Parlamentswahl in Äthiopien: Abiy Ahmed siegt haushoch
Die Regierungspartei von Abiy Ahmed erringt bei der Abstimmung 400 der 436 Sitze. Im Konflikt um die Region Tigray galt die Wahl als Stimmungstest.
In zehn Wahlkreisen müsse erneut abgestimmt werden und in drei weiteren sei eine Neuauszählung der Stimmen angeordnet worden, erklärte die Wahlkommission weiter.
Die bereits zwei Mal verschobene Wahl war von dem Konflikt in der Unruheregion Tigray überschattet worden. 38 Millionen Wahlberechtigte in dem ostafrikanischen Land waren aufgerufen gewesen, ihre Abgeordneten zu bestimmen.
In 20 Prozent aller 547 Wahlkreise konnte die Wahl nicht planmäßig abgehalten werden, unter anderem in Tigray. Wann dort die Abstimmung nachgeholt werden kann, ist ungewiss. In dutzenden weiteren Wahlkreisen wurde der Urnengang aufgrund schwelender Konflikte oder logistischer Probleme auf den 6. September verschoben.
In Abiys Heimatregion Oromia hatten die zwei wichtigsten Oppositionsparteien den Urnengang mit der Begründung boykottiert, dass ihre Kandidaten festgenommen und ihre Büros angegriffen worden seien.
Stimmungstest in Kriegszeiten
Die Parlamentswahl war ein erster Stimmungstest für Abiy, der 2018 mit dem Versprechen einer Demokratisierung ins Amt gekommen war. Der 44-Jährige hoffte auf ein starkes Mandat für seine Wirtschaftsreformen und militärische Einsätze wie die Offensive in Tigray.
Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende TPLF angegriffen. Abiy, der 2019 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, begründete den Einmarsch damit, dass Aufständische zuvor Militärbasen attackiert hätten. Kurz darauf erklärte er die TPLF für besiegt.
Doch auch Monate später gingen die Kämpfe weiter. Immer wieder gab es Berichte über Gewaltexzesse und zahlreiche zivile Opfer. Ende Juni verkündete die Regierung in Addis Abeba eine einseitige Waffenruhe, nachdem die Aufständischen die Regionalhauptstadt Mekele zurückerobert hatten. Nach Angaben der UNO sind in der Konfliktregion mehr als 400.000 Menschen von akutem Hunger betroffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!