und kommt passend zur Wahl. Die Mitglieder-Klientel ist FDP verdächtig, aber raffinierter in der Wählertäuschung. Und dann KGE die neue "Hildegard von Bingen" der Bündnis/Grünen ist noch unglaubwürdiger, einst unter G. Schröder glühende Verfechterin der Agenda 2010, heute kreiert sie die neue Soziale Frage der Grünen. Ich glaub, mich krault ein Elch!

  • M
    Manfred

    @cassandra

     

    ... und den richtungsweisenden Vorschlägen von K. Göring-Eckardt & W. Kretschmann folgend erhält die taz den Untertitel "Organ des Zentralkomitees der deutschen Katholiken & der EKD"

  • S
    supmac

    Es war einmal eine "Anti-Parteien-Partei"...

     

    "Wir werden mal wie die anderen (Parteien)und merken es nicht mal."

    Hubert Kleinert, Anfang der 80er...

  • C
    Cassandra

    Die Schilderung des dabeigewesenen Artikelschreibers von der Choreographie der Bundesdeligiertenkonferenz regt mich ab und zu zum schmunzeln an, trotz der langsam dämmernden schwarz-grünen Visionen. Wäre das ganze Wahlkampftheater in der Sixtinischen Kapelle abgehalten worden, würde zum Finale grüner Rauch aufsteigen und Trittin auf den Balkon erscheinen: habemus papam. Welches Ritual hat den orginelleren Unterhaltungswert? Die Papstwahl ist wahrscheinlich kostspieliger und nicht gegengerechnet.

  • DS
    Dieter Schwarz

    "Die Parteien-Demokratie ist eine Schimäre: Wir leben in Deutschland unter der Herrschaft einer neoliberalen Allparteien-Diktatur, in der allenfalls die LINKE noch eine gewisse Oppositionsrolle spielt," meint Leser Ulrich Mies.

     

    Wo die Linke in der kommunalen Verwaltung Verantwortung trägt, finden die gleichen neoliberalen Mechanismen und Privatisierungsmuster statt, wie man sie heute nach 30 Jahren medialen neoliberalen Trommelfeuers auch anderswo für gottgegeben hält.

     

    Dass die Sinn-geschulten Hirne der heute nachwachsenden Generationen nur noch auf reine Finanzierungskategorien abgerichtet sind, ist ja schon schlimm genug. Wenn nun aber der nadelgestreifte Nachfolger Fischers schon in der WELT AM SONNTAG als zukünftiger Finanzminister einer dort personell detailliert vorgestellten schwarz-grünen Regierung präsentiert wird, kann man sich vorstellen, dass der früher so systembedrohende Ex-Kommunist alles tun wird, unseren neuen Souverän "Finanzmärkte" nicht durch irgendwelchen Sozialklimbim ernsthaft zu beunruhigen.

    Gegen solche Leisetreterei ist ja selbst Steinbrück ein echter Sozialrevolutionär.

  • F
    Falmine

    - Gorleben bleibt in der Endlagersuche

    - die Rente mit 67 Jahren bleibt

    - die Sanktionen gegen Arbeitslose bleiben

    - Beschneidung männlicher Kleinkinder in der BAG ChristInnen versenkt.

     

    Es war der Krönungs-Parteitag für Trittin und Göring-Eckardt und der vordergründigen Stärkung dieses Duos wurde alles geopfert. Herausgekommen ist eine bigotte Partei, die sich vornehmlich im CDU/FDP-Revier tummelt. Es wird sich zeigen, ob sie dabei alle mitnehmen kann oder nicht doch an SPD und Die Linke verliert!

  • S
    Schwarz

    "Die Parteien-Demokratie ist eine Schimäre: Wir leben in Deutschland unter der Herrschaft einer neoliberalen Allparteien-Diktatur, in der allenfalls die LINKE noch eine gewisse Oppositionsrolle spielt," meint Leser Ulrich Mies.

     

    Wo die Linke in der kommunalen Verwaltung Verantwortung trägt, finden die gleichen neoliberalen Mechanismen und Mauscheleien statt, wie man sie heute nach 30 Jahren medialen neoliberalen Trommelfeuers auch anderswo für gottgegeben hält.

