Ossi-Studie: Setzen, sechs
Eine dubiose Studie an der Universität Leipzig sieht die Ostdeutschen als „symbolische Ausländer“. Haltbar ist die These allerdings nicht.
Die Aufmerksamkeit der Medien war dieser These gewiss: Die Ostdeutschen würden in überregionalen Medien als „defizitäre Volksgruppe“ dargestellt. So das Ergebnis einer vierjährigen Studie an der Universität Leipzig. Der Haken: Diese Studie inklusive der dazugehörigen Forschergruppe hat es offenbar nie gegeben.
Der Ostdeutsche gelte als „symbolischer Ausländer“, er werde mit dem „normalen Deutschen“ verglichen und als „Nicht-Deutscher“ gesehen, erklärte Rebecca Pates im Interview mit der Leipziger Volkszeitung.
Pates ist Politikwissenschaftlerin an der Universität Leipzig, Leiterin der Studie und neben Maximilian Schochow von der Uni Halle-Wittenberg die Mitherausgeberin des zur Studie veröffentlichten Sammelbandes „Der Ossi. Mikropolitische Studien über einen symbolischen Ausländer“. Auch andere Zeitungen und Rundfunkanstalten griffen die vermeintlich besorgniserregenden Ergebnisse des Forscherteams auf.
Der Untertanengeist
Muss das Projekt Wiedervereinigung also als gescheitert gelten? Zumindest Pates hat keinen Zweifel: Bis heute kursieren dieselben abenteuerlichen Geschichten über den „Ossi“ mit seinem „Untertanengeist“, wie sich der Kriminologe Christian Pfeiffer Ende der 90er ausdrückte.
Der nur mit kleinbürgerlich-materialistischen Wertvorstellungen ausgestattete Ostdeutsche, der eine „zivilisatorische Lücke“ zwischen West und Ost schlägt, wie der gebürtige Dresdener Soziologe Wolfgang Engler 1992 behauptete.
Unfug, meint hingegen Jochen Oltmer vom Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien in Osnabrück: Nur während einer kurzen Anfangsphase habe es in der Beschreibung von Ostdeutschen ethnisierende Tendenzen gegeben, glaubt Oltmer. Migrationsbewegungen von Ost nach West und umgekehrt hätten aber eine Vielzahl unterschiedlicher Erzählungen hervorgebracht.
Die These vom Ostdeutschen als „symbolischen Ausländer“ lasse zudem den gesamtdeutschen Diskurs außer Acht, glaubt Oltmer. In „erinnerungspolitischen Offensiven“ würden sehr stark gemeinsame Erfahrung, Herkunft und der Zusammenhalt aller Deutschen betont.
In „Wechselwirkung“ dazu sei ein „ganz anderer Ethnisierungsprozess entstanden“, der zu einer Stigmatisisierung von Migranten und sogenannten Gastarbeitern geführt habe. Darauf würden Ereignisse wie der Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen 1992 verweisen, so Oltmer.
Zweifelhafte Ergebenisse
Auch ein etwas genauerer Blick in das Aufreger-Buch gibt Entwarnung. Hier versammeln sich durchaus differenziert daherkomende Aufsätze von AutorInnen, die sich in „kursorischen Untersuchungen“ auf die Spur des „Ossis“ gesetzt haben. „Ich war nie Teil dieser Forschungsgruppe und möchte mich für die Ausländerthese auch nicht verhaften lassen“, erklärt etwa Dr. Robert Feustel, einer der Autoren.
Von dem zweifelhaften Ergebnis der Studie hörte er zum ersten Mal aus den Medien. Auf Nachfrage räumt Pates ein, es handle sich „nicht um eine Studie im umgangssprachlichen, quantitativen Sinn“. Es habe lediglich ein Seminar, Hausarbeiten, überarbeitete Hausarbeiten und Kollegen gegeben, „welche das Thema reizvoll fanden und einen Beitrag schrieben“.
Vielleicht ist die ganze Aufregung ja sowieso genauso falsch wie die fragwürdige Studie: „Wenn akademische Bücher über ein Thema geschrieben werden, ist das oft ein Zeichen dafür, dass es an Aktualität verloren hat“, meint Wissenschaftler Oltmer.
