Opernstiftung befürchtet Defizite für Spielzeit 2010: Singen am Limit
Opernstiftung prognostiziert ab der Spielzeit 2010 wieder Defizite. Schuld sind der Umzug der Staatsoper ins Schillertheater und weniger Besucher.
Hätte nicht Claus Peymann, Direktor am Berliner Ensemble, seinem Ruf als witzig-poltriger Entertainer ("Ich bin ein Auslaufmodell") alle Ehre gemacht, der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses wäre bis zum Montagabend eine triste Veranstaltung geblieben. Besonders freudlos bei der Anhörung, in der die Intendanten ihre kommenden Finanz- und Theaterpläne vorstellten, gaben sich die drei Opern sowie die Opernstiftung. Der Grund: Die Bühnenhäuser steuern wieder härteren Zeiten entgegen. Dies sagte Peter Raddatz, seit 1. September neuer Generaldirektor der Stiftung, bei seinem ersten Auftritt im Ausschuss.
Die Staatsoper und die Deutsche Oper an der Bismarckstraße, so Raddatz, hätten das Repertoire und ihre Premierenzahl reduzieren müssen. Es kämen weniger Zuschauer. Für 2010 werde ein Rückgang der Besucher um 160.000 - von 800.000 im Jahr 2008 - erwartet, 2011 drohe ein weiterer Einbruch.
Auch die finanzielle Zukunft sieht nicht rosig aus, obwohl die Subventionen der Stiftung um 20 Millionen auf rund 121 Millionen Euro gestiegen sind. Zwar habe die Stiftung 2008 ein positives Ergebnis eingefahren. Auch seien für die drei großen Häuser Rücklagen gebildet worden. "Wir rechnen aber 2010 und 2011 mit Defiziten von 3 Millionen beziehungsweise 4,5 Millionen Euro", so Raddatz. Von der Schließung eines Hauses, worüber noch 2004 diskutiert worden war, oder einer erneuten Krise der "Stiftung Oper in Berlin" wollte der Intendant nicht sprechen. Es müssten aber künftig "große Anstrengungen" geleistet werden, für die der neue Direktor Konzepte ausarbeiten will.
Als Begründung für die aktuellen und prognostizierten Einbrüche nannte Raddatz die Situation an den Häusern und die diversen Umzüge - darunter die der Werkstätten und den der Staatsoper ins Ausweichquartier Schillertheater 2010. Die Einnahmeverluste hingen direkt "mit dem Umzug ins Schillertheater zusammen". Staatsoperintendant Ronald Adler führte aus, dass sein Haus im Bereich der Technik und Bühne schon so marode sei, "dass wir weniger Proben und damit weniger Aufführungen machen konnten". Dies begründe das Minus an Zuschauern und Operndarbietungen.
Kritik am "spürbar schlechteren Angebot der Opernhäuser" erntete Raddatz vom Parlament. Angesichts gestiegener Zuwendungen, so Wolfgang Brauer (Die Linke), sei es unverständlich, dass die Besucherzahlen ab 2010 derart in den Keller gehen müssten. Auch das Argument, das Staatsballett, das vorübergehend in die Deutsche Oper umzieht, nehme Spieltage und Raum weg, treffe nicht.
Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, warnte ebenfalls vor einem Rollback in schlechte Opernzeiten. Seit Gründung der Stiftung 2004 seien "Abstriche und Absenkungen" beim Personal vorgenommen worden, zudem reduziere der gegründete Bühnenservice die Kosten. Sie forderte die Opernstiftung auf, den Weg der Konsolidierung nicht zu verlassen. ROLF LAUTENSCHLÄGER
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