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Online-Petiton gegen BaWü-LehrpläneMehr als 192.000 Heteronormisten

Die grün-rote Landesregierung will künftig in den Schulen sexuelle Vielfalt behandelt wissen. Ein Lehrer sammelte bis Dienstag Unterschriften dagegen – mit großer Resonanz.

Kehrwochen-Monolog: Regenbogenschulen? Jetzt wird's mir z' arg! Bild: imago / blickwinkel

STUTTGART dpa | Die umstrittene Online-Petition gegen die Thematisierung von sexueller Vielfalt im Schulunterricht in Baden-Württemberg hat mehr als 192.000 Unterstützer mobilisiert. In der Nacht zum Dienstag wurde die Unterschriftensammlung im Internet beendet. Vor allem in den letzten beiden Tagen haben sich laut Statistik auf der Seite openpetition.de noch einmal viele Menschen gegen die Pläne der grün-roten Landesregierung gewendet, verschiedene sexuelle Lebensformen stärker im Schulunterricht zu behandeln.

Der Initiator, ein Realschullehrer aus dem Kreis Calw, hatte sich selbst das Ziel gesetzt, 100.000 Unterzeichner für seine Petition zu gewinnen. Die beiden Gegenpetitionen hatten allerdings noch mehr Zulauf und kamen bis zum Dienstagmorgen auf gut 221.000 Stimmen.

Grün-Rot strebt an, dass Schüler im Unterricht künftig stärker über sexuelle Vielfalt und unterschiedliche Formen des Zusammenlebens informiert werden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zur Begründung gesagt: „Wenn Ausdrücke wie ‘schwule Sau‘ zu den beliebtesten Schimpfwörtern auf Schulhöfen gehören, dann ist da Handlungsbedarf da.“

Die Petition unter dem Motto „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ forderte hingegen ein klares Zeichen „zu einer verantwortungsbewussten Sexualpädagogik und ein ‘Nein‘ zur Überbetonung einzelner Gruppen und ihrer Interessen“. Auch kirchliche Kreise schlossen sich der Kritik an.

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14 Kommentare

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  • "Heteronormisten". Das hat mir in den Beleidigungen noch gefehlt. Passt ja auch gut neben homophob, rechtsaktivistisch usw. Hetze allüberall, sogar in der taz.

     

    Dient aber nur der Verschleierung, dass es durchaus vernünftige Argumente gegen den Bildungsplan in dieser Form gibt.

     

    Ich hätte echt kein Problem damit, wenn meine Tochter morgen mit ner Freundin ankommt und würde das auch voll unterstützen.

    Mit dem Bildungsplan hab ich trotzdem ein Problem und zwar ein herbes.

    Für mich bedeutet das Sexualisierng sämtlicher Lebensbereiche und das kann ich nicht gutheißen.

  • J
    Jasogehts

    Man sollte mehr Homosexuelle in den Schuldienst übernehmen, damit sich die Kinder frei sexuell orientieren können. Homos sind sensibler, einfühlsamer, empathischer - Homos sind die besseren Lehrer.

    Homos an die Macht - für ein besseres Deutschland.

  • G
    gast

    Unabhängig vom Thema: 2 Gegenpetitionen heisst, dass 2 mal für die gleiche Sache gestimmt werden kann, nicht dass man doppelt so viele Unterstützer hat. social media wird in der Berichterstattung naiv verklärt, dabei erschöpft sich das angebliche "Engagement" lediglich in einem Mausklick.

  • Es ist schon absurd, welche politischen Gruppierungen sich in Deutschland mit welchen Anliegen politisch Gehör zu verschaffen wissen. Setzt man sich dagegen beispielsweise für die Aufarbeitung kolonialer Geschichte und die Entstehung genozidaler Gewalt ein, wird man von seinen Zeitgenossen überzogen mit Diffamierungen wie, daß man Haß zwischen den Völkern säen würde und übelste Hetzpropaganda betreiben würde, oder man wird gleich als "Nazischlampe" betitelt, von Menschen, die selbst allerdings keinerlei Probleme mit braunem Gedankengut zu haben scheinen. Von offizieller Seite sind die Reaktionen bedeckter, wird man aber weitgehend ignoriert, jegliche Unterstützung bei der Öffentlichmachung von Unterschriften Kampagnen duch Berichterstattung und Hinweise wird wie selbstverständlich verweigert. Beim "Völkermord an den Tscherkessen" scheint es sich laut Medienindustrie und dem Großteil unserer Politik einfach nicht um ein Thema zu handeln, das öffentliche Diskussion verdient hätte. Wir möchten das ändern, mit einer eigenen Petition: https://www.change.org/petitions/bundespr%C3%A4sident-joachim-gauck-sochi-2014-include-circassians-in-public-debate-tscherkessen-in-%C3%B6ffentliche-debatte-einbeziehen-%C3%A7erkesler-de-g%C3%BCndeme-al%C4%B1nmal%C4%B1 . Wir brauchen Vielfalt aller Art und Respekt davor.

