Olympia – 100-Meter-Lauf: Boombastic Bolt holt Gold
Usain Bolt hat wahr gemacht, was er permanent predigt: Er ist und bleibt die Nummer Eins. Im schnellsten olympischen Rennen aller Zeiten siegt er vor seinem Landsmann Yohan Blake.
Die Startbedingungen: Die beiden Jamaikaner Usain Bolt und Yohan Blake laufen in kurzen Hosen in ihren Vorläufen jeweils die schnellste Zeit: Bolt in 9,87 Sekunden, Blake in 9,85 Sekunden. Den schnellsten Vorlauf absolviert allerdings der US-Amerikaner Justin Gatlin in 9,82 Sekunden.
Aber was heißt das schon? Bolt wirkt so, als hätte er zwischendurch nochmal in die Hocke gehen können und hätte die anderen dann trotzdem noch eingeholt: Wie schon in den Vorläufen guckt er auch im Halbfinale wieder nach knapp 70 Metern mal kurz nach rechts und hört einfach auf zu rennen. Der 1,93 Meter lange Bolt hat zwar an seinem Start gearbeitet - kommt schneller aus den Startblöcken als vor vier Jahren, trotzdem rollt er das Feld von hinten auf.
Die Entscheidung: „All day! Every day!“ Usain Bolts Behauptung ist wahr: Er schlägt Yohan „The Beast“ Blake und rennt in olympischer Rekordzeit von 9,63 Sekunden mit seinem unnachahmlichen Kniehub und zwar bis zur Ziellinie. Weder dreht er sich um, noch bleibt er stehen, um seine Mum anzurufen.
Dieses Mal nicht, denn es ist das schnellste 100-Meter-Rennen in der olympischen Geschichte: Sieben Läufer blieben unter 10 Sekunden. Nur der Jamaikaner Asafa Powel nicht, aber der zählt nicht, weil er sich auf halber Strecke eine Zerrung holt. Der Jamaikaner Yohan Blake holt Silber und der US-Amerikaner Justin Gatlin Bronze.
Das Drama: Asafa Powel hat den besten Start, nach ein paar Metern aber muss er quasi aussteigen, weil er sich eine Zerrung holt und den Rest ins Ziel humpelt. So kommt es leider nicht zum jamaikanischen Dreifachsieg.
Die Schlussfolgerung: Mit seinem hochstilisierten und zelebrierten Arm- und Beinspiel vor, während und nach dem Lauf ist und bleibt Usain Bolt der coolste Voguer unter den Sprintern.
Und sonst? Wie kann es anders sein, die ARD-Moderation schlägt wieder alle Rekorde in unfassbarer Idiotie: Die Coolness der Jamaikaner kriege kein Westeuropäer hin, höchstens als Südeuropäer habe man noch eine Chance. Und als sich dann Usain Bolt noch bei dem deutschen Arzt Dr. Müller Wohlfahrt bedankt, kann der Moderator nicht anders als zu behaupten: Auch Deutsche unter den Teilnehmern des 100-Meter-Finals.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin