Pakistanisches Gericht ordnet Festnahme an: Musharraf auf der Flucht
Noch vor wenigen Tagen hoffte Ex-Militärmachthaber Musharraf auf ein politisches Comeback in Pakistan. Doch nun soll er verhaftet werden und ist auf der Flucht.
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ISLAMABAD ap | Dramatische Wende für Pakistans Expräsident Pervez Musharraf: Der für die Wahl im Mai aus dem Exil zurückgekehrte frühere Militärmachthaber soll verhaftet werden. Das Hohe Gericht in Islamabad hebelte am Donnerstag eine vor der Rückkehr ausgehandelte Vereinbarung mit Musharraf aus und ordnete seine Festnahme an. Daraufhin floh der ehemalige Militärmachthaber aus dem Gericht und raste mit einem Geländewagen davon.
Musharraf war 1999 nach einem Militärputsch an die Macht gekommen. 2008 sah er sich zum Rücktritt gezwungen und ging ins Exil. In seiner Heimat wurde ihm Hochverrat vorgeworfen, weil er als Präsident die Verfassung außer Kraft gesetzt und unter anderem Verfassungsrichter unter Arrest gestellt hatte.
Noch im Ausland handelte Musharraf dieses Jahr eine Vereinbarung aus, dass er gegen eine Kaution auf freiem Fuß bleibt - was nach pakistanischem Recht möglich ist. Am 24. März kehrte er nach Pakistan zurück, um an den Wahlen am 11. Mai teilzunehmen. Diverse Gerichtsverfahren gegen ihn liefen jedoch weiter.
Das Hohe Gericht in Islamabad entschied nun am Donnerstag, die Vereinbarung und die Kaution nicht zu verlängern, wie Polizeisprecher Ali Ashgar mitteilte. Polizisten wurden am Gericht zusammengezogen, um Musharraf festzunehmen. Doch sei ihm die Flucht gelungen, sagte Ashgar. Fernsehbilder zeigten, wie Musharraf in den Geländewagen sprang und floh. Einer seiner Leibwächter hing außen an der Seite des davonrasenden Fahrzeugs.
Flucht im davonrasenden Geländewagen
Musharrafs Sprecherin Saima Ali Dada bestätigte, dass das Gericht weiteres freies Geleit gegen Kaution für Musharraf abgelehnt habe. Seine Anwälte wollten nun ihre nächste Schritte beraten, sagte die Sprecherin.
Noch vor wenigen Tagen hatte Musharraf seine Zulassung zur Parlamentswahl in einem Bezirk im Norden des Landes erreicht. Doch am Dienstag widerrief ein Gericht in Peshawar diese Zulassung und machte seine Hoffnung auf ein politisches Comeback praktisch zunichte.
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