Olympia Tag 5 – Der Vormittag: Der Mythos lebt

Rudern, Rudern, Rudern. Der Deutschlandachter holt Gold und die Frauen im Doppelvierer schnappen sich die Silbermedaille.

Die acht Goldjungs feiern auf ihre eigene Weise Bild: reuters

Der Wettkampf des Vormittags: Man, ist das spannend. Der Deutschlandachter will nach 34 Jahren wieder Gold errudern. Die taz-Redaktion verlegt die Mittagskonferenz kurzfristig ins hauseigene Olympia-Studio. Wasser rinnt von den Wänden, der Schweiß nebelt den Raum ein. Auf der Couch machen sich die KollegenInnen startbereit. Die versammelten Oberschenkel und Oberarme sind angespannt. Man probt die Jubelpose, man will mitrudern.

Dann geht's los. Das deutsche Boot kommen gut weg. Verhaltene Freude in Berlin. Da geht noch mehr! Die Deutschen setzen sich an die Spitze, die Briten kurz dahinter. 500 Meter, 1000 Meter, 1500 Meter. Die Hundertstel schmelzen dahin. Uhh, das wird eng.

Die Zuschauern in Eton erahnen die Boote, es wird laut. Auch in Berlin. Dann zündet das Boot auf Bahn vier den Turbo, Großbritannien ist geschlagen, auch die Kanadier kommen nicht mehr ran. Geschafft, der Mythos lebt, jetzt geht's zum Mittagessen. War auch anstrengend genug.

Der Athlet des Vormittags: Nachdem er 2004 und 2008 jeweils im Halbfinale scheiterte, steht der Ruderer Marcel Hacker erstmals seit Sydney 2000 wieder im Finale der Einzelkonkurrenz. Zwar muss er sich im Halbfinale auf dem Dorney Lake als Dritter dem Weltmeister Mahe Drysdale (Neuseeland) und dem Schweden Lassi Karonen geschlagen geben, doch reicht sein dritter Platz vor Olympiasieger Olaf Tufte (Norwegen) für den Finaleinzug.

Fehlstart des Vormittags: Beim Degenfechter Jörg Fiedler sieht es zunächst so aus, als hätte er das Potenzial Athlet des Tages zu werden. Nach einem souveränen 15:4-Erfolg über den US-Amerikaner Soren Thompson im Auftaktmatch, dominiert er auch den stark eingeschätzten Niederländer Bas Verwijlen. Ein ums anderer Mal pariert der deutsche Defensivkünstler die Angriffe seines Gegners und setzt seinen Degen erfolgreich ins Ziel. Am Ende heißt es 15:8 für Fiedler. Er ist ein Favorit auf Gold. Doch dann kommt im Viertelfinale der Koreaner Jinsun Jung.

Nach einem abwartenden ersten Drittel, das Jung 3:1 für sich entscheidet, eskaliert das Gefecht im Mitteldrittel. Es hagelt Treffer auf beiden Seiten, wobei der Koreaner dem entscheidenden 15. Treffer immer näher kommt. 14 Sekunden vor Ende des Drittels ist es dann so weit: Der Koreaner beendet den Kampf durch einen explosiven Vorstoß und versetzt Degen-Deutschland in ein Tal der Tränen.

Die Schlussfolgerung: Der Dorney Lake hat das Potenzial, zum Ende der Spiele in German-Gold-Lake umbenannt zu werden.

Wer noch?

Rudern, Achter (Männer): Gold: Deutschland (Filip Adamski, Andreas Kuffner, Eric Johannesen Maximilian Reinelt, Richard Schmidt, Lukas Müller, Florian Mennigen, Kristof Wilke und Martin Sauer) | Silber: Kanada (Gabriel Bergen, Douglas Csima, Rob Gibson, Conlin McCabe, Andrew Byrnes, Jeremiah Brown, Will Crothers, Brian Price und Malcom Howard) | Bronze: Großbritannien (Alex Partridge, James Foad, Tom Ransley, Richard Egington, Mohamed Sbihi, Greg Searle, Matthew Langridge, Constantine Louloudis und Phelan Hill)

Rudern, Doppelvierer (Frauen): Gold: Ukraine (Katerina Tarassenko, Natalija Dowgodko, Anastasia Koschenkowa und Jana Dementiewa) | Silber: Deutschland (Annekatrin Thiele, Carina Bär, Julia Richter und Britta Oppelt) | Bronze: USA (Natalie Dell, Kara Kohler, Megan Kalmoe und Adrienne Martelli)

Rudern, Zweier (Frauen): Gold: Helen Glover und Heather Stanning (Großbritannien) | Silber: Kate Hornsey und Sarah Tait (Australien) | Bronze: Juliette Haigh und Rebecca Scown (Neuseeland)

Radzeitfahren (Frauen): Gold: Kristin Armstrong (USA), Silber: Judith Arndt (Leipzig) | Bronze: Olga Sabelinskaja (Russland)

Was noch?

Der Badminton-Weltverband hat acht Spielerinnen aus China, Südkorea und Indonesien von Olympia ausgeschlossen. Sie sollen in der Vorrunde der Doppel-Konkurrenz Spiele absichtlich verloren haben, um in der K.o.-Runde leichtere Kontrahenten zu bekommen.

Alle deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer haben sich für die Halbfinals am Abend qualifiziert. Die syrische Schwimmerin Bayan Jumah hingegen ist in den Vorkämpfen der 100 Meter Freistil ausgeschieden.

Die nur durch eine Wildcard für Olympia qualifizierte Judoka Kerstin Thiele greift in der Klasse bis 70 Kilogramm überraschend nach einer Medaille. Die 25-Jährige aus Riesa besiegte in ihrem Vorrundenfinale die niederländische WM-Zweite Edith Bosch und zog damit ins Halbfinale ein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.