    • @Irma Kreiten:

      Hier passiert doch genau das Gleiche: Jegliche Kritik, auch sinnvolle, wird von allen Seiten mit dem Homophobie-Vorwurf niedergebrüllt.

       

      Interessant, wie viele Unterstützer der LSBTTIQ es plötzlich gibt, wenn die in der Gesellschaft doch so schlecht da stehen.

  • Wenn man als allein erziehender Vater Langeweile hat, kann man auch sowas wie einen Tuntentag einführen um ein bisschen albernes ins Leben zu bringen und die Relativität der Genderverkrampfungen fröhlich thematisieren. Also bei uns ist dann Dienstags manchmal Tuntentag und da wird dann halt nur tuntig gesprochen und Spass gehabt (Pöchen aneinander gerieben und sowas). Ich kann das mit dem tuntigen offiziell bestätigt am besten, ätsch.

  • H
    Hetero

    Wenn man als Hetero und verheirateter Familienvater langsam das Gefühl (vermittelt) bekommt, alles andere wäre "normal", nur das nicht, dann kann doch etwas nicht stimmen. Ja natürlich soll auch in der Schule thematisiert werden, dass es verschiedene Ausprägungen gibt und das das OK ist. Aber, verflixt nochmal, es ist nicht schlimm, als Mann ganz einfach eine Frau zu lieben und umgekehrt. Es ist auch nicht rückständig, in einer Familie mit Mutter, Vater und Kindern zu leben, ganz ohne Patchwork. Die Überbetonung der Homo-, Trans- und sonstigen Sexualität geht mir auf die Nerven (nicht ihre Existenz!). Ich denke, das geht vielen Unterzeichnern der Petition so. Bitte tut nicht so, als wären das alles "Ewiggestrige".

    • @Hetero:

      also ich so voll normal so, und jetzt so, alle anderen, auch so, auch die normal jetzt, oder was. ich so, ich krieg die krise ey, und die anderen, ey wieso ey, und ich so, sag merkt ihr noch, ich voll normal ey. und die anderen, ja aber wir auch mann. jetzt ich voll mit den nerven am ende huhuhuhu

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Hetero:

      Sorry, aber wenn Sie nicht nachvollziehen können, warum sich LGBT-Personen gegen eine Petition zur Wehr setzen, die eine neuerliche Repathologisierung erkennen lässt und statistische Daten hinsichtlich Suizide missbräuchlich verwendet, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Und nur weil Sie genervt sind, rechtfertigt dies noch lange keine diskriminierenden Petitionen.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Nein, es geht doch darum dass er maximal im gleichem prozentualen Verhältniss darauf aufmerksam gemacht werden will, dass es was anderes als Heteros gibt, also dass nur ca 10% aller Nachrichten davon handeln sollen. Fällt mir gerade auf, das dieser Prozentsatz noch nicht erreicht ist, also weiter machen, sonst wird er noch wegen dem Gegenteil nölig.

  • G
    Gast

    Ihr habt echt ein Problem mit den Links, die funktionieren nicht!!!

    Sind die 221000 stimmen der Gegenpetitionen jeweils oder zusammen? Die Petition die ich gefunden habe, hat 86000 unterschriften, da werden doch wieder 60000 doppelt unterschrieben haben...wazu braucht es überhaupt eine (Zweite) Gegenpetition?

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Gast:

      Hier die beiden Gegenpetitionen:

       

      https://www.openpetition.de/petition/online/gegenpetition-zu-kein-bildungsplan-2015-unter-der-ideologie-des-regenbogens

       

      &

       

      https://www.campact.de/vielfalt-gewinnt/appell/teilnehmen/

       

      Bei der über Jahrhunderte andauernden christlichen Ignoranz und Diskriminierung sind zwei Gegenpetitionen noch zu wenig!

      • NE
        Noch ein Gast
        @2097 (Profil gelöscht):

        Das Problem bei mehreren Petitionen ist, das man die Teilnehmerzahl nicht einfach mal zusammenrechnen kann (was hier offensichtlich geschehen ist).

        • G
          Gast
          @Noch ein Gast:

          Wenns der Sache dient ist das für die meisten hier nicht wichtig, es gibt immer noch jede Menge Leuts die es glauben (was unfreiwillig von der Qualität unserer Schulen zeugt, wie die Tatsache, dass ein Journalist diesen Fehler auch macht).