Osman in der Midlife-Crisis: Der neue Mieter
Die Midlife-Crisis hat mich erwischt und ich fühle mich mies. Niemand weiß, was hilft. Nur meine Frau hat ein Gegenmittel wenn sie an der Reihe ist.
W enn ich ahnungslos mit meinem Ford-Transit unterwegs bin, werde ich immer kalt erwischt. Nein, nein, nicht von einer hinterhältigen Radarfalle oder von einer energischen Politesse, sondern von dieser schrecklichen Midlife-Crisis! Dabei wusste ich bis vor ein paar Tagen nicht mal, was das ist! Ich habe auch keinen Schimmer, wer mich damit angesteckt hat.
Von riesigen Plakatwänden lächeln mir junge Männer mit gut gebauten, nackten Körpern, inklusive Waschbrettbauch, super gelaunt und selbstbewusst entgegen und rufen mir hämisch ins Gesicht: „Du nicht, Osman! Du kannst machen, was du willst, du wirst nie so toll aussehen wie wir! Aus dir wird nichts mehr, mein Alter!“
„Ach, eine gewöhnliche Midlife-Crisis, wie banal! Moderner wäre es ja, wenn du ein flottes Burn-out oder ein Corona-Schweinegrippe-Gemisch hättest. Midlife-Crisis – das hat doch heutzutage jeder Hans und Franz und alte Männer wie du sowieso“, ruft meine Frau Eminanim geringschätzig. So ist sie! Alles, was ich habe, wird klein gemacht, für dämlich und banal erklärt – selbst meine neue Midlife-Crisis!
Ich fühle mich auf jeden Fall völlig mies und alles macht mich fertig. Zum Beispiel gestern Abend: Im Fernsehen sehe ich, dass ein 18-jähriger Junge ein großer Fußballspieler geworden ist, und dass sein Vater dadurch Millionen bekommt. Was macht dagegen mein nichtsnutziger, linksradikaler Sohn Mehmet? Mit 25 Jahren studiert er immer noch irgendwas und pumpt mich ständig um Geld an!
Nicht nur das. Tom Cruise, Gerhard Schröder und Joschka Fischer wechseln alle drei Wochen ihre Ehefrauen, und ich armer Kerl bin seit 25 Jahren immer noch mit Eminanim verheiratet!
„Osman, geh doch Shoppen“, schlägt meine Frau vor. „Kauf dir bunte, schrille Kleider, lass dir einen richtig feschen Haarschnitt und völlig abgedrehte Haarfarbe verpassen. Danach geht’s jeder Frau besser, glaub mir!“ Verzweifelt wie ich bin, probiere ich’s sofort aus. Aber mein Seelenzustand verbessert sich nicht entscheidend. Obwohl mir grüne Igelfrisur und rote Lederhose eigentlich nicht schlecht stehen.
Mein Arzt, Dr. Gutdünken, kommt mit dem dämlichen Vorschlag, dass ich meine Probleme konsequent angehen soll. „Wie soll das denn gehen?“, frage ich verwundert. „Ich muss also zentnerweise Fett absaugen lassen und dafür sofort massenweise Muskeln bekommen! Ich muss Hunderte von Falten im Gesicht wegbügeln und dafür Millionen von Haaren auf dem Kopf kriegen. Ich muss ein weißes Gebiss bekommen und das peinliche Hörgerät loswerden. Ich muss …, ich muss …, ich muss …“
Mein Kumpel Hans ist auch wenig hilfreich: „Osman, wenn ich es mir recht überlege und dich noch mal genauer anschaue, dann kann dich eigentlich nur noch eine Wiedergeburt retten. Und zwar als ein Gorilla.“
„Eminanim, was ist denn dein Plan, wenn du Midlife-Crisis bekommst?“, jammere ich verzweifelt. Meine Frau kichert: „Ich werde dein Bett an den jungen Hasan untervermieten!“
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