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Parkmanagement in BerlinOhne Parkläufer geht heute gar nichts mehr

Berlins „Parkläufern“ droht mit dem kommendem Haushalt das Aus. Eine Begehung des Mauerparks soll zeigen, wie wichtig ihr Job ist.

Keine Sorge vor heißer Asche: Gegrillt wird im Mauerpark woanders Foto: IMAGO / Funke Foto Services

Berlin taz | Der Himmel leuchtet am Sonntagnachmittag über dem Mauerpark, und das Gras auf der großen Wiese unterhalb des Amphitheaters wächst üppig und grün – ganz anders als die Sommersteppen in vielen anderen Berliner Grünanlagen. Dafür sorgen versteckte Rasensprenger, die nach Anbruch der Dunkelheit ausgefahren werden.

Die nicht billige Rasenpflege hat allerdings auch für Probleme gesorgt, erzählt Alexander Puell, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Mauerparks: Weil die Betreiberin, die landeseigene GrünBerlin GmbH, das Grillen im Park nun komplett verbieten wollte, wurden nach vielen Gesprächen zwischen allen Beteiligten „Grill-Spots“ identifiziert – erst neben dem Flohmarkt, wie Puell berichtet. „Aber das geht auf Dauer natürlich nicht gut, wenn die Rauchschwaden über den Markt ziehen.“ Schließlich wurden zwei gemauerte Plateaus am Rand des zentralen Weges als Grillzonen ausgewiesen.

Dass wirklich nur dort gebrutzelt wird, darum kümmern sich nun die „Parkläufer“ der Think SI3 GmbH, die Wildgrillende ansprechen und ihnen auch sogenannte Grillmatten ausleihen, die verhindern sollen, dass austropfendes Fett in den Boden sickert, was Ratten anlocken würde. Einige der Parkläufer, erkennbar an ihren quietschgrünen T-Shirts, sind an diesem Sonntag mit einer BesucherInnengruppe unterwegs: Der Verein der Mauerparkfreunde und die GmbH wollen Politik und Presse überzeugen, dass ein professionelles Parkmanagement sie braucht, um Konflikte zu reduzieren, das Miteinander zu fördern und auch – siehe Wildgrillen – die Natur zu schützen.

Kein Geld im Haushalt

Hintergrund des Rundgangs: Umweltsenatorin Ute Bonde hat im Haushaltsansatz für 2026/27 den Posten für „Parkbetreuung“ einfach mal von 6 Millionen Euro auf null gesetzt. Dieses Geld setzen die Bezirke unter anderem ein, um Parkläufer zu beauftragen. Für Think SI3 sind rund 100 von ihnen unterwegs, zu Fuß oder auf dem Fahrrad, manche bestreifen auch mehrere kleinere Anlagen im Wechsel.

Im Görlitzer Park, wo die Parkläufer ebenso eingesetzt werden, seien die Probleme aufgrund harter Drogen wie Crack ganz andere als im Mauerpark, räumt Iris Uhlebruch von der Geschäftsführung der Think SI3 ein, aber auch hier gebe es genug zu tun. Parkmanagerin Varvara Borodkina zählt auf: Über 5.000 Mal etwa wurden HundehalterInnen im Jahr 2024 angesprochen, weil sie ihr Tier nicht angeleint hatten. Weitere Themen sind – neben dem Grillen – Drogen- und Alkoholmissbrauch auf den Spielplätzen, Vermüllung und Lärm.

Bei Linda Vierecke (SPD) und Stephan Lenz (CDU), beide Abgeordnete aus dem Wahlkreis Pankow 6, rennen die besorgten ParkschützerInnen an diesem Tag offene Türen ein. Lenz hält das Geld, das dieses niedrigschwellige Instrument kostet, für gut angelegt, zumal ein gutes Parkmanagement Ordnungsämter und Polizei entlaste, deren Einsatz das Land viel teurer komme. Und auch für Vierecke sind die Parkläufer „kein nice to have“, ihre Finanzierung müsse gesichert bleiben – auch wenn die jetzt anstehenden Verhandlungen „hart“ würden.

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