     

    Dass die Sinn-geschulten Hirne der nachwachsenden Generationen nur noch auf reine Finanzierungskategorien in der neuen sozialen Marktwirtschaft abgerichtet sind, ist ja schon schlimm genug. Wenn nun aber der nadelgestreifte Nachfolger Fischers schon in der WELT AM SONNTAG als zukünftiger Finanzminister einer dort personell detailliert vorgestellten schwarz-grünen Regierung präsentiert wird, kann man sich vorstellen, dass der früher so systembedrohende Ex-Kommunist alles tun wird, unseren neuen Souverän "Finanzmärkte" nicht durch irgendwelchen Sozialklimbim ernsthaft zu beunruhigen.

    Gegen solche Leisetreterei ist ja Steinbrück ein echter Sozialrevolutionär.

  • K
    Konrad

    Mit großem Interesse lese ich immer die Artikel der Taz über die Grünen. Da ca. 100% der Taz-Mitarbeiter überzeugte Grünen-Wähler sind (oder Grünen-Parteimitglieder) kann man dort am besten die Stimmung an der Grünen-Basis erfahren. In diesem besonderen Fall (aber auch wirklich nur in diesem einzigen Speziallfall!!!) kann man von der Taz eine objektive Berichterstattung erwarten.

  • A
    aleister

    @ barbara:

     

    die frau heißt übrigens göring-eckardt und nicht krüger...

     

    ansonsten bemerkenswerte argumentationslinie:

    da bei den grünen nicht die so erfahrenen fachkräfte özdemir und roth als spitzenkandidaten aufgestellt wurden, sondern der neuling und bilderberger-bald-auch-reich trittin (übrigens seit 1980 bei den grünen und schon landesminister und bundesminister gewesen) und diese frau mit religiösem hintergrund, deshalb wähle ich evt die spd. weil die ja bekanntlich viel linker als die grünen sind. und weil da ja auch niemand bei den bilderbergkonferenzen dabei ist (ähm, moment, wer ist bei der spd eigentlich grad der spitzenkandidat???). weil bei diesem verein ja auch kein thilo s. mitglied ist, und auch nicht diese ganzen sympathieträger wie w.clement (jetzt wohl fdp), p.hartz, müntefering, gabriel, steinmeier, o.schily, w.riester, raucher schmidt, scharping usw...

     

    also das nenn ich wirklich eine gelungene analyse, respekt! da wird einem ja angst und bange...

  • W
    Waage

    Trittin ist das Lieblingsfeindbild der Konservativen, in jungen rechten Kreisen wird er regelrecht gehasst und als in der Wolle gefärbter Maoist diffamiert.

     

    Neuerdings wird er auch von der taz dämonisiert und das ausgerechnet von Herrn Schulte, der eigentlich tief im Herzen wie ich ein Zentrist, sich in diesem Falle bei dem "unabhängig" linken Teil der LeserInnenschaft einschmeicheln möchte. Schändlich!!!

     

    Es bleibt dabei: egal wie wenig SPD und Grüne in ihren Regierungszeiten zuwege bringen, sie setzen allein durch ihre Existenz Themen und ringen den naturgemäß konservativen Regierungen in Praxi die entscheidende Kompromisse ab.

     

    Ohne die "Sozialistengefahr" durch die SPD keine Sozialgesetzgebung durch Bismarck.

     

    Ohne Grüne kein Atomausstieg durch Merkel.

     

    Das Problem ist, dass die meisten Menschen heute ihren Marx und Engels und somit das dialektische Denken nicht mehr intus haben und daher durch wirres Aufstellen von Maximalforderungen letztlich unpolitisch agieren und nur noch rechthaberisch rumblubbern.

     

    Es ist ja so schön Recht zu haben auch wenn man wie Frau (von) Ditfurth dadurch nicht einmal mehr eine zwei Personen Fraktionsgemeinschaft in einem Kommunalparlament aufrechterhalten kann.

    Die Reaktion lacht sich ob dieser Atomisierung derweil schlapp und rammt wie eh und je ihre Pfähle ein.

     

    Denk ich an Deutschlands Linke in der Nacht bin ich um den Schlaf gebracht!