Was freilich nun auch wieder nicht heißen muss, dass der „symbolische Ausländer“ die letzte Erfindung des Ostdeutschen gewesen sein muss.
Anmerkung der Redaktion: Der Name von Maximilian Schochow, dem Mitherausgeber der Studie, war in einer ersten Version des Artikels falsch geschrieben. Wir bitten um Entschuldigung.
Leser*innenkommentare
ralf ansorge
Gast
genauso sinnlos wie es ist manchem schlichten gemüt zu veklickern daß es DEN ausländer nicht gibt braucht man anderen nicht erklären wollen daß es nicht DEN ossi oder DEN wessi gibt.traurig ist es ,wenn manche intellektuelle auch nicht anders ticken.insofern ist der begriff des symbolischen ausländers gar nicht so daneben.
das ganze ist ,glaube ich,eher so ein generationending.unter den mitstudenten meiner tochter,welche aus ganz deutschland kommen,ist dies bestimmt kein großes thema mehr
J. Duschka
Gast
Lieber W. Fach, wenn eine Herausgeberin des Sammelbandes sich in diversen Regionalzeitungen mit Aussagen wie beispielsweise:
"Wir haben vier Jahre lang überregionale Beiträge in Zeitungen untersucht und sind zu diesen Ergebnissen gekommen."
"Das Team der Forscherin hat analysiert, in welchem Kontext bundesweit Medien den Begriff „Ossi“ verwendeten. Dazu lagen Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften wie „Spiegel“, „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“ oder „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sowie Fachzeitschriften und Büchern von Mitte der 1990er Jahre bis 2008 vor."
zitieren oder paraphrasieren lässt und dort ständig von einer Forscher_innen- oder Projektgruppe die Rede ist, die über mehrere Jahre gemeinsam an diesem Projekt geforscht hätte, dann wurde zumindest durch eigenartige mediale (Selbst-)Inszenierung eine Kohärenz simuliert, die ein Sammelband in der Tat nicht zu haben braucht – ein Projekt einer Forscher_innengruppe hingegen schon.
Wenn dann auf Nachfrage auch noch zugegeben wird, dass die in der medialen Selbstdarstellung so hervorgehobene "Analyse" diverser Leitmedien in einem Erscheinungszeitraum von immerhin 10-15 Jahren offenbar lediglich in Form von aufgepeppten Seminararbeiten erfolgte, wird klar, dass da offenbar unter reger Beteiligung von Frau Pates ein Hoax durch die Zeitungslandschaft gejagt wurde; das ist dann durchaus eine kritische Aufarbeitung wert.
Schade, dass auch der taz-Artikel so schlecht geschrieben ist, alle möglichen Ebenen der Kritik vermischt und somit nicht zum eigentlichen Kern des ganzen vorstoßen kann: Der medialen Inszenierung einer offenbar aus aufgeblasenen Seminararbeiten gewonnenen und medientauglich aufbereiteten "These" als belastbares Ergebnis jahrelangen Forschens einer zu diesem Zwecke zusammengekommenen Gruppe von Wissenschaftler_innen.
Rainer Klöppel
Gast
Aus der LVZ:
"Leipziger Studie untersuchte Darstellung der Ostdeutschen in überregionalen Zeitungen"
"Die Ostdeutschen werden in
überregionalen Medien dezidiert ne-
gativ dargestellt – das ist das Ergeb-
nis einer Studie unter Leitung der Po-
litikprofessorin Rebecca Pates (45),"
"Frage: Vier Jahre mediale Ossi-For-
schung liegen hinter Ihnen und Ihrer
Projektgruppe – was sind die markan-
ten Ergebnisse?"
Ich lese immer Studie ohne n am Ende. So ganz daneben liegt der Artikel wohl doch nicht, oder?
W.Fach
Gast
Wahrscheinlich hat ein Rechtsanwalt der TAZ ein Licht aufgesetzt:
Aus der gefälschten ist über Nacht eine dubiose Studie geworden -
und den strafbaren Vorwurf (Betrug) hat eine simple Frechheit
(Sitzen, sechs) abgelöst. Die Sache wird dadurch noch peinlicher, auch
wenn sie Autorin und Zeitung billiger kommt.
