Ostermärsche 2017: Zwischen Atommüll und Abschiebung

Aufrüstung, Krieg und Atomenergie: Die Friedensbewegung marschiert dieses Jahr gegen vieles. Manche Aktionen stechen besonders heraus.

Demonstranten halten PEACE-Flaggen und Luftballons hoch

Einige Tausend marschierten beim Ostermarsch 2009 in der Wittstocker Heide in Nordbrandenburg mit Foto: ap

BERLIN taz/dpa | Bis Ostermontag sind deutschlandweit 85 Demonstrationen, Wanderungen, Fahrradtouren, Mahnwachen, Friedensgebete und Friedensfeste im Rahmen der Ostermärsche 2017 geplant. Die Friedensbewegung rechnet mit zehntausenden Teilnehmenden.

Unter dem Thema „Fluchtursache Krieg bekämpfen“ sind vor allem in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Stuttgart Aktionen geplant, teilte das Ostermarschbüro in Frankfurt mit. Aber auch kleine Städte haben zu Veranstaltungen aufgerufen – gegen die Probleme, vor der eigenen Haustür.

So eröffnet das westfälische Gronau das Protestwochenende am Freitag mit einer Auftaktveranstaltung an der Urananreicherungsanlage Gronau. Von dort beliefert der UAA-Betreiber Urenco ein Drittel des Weltmarktes mit angereichertem Uran, „darunter den belgischen AKW-Betreiber Electrabel und die ukrainische Atomindustrie im Kriegsgebiet“, teilt das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen mit. Ein Problem sehe das Bündnis speziell darin, dass zivile und militärische Nutzungen von Uran sich nicht trennen ließen. Deshalb fordert es ein Verbot der Urananreicherung und Zentrifugenfoschung, da sonst kein Atomausstieg gelinge.

Beim Ostermarsch nach Jagel, Schleswig-Holstein, am Karfreitag protestiert die Friedensbewegung hingegen gegen den militärischen Einsatz von Drohnen und Tornados. Der Fliegerhorst Jagel bildet deutschlandweit einen von bisher zwei Standorten für hochtechnologische Aufrüstung der Bundeswehr für Kriegseinsätze. Zwischen 13 und 14 Uhr ist eine Mahnwache vor dem Fliegerhorst geplant.

Säbelrasseln auf der Ostsee

Im thüringischen Ohrdruf nehmen die Veranstalter des Ostermarsches die Aufrüstung des dortigen Truppenübungsplatzes der Bundeswehr um 8 Millionen Euro zum Anlass der Proteste. „Aus der nahe gelegenen Friedenssteinkaserne in Gotha werden Soldaten nach Afghanistan und Mali geschickt“, kritisiert das Bündnis. Der Protestzug zum Truppenübungsplatz startet am Samstag um 10 Uhr.

Besorgt beobachten die Veranstalter der Ostermärsche in Kiel und Bremerhaven die Entwicklungen der Ost- und Nordseeregion. Unter den Titeln „Die Ostsee muss ein Meer des Friedens sein!“ und „Nein zum Säbelrasseln! – Truppenverlegung stoppen!“ rufen sie zum Protest gegen NATO-Manöver in Ost- und Nordsee auf. „Die NATO rückt immer näher an die russische Grenze und trägt zu einer möglichen Eskalation bei“, warnt das Kieler Friedensforum. Und auch in Bremerhaven beschwert sich die Initiative Mut zum Frieden: „Die Häfen Bremerhavens und Nordenhams werden seit Jahrzehnten für den Umschlag von Kriegsgerät aller Art missbraucht.“ Die Proteste beginnen jeweils am Samstag um 11 Uhr.

Eine prominente Rednerin wird am Ostermontag beim Marsch in Frankfurt a. M. erwartet. Ab 13 Uhr wird die hessische Landtagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende des SPD-Landesverbands, Andrea Ypsilanti, mit Vertretern der Linken, des Women's March on Washington und des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Thema „Die Waffen nieder!“ sprechen.

Die Veranstalter der Leipziger Ostermärsche haben einen anderen Schwerpunkt gewählt: sie protestieren gegen die Abschiebung von Geflüchteten. Nach Märschen durch die Innenstadt geht es am Samstag ab 13 Uhr mit dem Rad zum „Kriegsflughafen Leipzig/Halle“, kündigte der Friedensweg Leipzig an. Dort werden, neben Versorgungsflügen für die Bundeswehr, auch Abschiebungen durchgeführt.

Einen internationalen Abschluss finden die Osterdemonstrationen am Montag ab 11.30 Uhr am Bodensee. Unter dem Motto „Von der Kriegslogik zu einer Friedenskultur“ startet der Internationaler Bodensee-Friedensweg in Friedrichshafen. Bei der Abschlusskundgebung wird Andreas Zumach, UNO-Korrespondent aus Genf, über die Herausforderungen bei der Entwicklung einer „Friedenskultur“ sprechen. Organisationen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland werden daneben einen „Friedensmarkt“ mit Infoständen anbieten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.