     

    ...und zu diesem total infantilen Hype um die "Bilderberger" steht gerade und ausnahmsweise mal der passende Artikel auf S.P.O.N.

  • K
    Karin

    Interessant auch, wie die Taz immer Kommentare negiert bzw wird hier fleissig zensiert!! Und das ist eben auch ein Grund, diese Zeitung NICHT zu abbonieren!!

     

    Diese Gleischschaltung der Medien ist unerträglich und verkommen. In D geht es nur noch um den Erhalt der Privelegien!!

  • AL
    Antje & Layla

    Hallo taz.de-Redaktion,

     

    Aufgewacht! Wann wollt Ihr endlich dazu Stellung nehmen, das am 8.November mit den Stimmen der Grünen-Bundestagsfraktion die AKW-Gegner strafrechtlich verfolgt werden dürfen. http://www.jan-van-aken.de/?newid=248#d248 Wir dachten immer, das Ihr auf der Seite der Anti-AKW-Bewegung steht.

    Oder ist das nach dem Grünen-Parteitag vom Wochenende nicht mehr aktuell?

  • M
    max

    wer grün wählen will, um das soziale zu stärken, der wählt bereits seit jahren an der realität vorbei.

    die neuen beschlüsse bringen es recht gut auf den punkt: es soll sozial klingen, darf aber nichts kosten, schon gar keine allzu hohen steuern. so geht grüne sozialpolitik schon seit jahren, denn die grünen wähler/innen sind die gutverdiener/innen des landes.

  • K
    Karin

    Und Trittin war auch bei dem letzten Bilderberg Treffen mit dabei!

     

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gruener-juergen-trittin-rechtfertigt-teilnahme-an-bilderberg-konferenz-a-837110.html

     

    Die Taz sollte sich schämen. Aber so ist das, wenn die bürgerliche Mitte nur noch angepasst vor sich her dümpelt.

     

    Und noch einmal...Hegeomie und die bürgerliche Mitte hatten schon immer den Faschismus begünstigt!

    (Kühnl `71)

     

    http://www.hilfsschule-im-nationalsozialismus.de/seite-18.html

  • K
    Karin

    Wenn ich Ausschnitte aus dem Parteitag so anschaue, dann frage ich mich ernsthaft, ob wir es noch mit normalen, kritischen Menschen zu tun haben?! Was da ablief war ein Hochleben lassen der Parteispitze bzw. sich selber gegenseitig hochzuleben, um die ideologisch verdummte Mehrheit auf "Gehorsam" zu bringen.

     

    Nicht umsonst halten Psychologen den Gruppenzwang für gefährlich! Und was Hegemonie immer hervorgebracht hat, zeigt die Geschichte der Deutschen am besten auf. Wobei wir ja anscheinend genau wieder in diese Richtung gehen.

     

    Diese abgehobenen Polit-Eliten mit ihrer andauernden, verlogenen Gehirnwäsche um die Menschen zu manipulieren ist unerträglich.

     

    In einer Hierarchie wird es nie soziale Gerechtigkeit geben. In einem undemokratischen Geldsystem eh nicht!

     

    Man braucht eigentlich gar nicht mehr diese Parteien von CDU/CSU, SPD, GRÜNE, zu wählen. Diese sind nur noch an ihrem eigenen Machterhalt/Privelegien interessiert und nicht mehr am Volke. Sonst hätten sie das Wahlrecht gerecht reformiert! Dies mußte wiederum eingeklagt werden!!

     

    http://www.bverfg.de/entscheidungen/fs20120725_2bvf000311.html

     

    Sie alle haben die ARMUT befördert!!

     

    Das eine angeblich Linke Zeitung dies wieder vergisst, ist für mich auch beschämend.

     

    Wie hatte H.Schmidt gesagt....wir brauchen eine Revolution. Und zwar eine totale Reformation des Gesamtsystems!!

