PROBLEME BEI DEN ERLEBNISMUSEEN: Nachlassendes Interesse
Was im Universum schon länger zu beobachten ist, trifft jetzt auch das Klimahaus: Es kommen immer weniger BesucherInnen. Schuld ist Rot-Grün, sagt die CDU.
Im Klimahaus in Bremerhaven ist die Welt noch in Ordnung, so halbwegs jedenfalls. Seit der Eröffnung 2009 kamen „durchschnittlich mehr als 600.000 BesucherInnen“, verkündete das Museum gestern. „In jedem Jahr haben wir uns dabei über den Prognosen bewegt“, sagt Geschäftsführer Arne Dunker. Aber die Abwärtsbewegung, sie hat schon begonnen: 2012 wurden rund 550.000 BesucherInnen gezählt, das sind etwa 50.000 weniger als 2011 und 150.000 weniger als 2010. Dennoch machte das Klimahaus noch „einen hohen Gewinn“, sagt Dunker – ohne Zahlen zu nennen.
Zugleich forderte er mehr öffentliche Mittel für Werbung ein. „Mit Sorge“ betrachte er, dass die Gelder dafür in der Vergangenheit gekürzt wurden, so Dunker. „Wenn wir erhalten und ausbauen wollen, was wir erreicht haben, muss im Stadtmarketing wieder mehr getan werden.“ Das Klimahaus habe seinen entsprechenden Etat zuletzt um 100.000 Euro erhöht, heißt es, nun soll die Stadt ebenfalls investieren, so die Erwartung.
Die Entwicklung erinnert an das andere „Science-Center“ im Land, das Universum. Auch dort verkündete man nach den ersten drei Jahren stolze Besucherzahlen, mehr als 1,5 Millionen Menschen waren zwischen 2000 und 2003 gekommen. 2011 waren es dann noch rund 251.000. Und im vergangenen Jahr, als zum ersten mal das böse Wort von der Insolvenz die Runde machte, das Universum mit etwa 440.000 Euro von der Stadt gerettet werden musste, da waren es nur noch rund 220.000 – mindestens 10.000 weniger als erhofft.
Nur? Zum Vergleich: Das Bremer Überseemuseum, das sich selbst nicht als Science-Center sieht, gehört mit rund 100.000 BesucherInnen noch immer zu den vier Prozent der am meisten besuchten Museen Deutschlands, und ins 2005 eröffnete Wolfsburger Wissenschaftsmuseum Phaeno kommen rund 180.000 im Jahr.
Der CDU-Wirtschaftspolitiker Jörg Kastendiek sprach am Dienstag gleichwohl „von einem deutlichen Alarmsignal“ beim Universum. Und während das Erlebnismuseum selbst neben der Konkurrenz nicht zuletzt das Wetter im vergangenen Sommer für die sinkenden Besucherzahlen verantwortlich macht, gibt die CDU dem „mangelhaften Entwicklungskonzept von Rot-Grün“ die Schuld. Die CDU fordert, dass das Universum seine „Lebensfähigkeit dauerhaft aus eigenen Mitteln sichert“. Und außerdem Rücklagen bildet, um damit Maßnahmen zur eigenen Aufwertung zu bezahlen. Zugleich, so wurde es im vergangenen März beschlossen, soll das Universum bis 2013 aber auch noch ein Defizit von 1,7 Millionen Euro ausgleichen.
Laut eines von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens müssen mindestens 230.000 zahlende Gäste kommen, damit das Universum ohne Zuschüsse auskommt. Selbst bei „negativen Rahmenbedingungen“, so eine andere Studie, werden in den kommenden Jahren stets mehr als 230.000 Menschen kommen. Für das abgelaufene Jahr war diese Prognose schon mal falsch.
Im Wirtschaftsressort will man jetzt erstmal „intensiv diskutieren“. In der SPD-Bürgerschaftsfraktion hingegen will man „offen“ über alle Alternativen reden, auch über eine andere Betreiberstruktur. Projektentwickler sowohl für das Klimahaus als auch für das Universum ist Carlo Petri. Und die jeweiligen Betreiber sind „Schwestergesellschaften“ seiner Firma.
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