Oxfamstudie zu Bedingungen in Supermärkten: Lidl bessert sich, Edeka nicht
Eine Oxfamstudie zeigt, wie sich Supermärkte um ihre Mitarbeiter kümmern. Noch immer sind jene zu wenig im Blick, die für gefüllte Regale sorgen.
Ergebnis: Einige deutsche Supermärkte schneiden besser ab als in den Vorjahren, liegen im internationalen Vergleich aber weiter hinten. Noch immer haben die Supermärkte diejenigen zu wenig im Blick, die für gefüllte Regale sorgen, die Bananen, Erdbeeren, Tee ernten, sie verarbeiten und liefern. „Die Supermärkte kümmern sich etwas mehr um ihre Leute, aber längst nicht gut genug“, kritisiert Franziska Humbert, bei Oxfam Deutschland zuständig für Arbeitsrechte und soziale Unternehmensverantwortung. Allen voran drücke Edeka sich vor seiner Verantwortung. Humbert fordert die Bundesregierung auf, per Gesetz „endlich gegenzusteuern“.
Oxfam hat die Geschäftspolitik von 16 der größten Supermärkte in Deutschland, den USA, Großbritannien und den Niederlanden analysiert – wie auch schon 2018 und 2019. Mitarbeiter haben die Webseiten der Unternehmen durchforstet und öffentlich zugängliche Quellen ausgewertet. Ihre entscheidenden Fragen waren dabei: Suchen die Manager in Deutschland ihre Bananenlieferanten in Süd- und Zentralamerika nur danach aus, wie niedrig ihr Preis ist? Oder schließen sie solche aus, die ihren Pflückern einen Hungerlohn zahlen, sie ohne Schutz mit Spritzmitteln hantieren lassen und ihnen keine vernünftigen Arbeitsbedingungen garantieren? Fördern sie kleine bäuerliche Betriebe und schützen sie Frauen vor Diskriminierungen, auch in Deutschland?
Umweltaspekte reichen nicht
Ergebnis 2020: Lidl hat einen Sprung nach vorne gemacht – und statt wie im vergangenen nur 9 Prozent jetzt 32 Prozent der Gesamtpunktzahl geholt. Aldi Süd und Rewe haben einiges verbessert und 25 Prozent erreicht. Aldi Nord kommt auf 18 Prozent. Edeka landet mit mageren 3 Prozent auf dem letzten Platz, auch international.
Die Bundesregierung hat sich mit ihrem Koalitionsvertrag eigentlich vorgenommen, deutsche Firmen, die im Ausland produzieren lassen, zu zwingen, dort für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Doch bislang hakt es bei diesem sogenannten Lieferkettengesetz. Zwar haben das SPD-geführte Arbeitsministerium und ihre Kollegen aus dem SPD-geführten Bundesarbeitsministerium und den Kollegen aus dem Entwicklungsministerium, einem CSU-Ressort mittlerweile Eckpunkte erarbeitet. Aber es ist völlig unklar, ob daraus ein Gesetzentwurf entsteht und wann dieser beschlossen werden könnte. In der CDU gibt es Widerstand.
Edeka erklärte der taz, dass es sich beim Supermarktcheck „nicht um eine objektive Studie handele“, weil nur die Außendarstellung und nicht das „wirkliche Engagement“ bewertet werde. Sie nähmen die Einhaltung der Menschenrechte „sehr ernst“. So importiere Edeka beispielsweise die Hälfte der in Deutschland verkauften Fair-Trade-Rosen und arbeite auch mit dem Umweltverband WWF zusammen. Bei der Zusammenarbeit mit dem WWF gehe es „in erster Linie um Umweltaspekte“, meint Humbert.
Die seien „zweifelsohne wichtig. Die menschenrechtliche Verantwortung ist jedoch ebenso zentral“. Und weiter verteidigt sie die Analyse: „Edeka hat anders als seine Konkurrenten im Januar dieses Jahres eine Vereinbarung, in den globalen Lieferketten für existenzsichernde Löhne zu sorgen, nicht unterschrieben. Einen Menschenrechtsbeauftragten hat Edeka auch nicht.“
Das Problem: „Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“, so steht es in dem Supermarktcheck, „halten die Schwarzgruppe (Lidl und Kaufland), Aldi, Rewe und Edeka 85 Prozent der Marktanteile.“ Die Konzerne hätten so die „Macht, ihren Lieferanten Preise und Konditionen zum eigenen Vorteil zu diktieren“.
Für die deutschen Lebensmittelketten zählt das Image, günstig zu sein, in jedem Fall sehr viel. Das zeigen ihre Werbekampagnen der vergangenen Monate, bei denen sie mit Niedrigpreisen warben. „Für diesen knallharten Preiswettbewerb zahlen andere: die Produzenten und Lieferanten“, so Oxfam-Expertin Humbert.
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