     

    Die Mitte sägt sich ihren eigenen Ast ab, auf dem sie noch sitzt. (U.Herrmann "Der Selbstbetrug der Mittelschicht)

     

    Willkommen in der verschleierten Diktatur. Mit Demokratie hatte dies noch nie wirklich zu tun! Die BRD sollte mal ihre Geschichte aufarbeiten! Wo doch die ALG II Gesetze aus der NS-Zeit stammen! Und die Grünen haben dieses mit gewollt. Mir wird bei soviel Heuchelei meiner Mitmenschen nur noch Speiübel.

  • ZD
    zu dumm

    Hat Herr Trittin nicht ein schweres Herzproblem?

     

    Ich stelle mir gerade Steinbrück und Trittin als die Gewaltigen unserer Regierung vor.

    Als nächstes wird mir schlecht.

     

    Die Grünen lösen nicht die Probleme unserer Gesellschaft. Sie sind mittlerweile so gefangen im Bestehenden, dass es mich graust.

     

    Weil sie jetzt durchweg grauhaarig sind und eifrig die Kirchenzugehörigkeit vor sich her tragen, wollen sie beim alten miesen Spiel mitmachen. Nichts anderes.

    Verderben wir ihnen den Spaß.

     

    Erinnern wir uns daran, was sie bereits in der Regierung zusammen mit der SPD verbrochen haben.

     

    Manchmal denk ich, da hat Frau Merkel inzwischen mehr Geist.

     

    Unser bestehendes Parteiensystem ist am Ende. Humane Veränderungen werden nur durch die Bürger selbst entstehen.

     

    Wählen wir Zivilcourage und ein humanes Miteinander.

    Die Parteien gehen an sich selbst zu Grunde.

     

    Die "Mitte" unserer Gesellschaft ist voller Angst.

    Zu Recht. Es wird sich sehr viel verändern, weil das "alte System" ausgedient hat. Ehrlicherweise weiß dies doch eigentlich jeder.

     

    Leider gibt es in Deutschland zu wenig Leute, die dies unerschrocken sagen. Und wenn, dann dürfen sie das um Mitternacht auf irgendeinem Nebensender.

    Es ist so dumm.

     

    Wir brauchen freie Vordenker und niemanden, der nach Macht und Geld schielt.

    Die verängstigte Mitte unserer Gesellschaft ist da keine Hilfe. War sie noch nie.

    Schaut in den Geschichtsbüchern nach.

  • M
    Mauermer

    Diese Partei hat sich spätestens jetzt selbst überflüssig gemacht. Die Mitte der Gesellschaft bezieht eben kein Harz-IV, keine Grundrente und wird von höheren Steuern zur Finanzierung dieser angeblich ach so sozialen Maßnahmen überproportional getroffen werden. Omas Häuschen soll auch wieder beim Vererben teuerer wwereden, klar, der Neid schlägt auch hier wieder gnadenlos zu. Da die Mitte der Gesellschaft von all diesen Dingen nicht profitiert, sondern darunter leiden wird, hoffe ich nur, dass genau diese Mitte den Linksgrünen mal so richtig zeigt, wo eigentlich das Geld für ihre sinnlosen Soziautopien herkommt. Ich wünsche den Grünen bundesweit genau 4,99 %! Eine Partei, die ebenso wie die Linken keinen blasen Schimmer vom Wirtschaften hat, verdient nicht mehr. Erinnert Euch, die Niedriglöhne, die Minijobs, all die Ursachen für die Misere, sind linksgrünes Gedankengut!

  • R
    reblek

    "Auf ihrem Parteitag ordnen sich die Grünen so bedingungslos wie nie dem heimlichen Chef Jürgen Trittin unter." - Was ist daran neu? Fischer hat den Verein auf diese Weise in einen völkerrechtswirdigen Angriffskrieg getrieben. Mal sehen, was Trittin gelingt.

    "Die Delegierten fügen sich brav in sein." - Ganz so unvollständig wird nicht sein, was Trittin anstellt.

  • S
    susanne

    Keine Aufhebung von Hartz 4 und der menschenunwürdigen Sanktionen gegen die Betroffenen, weiterhin das Bestehen auf der Forderung nach der Rente mit 67, die skandalösen Rentenkürzungen sollen nicht beendet werden, Militäreinsätze »zum Schutz der Menschenrechte« werden nicht ausgeschlossen.

