piwik no script img

Ökonom zur Eurokrise"Der Euro wird die Krise überstehen"

Der französische Ökonom Charles Wyplosz kritisiert die deutsche Strategie zur Eurosanierung. Er ist für Haushaltsdisziplin und eine Verkleinerung des öffentlichen Sektors.

Die Europäische Zentralbank – und ihr Chef Mario Draghi (im Bild) – soll für Haushaltsdisziplin bei den EU-Staaten sorgen, findet Wyplosz. Bild: dpa
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Herr Wyplosz, im Gegensatz zu vielen linken Ökonomen halten Sie finanzielle Disziplin für unbedingt notwendig, um die Krise zu überwinden. Liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel also richtig mit ihrer Betonung des Sparens?

Charles Wyplosz: Teils, teils. Richtig ist, dass die Währungsunion ohne fiskalische Disziplin nicht funktioniert. Die Frage ist allerdings, wie diese Disziplin am besten hergestellt werden kann. Merkel und auch die Bundesbank vertreten dabei das deutsche Modell. Dieses zeichnete sich aus durch die Herrschaft des Zentrums über die Peripherie. Das Vorbild ist die finanzielle Dominanz des Bundes über die Bundesländer im deutschen Föderalismus. Dieses Modell der Hegemonie jedoch wird Europa nicht gerecht.

Was schlagen Sie vor?

Wir sollten uns am US-Modell orientieren. Dort haben die Bundesstaaten mehr Autonomie vor Washington. Diese Struktur ist besser geeignet. Denn den Mitgliedern der EU liegt ihre nationale Souveränität sehr am Herzen. Diese Bedürfnisse ignorierend, will Merkel fiskalische Disziplin mithilfe einer Verschärfung der Europäischen Verträge durchsetzen, wodurch die Souveränität der Staaten im Krisenfall außer Kraft gesetzt würde.

Wie soll man Haushaltsdisziplin in den Mitgliedstaaten durchsetzen, ohne die Selbstbestimmung einzuschränken?

Bild: dapd
Im Interview: 

ist Professor für Internationale Volkswirtschaft am Graduate Institute in Genf. Er war bereits als Berater der Europäischen Kommission, des IWF und der Weltbank tätig.

Indem die Europäische Zentralbank eine neue Rolle einnähme. Sie könnte für Haushaltsdisziplin in den Ländern der Eurozone sorgen - ohne Vertragsänderung. Die EZB würde ein Kommuniqué veröffentlichen, das aus zwei Absätzen bestünde.

Welche?

Erstens: Die Zentralbank akzeptiert als Sicherheiten im normalen Geschäftsverkehr nur noch Staatspapiere aus Ländern, die Disziplin üben. Zweitens: Ob die Staaten dieser Voraussetzung gerecht werden, stellt ein unabhängiges Gremium fest, dessen Einschätzung die EZB akzeptiert. Verletzte ein Staat also die Haushaltsdisziplin, würde er von der Refinanzierung durch die EZB ausgeschlossen und könnte sich deshalb bald auch keine Kredite mehr auf dem privaten Markt besorgen. Dies sollte als Sanktionsdrohung ausreichen.

Auch dieses Verfahren stellt die Souveränität der Einzelstaaten infrage.

Der Unterschied ist beträchtlich. Die Mitglieder der Eurozone könnten ihre jeweils eigenen Mechanismen wählen, um Haushaltsdisziplin umzusetzen. Es gäbe keine zentralen Vorgaben des Rates, der Kommission oder aus Verträgen. Die Regierungen und Bürger hätten weniger den Eindruck, einem übermächtigen Hegemon ausgeliefert zu sein.

Ihr Kollege Barry Eichengreen meint, dass der US-Dollar seine beherrschende Stellung verlieren und sich ein multipolares Weltwährungssystem entwickeln werde, in dem der Euro eine wichtige Rolle spielte. Teilen Sie diesen Optimismus?

Ja. Ich glaube, der Euro wird die Krise überstehen. Denn eigentlich gibt es ja kein vernünftiges Argument, das ein Auseinanderbrechen der Eurozone ratsam erscheinen lässt. Allerdings mache ich mir Sorgen über eine mögliche lange Rezession und ihre Folgen. Wenn die Menschen verzweifelt sind, neigen sie dazu, Rechtspopulisten wie den Wahren Finnen oder der französischen Front National zuzuhören, die Europa den Rücken zuwenden wollen. Auch deshalb hoffe ich, dass die Regierungen schnell eine Lösung finden.

