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„Pankow“ geht auf AbschiedstourneeBis zuletzt und nicht mehr weiter

Im Jahr 1998 hat Pankow schon mal den Abschied verkündet. Und nun noch einmal – aber endgültig. 2025 nimmt die Band mit einer Tournee Abschied.

„Pankow“ in aktueller Besetzung: Andreas Dziuk, Jürgen Ehle, André Herzberg und Stefan Dohanetz nach der Pressekonferenz Foto: Andreas Hergeth

Berlin taz | Der Prater in Prenzlauer Berg, Berlins ältester Biergarten, ist eine Baustelle und derzeit geschlossen. Die Prater Gaststätte hat aber weiter geöffnet. Just hier hat die Berliner Band Pankow ihren Abschied verkündet – das war 1998. Und dann haben sie einfach weitergemacht mit Alben und Konzerten, alle paar Jahre, und sich ansonsten verschiedenen Soloprojekten gewidmet.

Nun soll endgültig Schluss sein. Pankow hat am Dienstag auf einer Pressekonferenz (wie damals in der Prater Gaststätte) das endgültige Aus verkündet und zugleich eine wirklich allerletzte Abschiedstournee fürs Frühjahr 2025 angekündigt. Sie trägt den Titel „Bis Zuletzt“.

Jürgen Ehle (Jahrgang 1956) ist kein Mann für Mätzchen: „Jede Woche ein Konzert, das ist von uns nicht mehr durchzuhalten.“ Sänger André Herzberg, 1955 geboren, kann gar keine konkrete Antwort auf die Frage nach dem Aus geben, wie er freimütig einräumt. „Das ist wie bei einer tollen Party, wo man dann auch mittendrin einfach beschließt, dass es Zeit ist zu gehen.“ Will heißen: „Lieber jetzt von den Fans verabschieden, wenn der Geist noch wach, der Körper noch nicht zu schwach ist.“

Alltagstaugliche Songs

Pankow, das muss man den meisten westdeutsch sozialisierten taz-Leser:innen erklären, war eine ganz besondere DDR-Band. Eine, die sich nicht hinter lyrischen Metaphern versteckte, um der Zensur zu entgehen. Ihre Songs waren direkt, alltagstauglich. Das brachte der Band große Sympathien ein, aber auch Probleme bei Schallplattenveröffentlichungen. Manche Lieder wurden nicht im Radio gespielt.

1988 ist das Album „Aufruhr in den Augen“ erschienen. Der Song „Langeweile“ beschreibt die Lethargie, die sich wie Mehltau über die DDR gelegt hatte: Dasselbe Land zu lange gesehn / Dieselbe Sprache zu lange gehört. Zu lange gewartet, zu lange gehofft / Zu lange die alten Männer verehrt.“

He, das passt doch ins Heute. Warum nicht einfach weitermachen? „Nichts Neues ist in den letzten Jahren entstanden“, resümiert Ehle und kündigt auf Nachfrage dann doch einen neuen Song an, einen einzigen. „Wohl im Herbst wird es ihn geben, aber kein neues Album mehr.“

Und Herzberg sagt dann noch, dass er keine Lust hat, eines Tages in einem Autohaus zu spielen. Dann doch lieber mit „Anstand von der Bühne gehen“. Bei der Abschiedstournee im Osten Deutschlands dann noch mal mit all den bekannten, ach so genialen Liedern … „Mach’s gut Inge Pawelczik“ – so hieß ein Song auf ihrem ersten Album „Kille Kille“ von 1983.

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