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Olympische Spiele in DeutschlandWird mal wieder Zeit – und sonst?

Der deutsche Sport möchte ins Rennen um die Austragung Olympischer Spiele einsteigen. Im DOSB sucht man aber noch nach Argumenten dafür.

Mal wieder in Deutschland? Entzündung des olympischen Feuers 1972 in München Foto: imago

Es war ja nun schon seit ein paar Monaten klar, dass der Deutsche Olympische Sportbund es wieder probieren möchte mit einer Olympiabewerbung. Seit im Sommer in München bei den European Championships die Stimmung derart gut unter Sportlerinnen und Fans war, wird wieder besonders oft von Olympia in Deutschland gesprochen. Das Münchner Sommerevent hat schon mal einen guten Grund geliefert, warum hierzulande mal wieder Olympische Spiele stattfinden sollten: weil es einfach schön war.

Gibt es sonst noch Gründe? Klar! Es wird wieder mal Zeit. Mehr als 50 Jahre ist es nun her, dass in München das olympische Feuer entzündet worden ist. Noch was? Weil das wirtschaftsstarke Deutschland mal wieder dran ist. „Allein in den vergangenen 20 Jahren scheiterten vier deutsche Bewerbungsanläufe.

Somit ist die Bundesrepublik der einzige G7-Staat, der zwischen 2010 und 2028 keine Olympischen und Paralympischen Spiele ausrichtet(e)“, steht in der Beschlussvorlage zum Start eines neuen Bewerbungsprozesses, der die Mitgliederversammlung des DOSB am Wochenende in Baden-Baden einstimmig zugestimmt hat.

Was daherkommt wie ein Argument aus einer Spezialmetzgerei für beleidigte Leberwürste, hat in der vergangenen Woche auch die Bundestagsfraktion der AfD vorgebracht. Auch in den Beschlussantrag, in dem die Rechten eine Olympiabewerbung „zum nächstmöglichen Termin“ fordern, wird so argumentiert, als stehe es einem G7-Mitglied zu, Olympische Spiele auszutragen.

Erfahren im Scheitern

Immerhin weiß man im DOSB, dass es noch ein paar gute Gründe für Olympia in Deutschland braucht, wenn die Mehrheit der Bevölkerung dafür gewonnen werden soll. „Warum vor Wo, Wann und Wie“, so war in der DOSB-Beschlussvorlage dann auch der Punkt überschrieben, der den Start auf dem Weg zu einer neuerlichen Olympiabewerbung markieren soll.

Deutschland begibt sich ins Rennen um die Ringe, die 2021 in Tokio eine gute Figur gemacht haben Foto: Friso Gentsch/dpa

Thomas Weikert, der DOSB-Präsident, der in Baden-Baden als solcher wiedergewählt worden ist, sagte dazu am Samstag, dass es darum gehen müsse, „erkennbaren Mehrwert für die Bevölkerung“ aufzuzeigen. Der soll unter anderem in zehn „Debattencamps“ gefunden werden, die über das Land verteilt in den nächsten Monaten stattfinden sollen.

Da soll auch geklärt werden soll, „welche Voraussetzungen und Erwartungen an zukünftige Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland geknüpft sind“. Weikert glaubt an den Erfolg dieser vom DOSB so genannten Road Map und ist schon jetzt „Feuer und Flamme“ für Olympia in Deutschland.

„Feuer und Flamme“? Genau, das war das Motto der Olympiabewerbung Hamburgs, einer von sieben gescheiterten Versuchen, die Ringe mal wieder in Deutschland aufhängen zu dürfen. Zu einer Bewerbung für die Sommerspiele 2024, die nun ja in Paris stattfinden werden, ist es dann letztlich nicht gekommen, weil die Bevölkerung in einem Bürgerschaftsreferendum mehrheitlich dagegen votiert hatte.

„Fleißiges Einsammeln von Sportmomenten“

So etwas soll möglichst nicht mehr passieren, hofft auch DOSB-Vizepräsidentin Miriam Welte, die Bahnrad­olympiasiegerin, die als Olympiabotschafterin mit Funktionärsamt besondere Glaubwürdigkeit ausstrahlen soll. So war es ihre Aufgabe, den Delegierten den Olympiafahrplan vorzustellen. Das Ziel sind „weitere emotionale Sportmomente made in Germany“. Solche sollen bald fleißig eingesammelt werden. Der Männer-EM in Fußball 2024 kommt dabei ebenso eine wichtige Rolle zu wie den Special Olympics, den Wettspielen von Menschen mit geistiger Behinderung im kommenden Jahr in Berlin.

Natürlich sollen deutsche Olympische Sommerspiele nachhaltig sein. Keine neue Sportarena soll gebaut werden. Auch kein Olympiastadion, sodass den existierenden Arenen in München und Berlin eine besondere Rolle zukommt. Von Rhein und Ruhr, deren Olympiabewerbung für die Spiele 2032 es nicht viel weiter als bis in ein Vorzimmer des Internationalen Olympischen Komitees geschafft hat, sind schon wieder von Interessenbekundungen zu hören.

Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt in Nordrhein-Westfalen, meinte jedenfalls in der traditionellen Diktion deutscher Sportpolitikerinnen, dass Olympische Spiele eine ganze Region beflügeln könnten. Ob sie lieber mit München oder Berlin zusammenarbeite, wollte sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk nicht sagen. Sie nimmt dann wohl, was kommt.

Ob etwas kommt, hängt vom Erfolg des DOSB-Fahrplans ab, für den eine Stabstelle eingerichtet wird. Ein Million Euro will sich der DOSB insgesamt den Vorbereitungsprozess kosten lassen. Eine Summe, die man im Emirat Katar gewiss höflich belächeln wird. Am Sonntag wurde jedenfalls vermeldet, dass sich der aktuelle Gastgeber der Fußball-WM für die Ausrichtung der Sommerspiele 2036 interessiert.

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