Worauf bezieht sich die, neutral gesagt, Kritik? Wohl nicht auf die These
vom symbolischen Ausländer - sie mag in Osnabrück und anderswo be-
stritten werden, doch welcher These passiert das nicht? Ins Scheinwerfer-
licht gerückt werden soll vielmehr die angebliche Behauptung, es handle
sich um eine "Studie", hinter der ein Forschungsprojekt steht. Wäre Frau
Stanges Lektüre wenigstens bis zum Untertitel des Buches gegangen, hätte
dieses Fehldeutung nicht passieren können: Denn da steht ausdrücklich etwas
von "Studien" im Plural, und im weiteren Verlauf wird klar, dass darunter et
liche in anderen Zusammenhängen entstanden sind. Es geht also um einen Sammelband, an den gewöhnlich geringere Kohärenzanforderungen gestellt werden - weswegen es denn auch passieren kann, dass sich ein anderer Autor vom "symbolischen Ausländer" vorsichtig distanziert (was selbst für ihn keine große Sache sein kann - niemand hat ihn schließlich gezwungen, in dem Band
zu publizieren).
Dass der Autorin dieser Sachverhalt entgangen ist oder sie ihn unterschlagen
wollte, führt wohl auf die einzig heisse Spur: Es ist ihr offenbar darum gegangen,
der Uni Leipzig aus gegebenem Anlass einen weiteren Skandal bzw. wenig-
stens ein Skandälchen anzuhängen: nicht nur bei der Transplantation wird geschummelt, auch die Transformation fälscht man dort. Sicher rührt daher
die ebenso gestelzte wie irreführende Formulierung, dieser Band sei "an der Uni" verfasst worden. Ich für meinen Teil habe jedenfalls sämtliche Zeilen des Buchbeitrags ohne universitäre Hilfe im heimischen Arbeitszimmer geschrieben (wo auch die einschlägige Literatur steht).
Freie AutorInnen haben es schwer, in der Konkurrenz zu bestehen - und diese
verdirbt bekanntlich die Sitten, zumal wenn alles auch noch schnell gehen muss.
Deswegen ist das eigentliche Ärgernis: dass eine Zeitung mit dem Anspruch
der TAZ sich kein Alarmglöckchen leistet, das schrillt, wenn Standards ver-
letzt und Regeln gebrochen werden.
Paul Gerhardt
Gast
Wenn ich könnte, würde ich sofort und unter Inkaufnahme aller Nachteile in eine DDR rurück gehen. Ich lebe seit nunmehr knapp 8 Jahren im "Westen" und es ist FÜRCHTERLICH. Die Wessis sind entweder fachgebildet und arrogant oder gar nicht gebildet und dekadent. Das allgemeine Bildungsniveau ist erschreckend niedrig. Und wer mich am meisten ankotzt, sind die 68 er und deren Nachfahren. Was ein doofes selbstherrliches Gezumpel!
einer anderen Studie
Gast
Eine hochgeheime, nun aber wirklich völlig neue und ungefälschte Studie hat ergeben:
Die Wessis von Geburt an hochgebildete Kosmopoliten, von keinerlei Zweifeln im immer richtigen Urteil über sich und andere belästigt oder gar verhindert, aufrecht und sich jederzeit ihres unaufdringlichen Anstandes sicher, schreiten ihrer ewigen Erwählung und Gerechtigkeit gewiß durch die Welt. Durch nichts als durch natürliche Herkunft versehen mit einer glanzvollen Herzensbildung, die aus tief gelebter Bescheidenheit und Rücksichtnahme die seelischen und intellektuellen (ganz zu schweigen von den körperlichen Verkrüppelungen) Un- und Mißbildungen der Ossis nur hin und wieder behutsamst erwähnen, um diese Steppen- und Erdlochbewohner nicht zu allzu großer Scham und also Verunsicherung auszusetzen. So wissen Wessis nicht nur viel sondern bei aller angeborenen Bescheidenheit einfach alles und sind jederzeit bereit, dieses Wissen aufs Generöseste mit anderen zu teilen. Dafür und für jede, wirklich jede weitere Belehrung und Unterweisung sei ihnen für immer innigst gedankt.
Und erst, wenn DIESE Wessis (und jene, der ihnen so innig verbundenen Ossis) eines Tages ausgestorben sein werden, kann es mit der Deutschen Einheit vielleicht doch noch was werden. Ich schätze so in etwa 123 Jahren.
treibsand
Gast
Geniestreich von 1991 und eine der wenigen unverfälschten Bestandsaufnahmen:
Friedrich Christian Delius
Die Birnen von Ribbeck
Samson
Gast
These:
Ohne solche sog. "Studien" wäre "der Ossi" vermutlich längst ausgestorben. Oder an Vereinsamung oder Leberzirrhose eingegangen.
Da nütztem ihm auch gefälschte Patientendaten in einer Leipziger Transplantationsklinik nur wenig.
Solange aber rührige Wissenschaftler und Kolleginnen Wert auf eine anschwellende Publikationsliste legen, hat er auch weiterhin eine Chance, der Ossi.
Akademisch motivierte Arterhaltung, sozusagen.
Danke!
Frank Poschau
Gast
Deutschlands kalter Krieg
Der DDR-Bürger die arme Sau,
aufgeteilt, vom Russen annektiert,
Sozialismus, Experiment, Mauerbau,
ducken, wenn man einen Krieg verliert.
Die Amizone an Aufbau bedacht,
beim Beute teilen nicht einig,
so wird der kalte Krieg bewacht,
Führer ins Amt, der Kleine gesteinigt.
Schnell begriff die BRD ihren Nutzen,
Mangel im „Bruderstaat“-Dumpingland,
produzieren lassen, Dreck wegputzen,
rosa Worte, anerkannt, Dienerstand.
Rohstoffe, Kunst, Menschenmaterial,
gab es billiger als auf dem Weltmarkt,
Versuche an dem Ossi, Gesundheit egal,
Politiker überall vom selben Schlag.
Kalter Krieg teuer, Weltwirtschaft lahmt,
gespielte Freude, Niedergang der Mauer,
DDR ausgesaugt, Menschen verarmt,
Subventionsjäger liegen auf der Lauer.
Die D-Mark schnell nachgedruckt,
kauft alles, rennt der Ossi ins Licht,
geblendet, jede Widrigkeit schluckt,
machen die alle Produktionen dicht.
Nun war Frieden nicht der Sinn,
ein neues Feindbild musste her,
in den Köpfen noch ein Ossi bin,
Waffen produziert mehr und mehr.
Nach einundzwanzig Jahren
kein einig Volk, keine Gleichheit,
so ist es wie in den ersten Tagen,
der Ossi, die Alten tragen größtes Leid.
Lobbyisten Mafia im Bundestag,
uns verkauft für ihr Wachstum,
Euroniedergang mit einem Schlag,
vergiftet, verraten durch ihr Tun.
Tragen sie den Krug bis er bricht,
unser Land, der Sinn zerfällt,
um uns kümmert man sich nicht,
Dekadenz, Macht der Gier, dem Geld.
Frank Poschau
30.12.12
tommy
Gast
"Der Ostdeutsche gelte als „symbolischer Ausländer“, er werde mit dem „normalen Deutschen“ verglichen und als „Nicht-Deutscher“ gesehen,"
Wird vom Lesen so mancher taz-Artikel bestätigt. Besonders drollig fand ich vor einiger Zeit das Interview, das Feddersen mit einem Hamburger alewitischer Herkunft (Name habe ich leider vergessen) führte und bei dem dann die Frage kam, was der Interviewte über die Ostler denke, die ja erst zwanzig Jahre nach den Gastarbeitern "nach Deutschland" (!) gekommen seien...bizarr.
Wüstenratte
Gast
Warum kam der "symbolische" Ausländer dann mit 12 Schuljahren bis zum ABI aus?? Ist ganz einfach, weil das 13. Schuljahr der Urdeutschen, dieser "Wessis", nur ein Jahr Schauspielunterricht war.
xxy
Gast
Liebe Jennifer Stange,
mich hat Ihr Artikel sehr irritiert! Kann es sein, dass Sie sich im Bereich von Wissenschaft und Forschung überhaupt nicht auskennen? Von einer "gefälschten Studie" zu sprechen ist ein immens harter Vorwurf - mit dem Sie hier offensichtlich vollkommen falsch liegen. Denn bereits der Buchtitel verweist darauf, dass es sich nicht um "eine Studie" im Sinne einer "quantitativ repräsentativen Untersuchung" handelt... Und allein ein Blick in die Einleitung und in das Inhaltverzeichnis zeigen, dass es sich um einen Sammelband mit Beiträgen unterschiedlicher Autor_innen zum Thema handelt - Sie können diesen Zusammenschluss eine Forscher_innengruppe nennen oder wie auch immer.... Sollten Sie konkret fundierte Kritik an einzelnen Thesen der Autor_innen haben, dann fände ich es spannend, dies zu lesen... Eine Entschuldigung bei den Verfasser_innen des Sammelbandes wäre angebracht!
