Ort in Sachsen vor Baggern gerettet: Pödelwitz bleibt
Grüner Einfluss und der frühere Kohleausstieg retten den Ortsteil nahe Leipzig vor den Braunkohlebaggern. Können auch andere Dörfer überleben?
In Gesprächen sollte ein rechtssicherer Weg für den Erhalt des Ortsteils der sächsischen Stadt Groitzsch im Landkreis Leipzig gesucht und zugleich der Betrieb des Kraftwerkes Lippendorf vorläufig gesichert werden. Wirtschaftsministerium, die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH Mibrag und das Sächsische Oberbergamt hatten sich an einen Tisch gesetzt.
Die Mibrag habe ihre Unternehmensplanung angepasst und sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass eine Gewinnung der unter der Ortslage Pödelwitz und des Abbaugebietes Groitzscher Dreieck lagernden Kohle nicht mehr erforderlich ist“, teilt das Ministerium nun mit. Sechs Jahre früher als 2038 soll die Kohleförderung dort eingestellt werden. „Die Staatsregierung hält Wort!“, vergaß Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nicht, sich auch selbst zu feiern.
Die Grüne Jugend Sachsen und der energie- und klimapolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion Daniel Gerber richteten den Blick bereits über das kleine Pödelwitz hinaus. Auch weitere bedrohte Dörfer sollten bleiben. Konkret gemeint ist Mühlrose in der Lausitz, das der Erweiterung des Tagebaus Nochten weichen soll.
Nur noch wenige Einwohner
Gerbers SPD-Kollege Volkmar Winkler blickt in die Zukunft und will vermeiden, dass in Pödelwitz „dauerhaft ein Geisterort entsteht“. Denn im vorigen Sommer lebten nur noch 35 der ehemals 140 Einwohner in Pödelwitz. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums hat die Mibrag inzwischen sogar 90 Prozent der Bewohner umgesiedelt und entschädigt.
„Wir wollen, dass aus Pödelwitz wieder ein Dorf wird, wie man es von früher kennt“, sagt hingegen Jens Hausner dem MDR. Der Sprecher der Bürgerinitiative „Pro Pödelwitz“ dankt den Grünen: Ohne deren „Regierungsbeteiligung wäre das Ergebnis nicht möglich gewesen“, dankt er.
Doch die nun mögliche Wiederbelebung des Ortes löst nicht nur Freude, sondern auch Sorge aus. Der Südraum Leipzig wandelt sich von der Tagebau-Mondlandschaft zu einem renaturierten seenreichen Erholungsgebiet. Zugleich fliehen Leipziger vor den steigenden Mieten und Immobilienpreisen zunehmend ins Umland. Auch Pödelwitz könnte so attraktiv werden. Erste Stimmen warnen deshalb vor Spekulationen und Verkäufen an Großinvestoren, denn der Mibrag gehören bereits alle Häuser in Pödelwitz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“