piwik no script img

Off-Shore-Unterbringung für FlüchtlingeAustralien will Lager schließen

Berichte über skandalöse Zustände gibt es seit Jahren. Jetzt einigen sich Australien und Papua-Neuguinea auf eine Schließung des verrufenen Lagers auf Manus.

Die Zustände auf Manus stehen schon lange in der Kritik (Archivbild) Foto: dpa

Canberra/Frankfurt a. Main epd | Nach anhaltenden Protesten will Australien sein Flüchtlingslager auf der Insel Manus im Pazifik-Staat Papua-Neuguinea schließen. Das sagte der Regierungschef von Papua-Neuguinea, Peter O'Neill, nach einem Treffen mit dem australischen Einwanderungsminister Peter Dutton, wie der britische Rundfunksender BBC am Mittwoch berichtete. Was mit den über 850 Asylsuchenden in dem Lager passiert, blieb zunächst unklar.

Australien hat viele aufgegriffene Bootsflüchtlinge nicht ins Land gelassen, sondern auf Pazifik-Inseln in anderen Staaten interniert. Dutton bekräftigte erneut, dass sich die Menschen aus Manus nicht in Australien niederlassen dürften. Zudem steht noch nicht fest, wann das Camp geschlossen wird, wie die Zeitung „Sydney Morning Herald“ berichtete. Im April hatte der Oberste Gerichtshof von Papua-Neuguinea das Flüchtlingslager für illegal und verfassungswidrig erklärt.

Amnesty International begrüßte die Schließung des Lagers. Zugleich drängte die Organisation aber darauf, dass die Flüchtlinge unverzüglich nach Australien gebracht werden müssten. Man dürfe nicht vergessen, dass die Regierung ein System aus gezieltem Missbrauch und Grausamkeit geschaffen habe, dem fast 2.000 Flüchtlinge ausgesetzt gewesen sein.

Menschenrechtler prangerten wiederholt skandalöse Zustände in australischen Flüchtlingslagern an. Erst vor kurzem veröffentlichte die britische Zeitung Guardian rund 2.000 Dokumente, die von Mitarbeitern des Camps auf der Pazifikinsel Nauru verfasst worden waren.

Die sogenannten Nauru Files dokumentieren Vorfälle aus der Zeit zwischen Mai 2013 und Oktober 2015. Beschrieben werden unter anderem sexueller Missbrauch und Gewalt gegen Kinder, Vergewaltigungen von Frauen, Selbstmordversuche und desolate hygienische Zustände.

Seit Jahren schon stehen wechselnde australische Regierungen wegen ihrer rigiden Flüchtlings- und Asylpolitik in der Kritik. Die Bootsflüchtlinge, die Australien erreichen wollen, kommen vor allem aus Sri Lanka, Afghanistan und dem Mittleren Osten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!