Junger BRDler
Gast
Ost-West-Konflikte interessieren nur noch Menschen, die den Kalten Krieg miterlebten.
In meinem 1983 geborenem Kopf wirkt dieser Gegensatz absurd und ungefähr so wichtig wie die „Feindschaft” zwischen Mainz und Wiesbaden.
SchnurzelPu
Gast
Na, nur weil wir Ossis nicht aussehen wie schwäbische Schokoschaumbällchen sind wir noch lange keine Westdeutschen. Sagt ja auch die grenzziehende Bezeichnung Ostdeustcher. Unterschieden wird also doch, nur der Status wir uns noch streitig gemacht.
PS: Die TAZ hat sich in den Jahren kurz nach 89 bei der Assimilation der Normalo-Ossis nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber Schwamm drüber. Karin Göhring-Eckert als Vizekanzlerin unter Frau Merkel wird eure Assimilation vollenden - Widerstand ist zwecklos.
Semir
Gast
Liebe Frau Stange,
kann man denn wirklich von einer "gefälschten" Studie sprechen, nur weil ein offensichtlich quantitativ orientierter Wissenschaftler ein Statement zu einer womöglich qualitativ geführten Untersuchung abgibt? Schade, dass sich das Wissenschafstverständnis dieses Herrn nur auf die von ihm selbst verwendete Methodologie beschränkt - in den Sozialwissenschaften sollte mensch über diesen Tellerrand längst hinaus sein. Quantitativität ist keine notwendige Bedingung für Erkenntnis.
Ebensowenig sinkt der Erkenntniswert von Studien, wenn sie in einem Sammelband veröffentlicht sind und damit "veraltet" wären. Das ist schlichter Humbug, der sich aus dem Glaube an der Höherwertigkeit von peer-reviewed journals und impact factor gegenüber kleineren Zeitschriften und Monographien/Sammelbänden speist.
Also bitte, so fragwürdig die geäußerten Thesen auch sein mögen, überdenkt doch das eigene Wissenschaftsverständnis!
West-Ost-Therapeut
Gast
Wann endlich erscheint das Fachbuch: "Zur Psychopathologie des westdeutschen Antikommunismus"?
Paul
Gast
Immer wieder erstaunlich, wie Menschen sich selbst auf den Leim gehen. Lesen Sie doch Ihren eigenen Artikel nochmal Korrektur. Und zwar nicht auf Rechtschreibung.
Vor ca. 2 Jahren stellte die Süddeutsche Zeitung fest, daß 95% der Führungskräfte im Osten aus dem Westen kommen. Ohne allzu viel Fantasie kann man daraus und aus anderen ebenso nachprüfbaren Tatsachen Folgen ableiten. Z.B. die (fast) ausschließlich negative Berichterstattung über die DDR und den Osten. Oder hat sich die taz schon mal getraut, irgendwas an oder in der DDR gut zu bewerten?
Hier findet eine nach wie vor eine permanente Abwertung im Rahmen einer großen Projektion statt. (Allerdings oft eben auch vom Osten mit seinen Vorurteilen in Richtung Westen.) Horst-Eberhard Richter in Brand Eins 11/08:"Die Dämonisierung (des Ostens) hat nie aufgehört, denn sie entspringt der Neigung, die Welt immer wieder zu spalten. Wir brauchen das zur Selbststabilisierung - ein großes Feindbild, gegen das wir uns in gerechter Abwehr als die Guten gemensam in Position bringen. Das geht bis in die Weltpolitik hinein..."
Noch eine Frage:
Warum, wenn an dieser unqualifizierten Sammlung von Seminararbeiten und Aufsätzen so gar nichts dran ist, erscheint diese, von Ihnen ohne erkennbare Begründung umgehend als gefälscht bezeichnete, Publikation, hier als Titel? Etwa, weil das Thema weder Sie noch die anderen berichtenden Medien nicht irgendwie angesprochen hätte?
