Opel-Mutterkonzern PSA und Fiat Chrysler: Fusion treibt Monopolisierung voran
Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen den weltweit viertgrößten Autohersteller bilden. Das könnte Arbeitsplätze und Wettbewerb kosten.
Nun soll der weltweit viertgrößte Autohersteller entstehen mit einem angestrebten Absatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, wie es hieß. Jährlich ließen sich mit einer Fusion Synergien in Höhe von 3,7 Milliarden Euro realisieren, ohne eine Fabrik im Zuge des Deals zu schließen, teilten die Konzerne mit. Größer als der neue Auto-Riese wären nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund.
Der Verwaltungsrat von PSA hatte am Mittwochabend bereits grünes Licht für eine Fusion gegeben, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.
Angestrebt wird ein Zusammenschluss „unter Gleichen“. PSA-Chef Carlos Tavares soll den neuen Konzern als Vorstandsvorsitzender führen. Beide Unternehmen erklärten, sie wollten die Fusion „ohne Werksschließungen“ realisieren. Diese Formulierung lässt aber den Abbau von Arbeitsplätzen in den bestehenden Fabriken zu. In einer gemeinsamen offiziellen Erklärung zu den Gesprächen hieß es, die jährlichen Synergien würden auf 3,7 Milliarden Euro geschätzt.
Zusammenschluss wohlwollend gesehen
Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann – Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli – würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen. Laut Wall Street Journal vom Dienstag sind Fiat Chrysler und PSA an der Börse zusammen rund 50 Milliarden Dollar (45 Mrd Euro) wert.
PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.
Der Zusammenschluss der beiden großen europäischen Spieler wird vom französischen Staat wohlwollend gesehen. „Die Konsolidierung in dieser Branche ist ein Ziel, dass von den Herstellern in diesem Sektor und dem Staat geteilt wird“, hatte die französische Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye am Mittwoch gesagt.
Frankreich dringe vor allem darauf, dass die Beschäftigung bei PSA gesichert wird. Der Staat hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.
Sonderdividende für Aktionäre
Fiat Chrysler wollte sich zuvor bereits mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni seine Offerte für einen Zusammenschluss zurück.
Die Branche steht unter einem enormen Druck. Autobauer müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren und suchen dabei auch Partner.
In der Branche wird immer wieder auf die besonderen Probleme von Fiat Chrysler hingewiesen. Der Hersteller hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Autobosses Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen spätestens ab 2021. Im Heimatkontinent von Fiat verliert der Konzern Marktanteile und fuhr auch zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei.
Profitieren könnten Aktionäre von der Fusion: FCA würde seinen Aktionären nach Unternehmensangaben eine Sonderdividende von 5,5 Milliarden Euro zahlen und seine mit 250 Millionen Euro bewertete Beteiligung an der Robotik-Tochter Comau an die eigenen Anteilseigner verteilen. Vorgesehen sei ferner, dass PSA seine 46-prozentige Beteiligung am Zulieferer Faurecia im Wert von rund drei Milliarden Euro ausgliedern werde.
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