    »Es kann Situationen geben, in denen ein militärisches Eingreifen das kleinere Übel ist«, sagt Bundestagsfraktionsvize Frithjof Schmidt. Dachte er dabei perspektivisch an die "Schurkenstaaten" Syrien, Iran, Nord-Korea, Kuba, Venezuela, Bolivien, Ecuador... oder an die vergangenen Kriege in Vietnam, Grenada, Afghanistan, Irak... an der Seite der USA, des "Friedensbündnisses" NATO.

    Die Toten der Kriege sind immer zu über 90% Zivilisten, es sind Frauen, Kinder und Alte.

    Das sind demgemäß "Kollateralschäden" bei einem notwendigen Krieg als kleineres Übel; so sehen das also die Grünen.

    Immer allzeit mit dabei an der Seite von SPD/CDU/CSU/FDP.

     

    NEIN DANKE!!!

     

    Dann wähle ich lieber echte soziale Alternativen und Frieden - dann wähle ich die Linkspartei.

  • VB
    Volker Birk

    Ich lerne, dass man in der Politik alles "gegenrechnen" muss, damit es "kostenneutral" bleibt.

     

    Eine Frage an die neoliberalen Grünen: wie habt Ihr denn die 190 Milliarden Stammeinlage für den ESM gegengerechnet, für den Ihr ja gestimmt habt?

  • AM
    Andreas Müller

    Eine Partei, in der ein scnwäbischer Biedermann wie Boris Palmer als brillianter Kopf gilt, muss schon reichlich auf den Hund gekommen sein. Um zu reüssieren bedarf es dann schon des journalistischen Feuerschutzes, den Herr Schulte wie immer beflissen leistet. Kein Wunder, dass Leserkommentare, die eine andere Sprache sprechen, systematisch unterdrückt werden. Die Rechnung wird freilich nicht aufgehen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Andreas Müller

  • B
    barbara

    als alte grünen-wählerin bin ich enttäuscht und verägert über diese wahlergebnisse.

    da sind erfahrene leute wie cem özdemir und claudia roth, die unter den tisch (mehr oder weniger) fallen.

    trittin hat sich durch seine teilnahme an der bilderbergerkonferenz für mich schon unglaubwürdig gemacht(ungefähr so: da will ich doch ma gucken, wie reichsein sich so anfühlt).

    und frau krüger-eckardt...... my god!

    wo bleibt frau kühn!?

    ich denke, ich werde mich wieder an die spd halten.

    oder an die linken??

  • G
    Grünkohl

    Der Mittelbau der Grünen ist kommunalpolitisch geprägt. Die Kommunalos nagen schon seit Jahren am Hungertuch von defizitären Kommunalhaushalten. Da ist Schmalhans Küchenmeister. Das Sein bestimmt das Bewusstsein, also verzichtet man weitgehend auf finanzielle Forderungen.

  • UM
    Ullrich Mies

    Das ist nicht freundlich, tritt den Nagel aber auf den Kopf:

    Die Grünen: eine überflüssige, neoliberale Polit-Veranstaltung, die sich von SPD CDU oder FDP substanziell in nichts unterscheidet. Sie hat alle politischen Schweinereien, um nicht zu sagen Verbrechen mitgemacht.

     

    Das neue soziale Profil dieser Partei ist genau so glaubwürdig, wie das der Arbeitgeberinitiative "Neue Soziale Marktwirtschaft": Das Profil einer in Lüge gegossenen neoliberalen Konzeptmaschine.

     

    Die marktradikalen Konzernmedien lieben die Grünen, sie werden zum CDU-Koalitionspartner hochgeschrieben. Die Grundlage, um von der Mainstream-Journaille geliebt zu werden sind:

    - dämliches Gesabber ohne Substanz,

    - servile, autoritätshörige, ja kriecherische Delegierte,

    - ein demokratiefreies, einzig auf die eigene Macht rekurrierendes Führungspersonal.

     

    Die Parteien-Demokratie ist eine Schimäre: Wir leben in Deutschland unter der Herrschaft einer neoliberalen Allparteien-Diktatur, in der allenfalls die LINKE noch eine gewisse Oppositionsrolle spielt.

  • UM
    Ullrich Mies

    Wozu brauchen wir die?