Online-Marktplatz Fairmondo: Faire Alternative?
Dawanda, eine Plattform für Selbstgemachtes und Vintagewaren, schließt. Fairmondo will ein nachhaltiger Nachfolger für BastlerInnen werden.
![Ein Strickpullover liegt neben einem Stück Streuselkuchen und mehreren Bastelmaterialien Ein Strickpullover liegt neben einem Stück Streuselkuchen und mehreren Bastelmaterialien](https://taz.de/picture/2932698/14/magda-fou-428407-unsplash.jpeg)
„Genossenschaft 2.0“ nennt das Berliner Unternehmen Fairmondo sein Wirtschaftsmodell. Damit will es zur alternativen Nachfolge des Online-Marktplatzes Dawanda werden und gegen die großen US-Konkurrenten Etsy und Amazon bestehen.
Nach zwölf Jahren schloss Dawanda am vergangenen Donnerstag seine Plattform. Vom Insektenhotel bis zur Joseph-Beuys-Marionette fanden Bastelfans in Deutschland dort die größte Auswahl an Selbstgemachtem, Design- und Vintagewaren.
Als Grund für die Schließung Ende August gab das Unternehmen an, nicht mehr aus eigener Kraft wachsen zu können. 150 MitarbeiterInnen wurden entlassen, NutzerInnen wurde der Wechsel zu Etsy empfohlen. Laut Gründerin und Geschäftsführerin Claudia Helming war dieser Schritt nötig, um VerkäuferInnen „langfristig das Bestehen ihrer Unternehmen, ihre Einkommen und weiteres Wachstum zu sichern“. Außerdem teilten Etsy und Dawanda „eine gemeinsame Vision sowie gleiche Ziele und Werte“.
Fairmondo-Gründer Felix Weth sieht in der Schließung der Plattform eine Chance für sein Unternehmen. „Viele ehemalige Dawanda-NutzerInnen haben sich an uns gewandt, weil sie mit dem Umzug zu Etsy nicht glücklich sind“, sagte Weth der taz. Genau diesen NutzerInnen will das genossenschaftlich organisierte Unternehmen eine demokratische und zugleich wirtschaftliche Alternative bieten.
Etsy winkt mit Millionen
Über 2.000 Privatpersonen und Gewerbetreibende haben bisher Anteile am Unternehmen gezeichnet. Ein Geschäftsanteil kostet 10 Euro und stellt damit für Geringverdienende keine große Hürde dar. Trotzdem hat Fairmondo ein Problem: Es ist außerhalb seines Netzwerks kaum bekannt und verfügt über wenig finanzielle Ressourcen.
Auch Katrin Engelke hat von Fairmondo bisher nichts gehört. Wie viele andere Dawanda-HändlerInnen ist die Berlinerin der Empfehlung gefolgt und betreibt ihren Onlineshop für handgemachte Ledertaschen nun bei Etsy. Durch die Schließung von Dawanda sei ihr wichtigstes Standbein weggebrochen, sagt Engelke. Ob ihre Kundschaft mit zu Etsy wandert, ist für Engelke noch ungewiss. Ein Etsy-Mitarbeiter habe sie angerufen und erklärt, dass das Unternehmen eine millionenschwere Werbekampagne für den deutschen Markt plane.
Ein vergleichbares Kapital steht Fairmondo nicht ansatzweise zur Verfügung. 2016 generierte das Unternehmen einen Umsatz von rund 122.000 Euro. Etsy nahm im selben Jahr rund 365 Millionen Dollar ein. Die Betreiber aus Berlin wissen natürlich, dass sie in einer ganz anderen Liga spielen.
Trotzdem glauben sie an ihren Ansatz: „Wir richten uns an eine spezifischere Zielgruppe als Amazon oder Etsy“, betont Weth. Das ist natürlich kein Großteil des Marktes, aber sein Team sei zuversichtlich, „organisch und transparent“ zu wachsen und monopolistischen Tendenzen des Onlinemarktes entgegenzuwirken.
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