piwik no script img

Parlamentswahl in MoldauProrussische Partei liegt vorne

Der Wahlausgang ist nach Auszählung fast aller Stimmen denkbar knapp. Vertreter aller Parteien haben Betrugsvorwürfe erhoben.

„Wählt keine Oligarchen“: Ein Plakat zur Wahl in Moldau Foto: ap

Chisinau afp/dpa | Nach der Parlamentswahl in der von Russland und der EU umworbenen Republik Moldau liegt die prorussische Sozialistische Partei in Führung. Nach Auszählung fast aller Stimmen kam die Partei von Präsident Igor Dodon auf mehr als 31 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission am Montag in der Hauptstadt Chisinau mitteilte. Das proeuropäische Parteienbündnis Acum kam mit 26 Prozent auf Platz zwei und die bisher regierende Demokratische Partei (PDM) des Oligarchen Wlad Plahotniuc kam mit 24 Prozent auf Platz drei.

Auch die Partei des Geschäftsmanns Ilan Shor, der wegen eines Milliardenbetrugs verurteilt wurde, zog mit 8,5 Prozent ins Parlament ein. Andere Parteien schafften es wohl nicht über die Sechs-Prozent-Hürde. Den vorläufigen Ergebnissen zufolge hat aber keine der drei stärksten Parteien eine absolute Mehrheit im Parlament. Die Wahlkommission will das endgültige Ergebnis am Vormittag bekannt geben.

Angesichts des knappen Wahlausgangs hatten Vertreter der drei stärksten Parteien bereits am Sonntag Betrugsvorwürfe erhoben. „Diese Wahlen waren weder frei, noch korrekt, noch demokratisch“, sagte die Acum-Vertreterin Maia Sandu. Präsident Dodon und der Oligarch Plahotniuc beschuldigten sich gegenseitig des Stimmenkaufs. „Habt keine Angst und lasst Euch nicht bestechen“, sagte Dodon bei der Stimmabgabe.

Andrej Nastase von Acum warf der Regierungspartei vor, für Bestechungsgelder empfängliche Wähler in Bussen zu den Wahllokalen gefahren zu haben. Der stellvertretende Vorsitzende von Plahotniucs PDM, Wladimir Schebotar, warf der Sozialistischen Partei vor, den Bewohnern Transnistriens Geld geboten zu haben. Die Demokratische und die Sozialistische Partei kündigten an, Beschwerde bei der Wahlkommission einzulegen.

Korruption gilt als großes Problem

Vor allem Korruption gilt in dem kleinen Nachbarland von EU-Mitglied Rumänien weiter als großes Problem. Viele Bürger arbeiten als Migranten in der EU und in Russland, um sich ein besseres Leben leisten zu können. Mit einem Schweigemarsch hatten Moldauer am Samstag an das Ausbluten des Landes erinnert.

Mit der Wahl der Abgeordneten entschieden die Wähler in Moldau auch über die Frage, ob die ehemalige Sowjetrepublik sich künftig eher der EU zuwendet oder ihre engen Beziehungen zu Moskau ausbaut. Russland hat in der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien seit Jahren Truppen stationiert und weigert sich trotz einer entsprechenden UN-Entschließung diese abzuziehen.

Moldau mit seinen rund 3,5 Millionen Einwohnern ist eines der ärmsten Länder Europas. Laut Weltbank ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen vier Mal niedriger als im Nachbarland Rumänien. Die Wirtschaft ist auf Überweisungen von im Ausland arbeitenden Moldauern angewiesen sowie auf den Export von Wein und anderen landwirtschaftlichen Produkten nach China und Osteuropa.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • "Die Wirtschaft ... auf den Export von Wein und anderen landwirtschaftlichen Produkten nach China und Osteuropa."

    Eben.