Wir erleben momentan auf der einen Seite sehr hohe private Profite, andererseits öffentliche Verschuldung. Brauchen wir da nicht Umverteilung?

Diese Diagnose teile ich nicht. In vielen Staaten beansprucht der öffentliche Sektor die Hälfte der Wirtschaftsleistung. Angesichts der Schuldenkrise Europas muss die Zukunft darin liegen, die öffentlichen Dienste zu verkleinern und effektiver zu machen. Unsere bisherige Mentalität stößt an ihre Grenzen.

Wird der europäische Sozialstaat unter diesen Voraussetzungen überleben?

Die Mehrheit der Bevölkerung will ihn ja behalten. Wir sollten aber zur Kenntnis nehmen, dass der Sozialstaat oft sehr schlecht funktioniert. Ein Beispiel: Wenn Beschäftigte in Frankreich arbeitslos werden, erhalten sie für zwei Jahre automatisch 60 Prozent Arbeitslosengeld. Als Gegenleistung müssen sie nur den Eindruck erwecken, als suchten sie eine neue Stelle. Das ist eine totale Verschwendung öffentlichen Geldes. In Skandinavien dagegen werden die Erwerbslosen weniger lange unterstützt und müssen mehr eigene Anstrengungen unternehmen, um sich wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Auch Deutschland hat Reformen eingeführt, um die Privatinitiative zu belohnen. Ein Wohlfahrtsstaat wie Frankreich wird sich seine Ineffektivität nicht mehr lange leisten können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • F
    Freidenker

    Herr Wyplosz hat entweder keine Ahnung von dem unvermeintlichen Folgen unseres Schuldgeldsystems oder er will uns alle verschaukeln!

  • F
    Frank

    Nationaler, wirtschaflicher Erfolg beruht auf der Armut der Bevölkerung. Das Politiker und die Leute denen die Wirtschaft gehört vom Volk Opfer, Bescheidenheit und Lohnzurückhaltung fordern, ist aus deren Interesse heraus nachvollziehbar. Wenn

    den Adressaten dieser Forderung, den betroffenen Lohnabhängigen die Veramung gar nicht schnell genug gehen kann, kommen wenigstens dem Autor dieses Kommentars, Zweifel an der Urteilsfähigkeit der Koautoren.

     

    Der Lohn ist in dieser Gesellschaft für "Arbeitnehmer" die Existenzvoraussetzung. Die Lebensplanung und die Lebensgestaltung sind von der Lohnhöhe als ihrer bestimmenden Größe direkt abhängig.

     

     

    Wenn ein Mensch arbeitet, kann der Lohn nach Möglichkeit gar nicht groß genug sein und der Aufwand, die Arbeit, nach Möglichkeit gar nicht klein genug. Ein Arbeiter möchte mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel von dem produzieren,

    was er zum Leben braucht.

     

    Die Arbeit ist von Natur aus, -sein- Mittel zur Herstellung dessen, was man zum Leben braucht und was es angenehm macht.

    In dieser Gesellschaft wird aber nicht für das Interesse der "Arbeitnehmer" an einem angenehmen Leben gearbeitet.

     

    "Arbeitnehmer" arbeiten im Auftrag, gegen einen Lohn, für das Interesse von Arbeitgebern" an der Vermehrung dessen Eigentums.

     

    In dieser Gesellschaftsordnung ist der Lohn -deshalb- eine im Verhältnis zum Betriebsergebnis negative Größe. Lohn ist Abzug vom Gewinn. Das liegt daran, dass ein "Arbeitgeber" die Besitzer von Arbeitskraft bezahlt, und nur dann bezahlt, wenn die Produktion von den Sachen die der Mensch braucht und die das Leben angenehm machen, für ihn einen Gewinn

    abwirft.

     

    Der Ertrag, das Arbeitsresultat der Nutzung des natürlichen Mittels Arbeitskraft wird durch diese politische Operation amputiert.

     

    Der Mensch als Besitzer der Arbeitskraft muss sich verkaufen um in den Besitz des Ertrages seiner Tätigkeit zu kommen. Das Produkt der Arbeit sowie dessen Verwendung wird durch die politische Organisation den Produzenten entzogen.