Mit der sog. deutschen Einheit liegt nach wie vor Vieles im Argen. Und das wird sich wohl erst durch die Generationenwechsel langsam verändern.
Nehmen Sie doch als Erstes mal den Titel:Wer hat gefälscht? In welchem Umfang, mit welcher Absicht? Wurde die Textsammlung, die wer zur Studie erklärt hat, gar von Wessis erstellt? Wurde eventuell nicht die Studie gefälscht, sondern haben in bewährter reißerischer Art unsere lieben unabhängigen Medien, die gleich nochmal wem gehören, das Thema in ihrem Auflagen- und Aufmerksamkeitskampf aufgeblasen?Na, uswusf.
Man kommt doch eigentlich aus dem Lachen nicht mehr heraus. Gehen Sie einfach mal auf die Straße im Osten, am besten in der Brandenburgischen Provinz, und Sie werden diese Aussage bestens gestätigt bekommen. Warum wohl?
wetterleuchten
Gast
Man kann es auch weniger verquarkst ausdrücken: Es lebe die alte Hackordnung, in Bezug auf unsere Migranten funktioniert sie immer noch!
Doch auch Zugezogene überall in deutschen Landen bekommen sie zu spüren. Und nur wer sich unterordnet, demütig erträgt was die "Eingeborenen" vorgeben, wird vielleicht irgend wann in den Kreis der Erhabenen aufgenommen.
Wer dieses Gefühl ( denn nur hier spielt dieser gruppendynamische Prozess) nicht kennt, dem empfehle ich in Deutschland einmal umzuziehen oder auch zwei oder drei mal in andere Bundesländer oder Regionen zu ziehen!
Callibrese
Gast
Es lohnt sich in dieser Gesellschaft, sich als Opfer darzustellen. Heizt die Mildtätigkeit an.
Wir armen Ostdeutschen, immer verfolgt. Erst von den pösen Russen, dann von den pösen Wessis.
Sven Rohrmoser
Gast
Wer spricht denn davon, dass der "symbolische Ausländer" eine Erfindung von Ostdeutschen ist? Ist denn Frau Pate oder ein/e andere/r Autor/in des Sammelbandes ostdeutscher Herkunft (Ist dem Artikel nicht zu entnehmen)?
Frank von der Kammer
Gast
Bezeichnend ist doch:
die Geisterstudie kommt aus Ossiland!
No comment.
Ossiblöd
Gast
Der nur mit kleinbürgerlich-materialistischen Wertvorstellungen ausgestattete Ostdeutsche, der eine „zivilisatorische Lücke“ zwischen West und Ost schlägt, wie der gebürtige Dresdener Soziologe Wolfgang Engler 1992 behauptete.
Die tägliche RBB ist ein Beleg!!!
Arne
Gast
Häää???
Nach dem Lesen des Artikels erschließt sich mir weder, was jetzt die Autorin an Forderungen stellt, damit etwas "Studie" genannt werden kann, noch was überhaupt so skandalös an der Behauptung sein soll, dass man die "DDR-Stämmigen" als symbolische Ausländer bezeichnet.
Ich weiß nach dem Lesen weder, was ein "symbolischer Ausländer" sein soll noch weiß ich, wer sie so bezeichnet.
Unter Umständen soll diese "Studie" oder was es auch immer ist, auch nur die Debatte fortsetzen, bzw erst einmal beginnen lassen, dass es eben erhebliche Unterschiede gibt, wie es die Friedrich-Ebert-Stiftung in einer Publikation neulich feststellte, die hoffentlich noch von jedem der einfachheithalber "Studie" genannt werden darf. Demnach sind die Menschen mit Wurzeln in den sog. neuen Bundesländern häufiger rechtsextrem, xenophob und antisemitsch eingestellt als diejenigen mit westdeutschen. Afair ist im Osten eine Zunahme von rechtsextremen Auffassungen zu erkennen, während sie in Westdeutschland abnimmt. Ob die Autoren dabei auch die Herkunft der Befragten berücksichtigt haben, erschließt sich mir nicht.
