Olympia im ungarischen Fernsehen: Gold und ein fehlender Name
Ungarn jubelt über Gold für eine Schwimmerin. Und streitet über einen Kommentator, der den Namen einer syrischen Olympionikin nicht erwähnte.
Doch es gibt nicht nur Grund zur Freude. Für Ärger sorgte ein Auftritt des Sportkommentators Jeno Knézy im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender M1. Er hatte am Sonntag, als die 18-jährige Schwimmerin Yusra Mardini aus Syrien ihren Vorlauf über 100 Meter Schmetterling gewann, nicht den Namen der Sportlerin genannt.
Mardini gehört einem zehnköpfigen Flüchtlingsteam an, das erstmals bei Olympischen Spielen antreten darf. Den Namen nicht zu nennen, das sei kein Vorsatz gewesen, verteidigte sich Knézy auf Anfrage der oppositionellen Onlinezeitung hvg.hu. Es habe bei der Übertragung mehrere technische Problem gegeben, und man habe sich während der Sendung um Schadensbegrenzung bemüht. Außerdem sei dieser Vorlauf ja auch nicht entscheidend gewesen.
Ungarische Onlinezeitungen und Facebook-Nutzer reagierten empört auf diese durchsichtigen Erklärungsversuche. So war von Zensur und einem weiterem Tiefpunkt der Entmenschlichung Geflüchteter in Ungarns öffentlich-rechtlichen Medien die Rede. Auch das ungarische Helsinki-Komitee sprach in einer Erklärung von Zensur und einer großen Schande.
Ehefrau verprügelt
Jeno Knézy ist der Sohn des gleichnamigen Sportkommentators – eines hoch geschätzten Fachmanns und einer Legende in Ungarn. Das kann man von Knézy junior nicht gerade behaupten. 2014 konnte er als Kommentator nicht bei der Fußballweltmeisterschaft eingesetzt werden, weil er von einem Landgericht zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt worden, diese dann aber zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt worden war. Er hatte seine Frau verprügelt.
Die der Regierungspartei Fidesz nahestehenden Zeitungen machten es sich einfach und fragten: Warum können sich die „linksliberalen“ Blätter nicht einfach bloß über die Goldmedaillen für Ungarn freuen?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!