Ich halte es ganz und gar nicht für einen Skandal, sondern eher angebracht, diese Erkenntnisse zu debattieren anstatt sie wieder bis zur nächsten FES in ein paar Jahren in der Schublade verschwinden zu lassen. Es macht Sinn imo, darüber nachzudenken, inwieweit unsere Bundeskanzlerin (auch jemand, der größtenteils in Ostdeutschland sozialisiert wurde), weiterhin mit unterschwelligen Beschimpfungen der südeuropäischen Staaten xenophobe Haltungen in der gesamten BRD hoffähig machen wird.
Tim
Gast
In Ihrem Artikel geht es allenfalls um die wissenschaftliche Anerkennungswürdigkeit, nicht aber um die Wahrheit oder Unwahrheit der These. Das macht die Überschrift nur noch widerwärtiger! Sie werden zu These und Gegenthese gleichstarke Argumente und Quellen finden... ein Schelm wer Böses dabei denkt... nur eine Behauptung die allgemein als wahr empfunden wird bleibt allgemein uninteressant! Sie müssen sich also mit der Note irren, sicher nicht mit dem Benotungsystem. Da fehlt Feingefühl und Tiefgang!
Max
Gast
Gut, dass hier genau hingeschaut und aufgedeckt wurde, dass die Studie eigentlich gar keine ist. Ein bisschen mehr Genauigkeit wäre mit Blick auf die Artikel-Überschrift aber auch angebracht. Eine STudie, die keine ist, kann auch nicht gefälscht werden.
treibsand
Gast
Leute, was soll das?
Natürlich bleibt der Ossi Projektionsfläche für alle möglichen Ressentiments, die Political Corectnesss lieber nicht richtigen Ausländern zuschreiben möchte.
Wer anderes behauptet, lügt - inklusive des Pseudowissenschaftlers Christian Pfeiffer (3xf), der sich dank ausgelebter Ossi-Phobie endlich gesundtherapieren konnte.
rellüm
Gast
Für Geld machen manche aber auch alles !!!!
15 Jahre im Osten Deutschlands
Gast
Auch wenn die Studie keine war und die These nicht haltbar ist, muss ich doch zugeben, dass ich nach mittlerweile 15 Jahren als "Wessie" im "Osten" aufgrund meiner eigenen Erfahrungen auch des öfteren solche Erkenntnisse wie "gelebtes und erwartetes Untertanentum" von mir gebe.
Zu Beginn meiner Zeit und viele Jahre danach auch noch war ich der Überzeugung, dass ich nur - wie schon öfter in meinem Leben - in einen anderen Teil Deutschlands gezogen bin. Politisch und geschichtlich stimmt das ja auch. Im Laufe der Jahre und in den vergangenen 5 sogar immer mehr ist mir dann allerdings aufgefallen, dass die Sozialisierung "uns" doch ungewollt massiv unterscheidet. Gewiss gibt ist hüben wie drüben eigenständige Menschen und "Außenseiter", aber ich finde die Unterschiede von West zu Ost doch gewaltiger als von Nord nach Süd (in Ost oder West).
Und in meinem (gebildeten) Bekanntenkreis, der nicht auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wohnt, wird doch eher im Ton von "Ausländern" von den "Ossies" gesprochen. Das ist nicht fein und sollte reflektiert werden, aber dennoch ist es schon so.
Aber leider ist es wie bei vielen echten Migranten auch: Ich habe den Eindruck, dass sich viele Menschen im Osten Deutschlands seit einiger Zeit wieder vermehrt auf ihre alten Werte und Gewohnheiten aus den Zeiten der Diktaturen und der Königreiche auf ihrem Boden berufen und das auch der Jugend vermitteln.
Verus Votum
Gast
Interessant was dieser Soziologe da redet um die "Studie" zu widerlegen.
Noch interessanter, dass er bereits voraussetzt dass die Studie falsch ist um sie widerlegen zu können.
Wieso sollte er sonst die Ost-Ausländer-These mit dem "Gesamtdeutschen Diskurs" widerlegen wollen?
Mal Fakten aus der Realität:
SPON bietet eine Kolumne namens "Schnauze, Wessi!"
Es vergeht kein Monat wo nicht eine der großen Zeitungen darauf hinweist, wie der Osten den Westen zerstört.
Es vergeht kein Monat wo nicht jemand darauf hinweist, dass der Osten viel schlechter wäre als der Westen.
Und bei jeder Ost-West-Diskussion gibt es Politiker und die TAZ, die betonen, welche Verantwortung doch der Westen für den Osten hat.
Anders gesagt, damit zu argumentieren, dass Die Grenze der BRD den Osten mit einschließt ist ja wohl mehr als Wunschdenken wenn man gegen "Ossis sind Ausländer" argumentieren" will. Eine wüste wird ja auch nicht fruchtbar nur weil ich sie als Tropen deklariere.
Anre
Gast
Gelebte Blindheit.
Ich kenne so viele Menschen, die "den Osten" immer noch als Osten begreifen. Da können sich gut gebildete Menschen noch so lange weigern, diese Meinungen anzuerkennen.
Es gibt sie nämlich immer noch. Und zwar zu Hauf!
Leider
Stev
Gast
Hallo Frau Stange,
gerade die "Ausländerthese" läßt sich sehr leicht mittels Inhaltsanalyse der überregionalen Zeitungen in D belegen. Auch in der TAZ wird gerne von oben herab über die Ostleute geschrieben, die irgendwie zurückgeblieben, minderwertig, nicht dem Standart des (West-) Deutschen Normalbürgers entsprechen. Wenn es um echte Einwander geht (was die Ostdeutschen ja nicht sind) schlägt die politische Korrektheitspolizei zu. Ostdeutsche sind dagegen auch zu oft in der TAZ die Abladestation der bildungsbürgerlichen, in diesem Fall als politisch korrekt empfundenen Fremdenfeindlichkeit.
Harry
Gast
Ich dachte, laut besagter Studie wäre der Ossi der "Problembär der Nation"?! -> http://www.boerdebehoerde.de/2012/12/15/der-ossi-als-problembar-der-nation/
zensiert
Gast
irgendwie fehlt mir an dem artikel etwas, kommt mir so vor als ob sich der autor um sich selbst dreht und außer der info über die sogenannte studie nichts weiter vermittelt...
finde ich aber schade, weil das thema sehr brisant und hochaktuell ist und auch in zukunft sein wird!
Martin
Gast
Was für ein furchtbar geschriebener Artikel. Verwirrende Informationen zu Beginn und zum Schluss wird die Eingangsthese nicht mal annähernd belegt. Setzen, sechs.
IHady Khalil
Gast
Verstaubte Verwaltungsstrukturen, oder tradierte Werte
um es vorwegzuschicken, ich habe nichts gegen Thüringer, sachsen usw. In den 90ern habe ich viele nette aufgeschlossene Ostdeutsche kannengelernt . Außerdem 60 Jahre CSU Herrschaft in Bayern schafft auch verstaubte Verwaltungsstrukturen. Ich stelle mir einfach mal vor, wie das ist als DDR Bürger aufs Amt zu gehen, wegen einer Genehmigung, ein Auto... Ich komm ja aus dem Westen, weiß es nicht, aber ich stelle mir vor, das man da mit gesenktem Kopf und flachem Atem in gebückter Haltung demütig um Erlaubnis gefragt hat. Jedenfalls war die Wahrscheinlichkeit größer, wenn man so Auftritt, das man seine Zuteilung erhält Jetzt ist Kapitalismus und Grundgesetz und...soziale Marktwirtschaft?- „Also das wovor die uns früher immer gewarnt haben“. Wie wird derjenige heute im Amt seine Genehmigung beantragen, wenn er aufs Amt geht und ihn dieselben Leute mit gleicher Haltung aber in freundlichem Ton abfertigen, ablehnen, bescheinigen. Es ist auch klar und vernünftig bei einem fundamentalenm Systenwechsel nicht sofort alles niederzureißen und eine längere Chaosphase zu riskieren. Das wird der Verantwortung auch nicht gerecht. Aber, was ich glaube, was man tun kann ist glaubwürdig umzusteuern mit Tendenz zur Besserung. Willy Brandts Anregung mehr Demokratie zu wagen hat man entweder nicht ernst genommen, auch wenns immer wieder gern zitiert wird, oder falsch verstanden, weil Demokratie heißt nicht notwendigerweise Bürokratie, oder hab ich da was falsch verstanden?