     

    Das ist der prinzipielle Grund der lebenslangen Armut der abhängig Beschäftigten. Die Dienstbereitschaft von Bevölkerung ist ökonomisch organisiert als Recht auf Eigentum. Der Fortschritt zu vergangenen Herrschaftssystemen besteht darin, dass der Wille der Opfer von Herrschaft auf die Bereitschaft zum Dienst konditioniert wird. Früher musste man auf den Hof reiten und die Abgabe von Produktionsergebnissen mit Gewalt eintreiben.

     

    Heute ist das gesamte Produktionsergebnis prinzipiell getrennt von den Produzenten und diese selbst müssen auf einen Lohn hoffen. Das Volk will dienen, weil es ökonomisch auf den Verkauf seines Dienstes angewiesen ist, wenn es überleben will.

     

    Das Recht auf Eigentum erzeugt zwei gegensätzliche, gesellschaftliche Subjekte. Eigentümer an

    Reproduktionsvoraussetzungen (Land, Industrie) und Eigentümer an Arbeitskraft.

     

     

     

    "Arbeitgeber" investieren in die Lohnarbeit nur dann, wenn ihre investierten Geldmittel, und darüber hinaus ein Gewinn, zu ihnen zurückfliesst. Der Zweck der Produktion ist die Vergrößerung ihres Reichtums. Aus diesem Grund ist die Verkleinerung des Lohnkostenanteils ein permanentes, betriebswirtschaftliches Interesse.

     

    Entweder wird -deswegen- die zu erbringende Arbeitsleistung erhöht oder der Lohn in seiner Höhe gesenkt. Beides sind, bezogen auf den Betriebszweck Gewinnerwirtschaftung, wirksame Maßnahmen der betriebswirtschaftlichen Steuerung.

     

    Weil das so ist, sinken die Löhne, steigen die "Arbeitslosenzahlen". Gleichzeitig, paralell dazu, erhöht sich die gesellschafliche Produktivkraft und das Eigentum und Vermögen der Arbeitgeber. Auf dieser vergrößerten Kapitalbasis setzt sich dieser Kreislauf fort. Die Bedingung der "Beschäftigung", der Anspruch auf Rendite erreicht auf diese Weise jedes Jahr höhere Dimensionen.

     

    Gesellschaftlich entsteht für diese aufgrund Ihres Eigentums an Produktionsmitteln herrschende Klasse ein ordnungspolitisches Problem. Der "Arbeitnehmer" -muss- sich verkaufen, weil er die Gebrauchswerte bezahlen muss, welcher er selbst und seine Vorfahren im Auftrag und als Eigentum der "Arbeitgeber" produziert haben. Für gestern von den arbeitnehmenden Eltern gebaute Wohnung müssen spätestens deren Kinder Miete zahlen.

     

    Alles ist vorhanden. Nur, es können immer weniger "Arbeitnehmer" die Preise bezahlen, welche die Besitzer für die zeitweise Überlassung (Miete) oder den Verbrauch der Arbeitsresultate verlangen. Da kommt Unzufriedenheit auf. Nicht weil hier die Arbeiter schlechte Laune haben. Ganz praktisch bemerken die Lohnempfänger, dass ihr Lohn nicht reicht um zunehmend auch nur die "notwendigen" Rechnungen ihrer "Arbeitgeber" zu bezahlen.

     

    Noch einmal. Hier soll nicht gesagt werden, dass die Produkte zu teuer seien. Es wird behauptet, dass der

    Unternehmenszweck Gewinnerwirtschaftung notwendig und zunehmend Armut produziert, weil die Existenzgrundlage der "Arbeitnehmer", ihr Lohn, als dauerhaft zu minimierender Bestandteil der Unternehmenskalkulation betrachtet und behandelt

    wird. Nur so geht Gewinnemachen.

     

    Dieses Gewinnemachen geschieht notwendig in Konkurrenz der "Arbeitgeber" zueinander. Ihr Eigentum ist jeweils begrenzt.

     

    Jeder einzelne versucht nun, dass seine Kalkulation "am Markt" durch den Verkauf seiner Produkte aufgeht. National wie auch grenzüberschreitend, international. Aus diesem Grund wird der Preis der Arbeitskraft zum Konkurrenzmittel.

    Sie erinnern sich an die Schale Reis die anderswo ausreicht um "Arbeitskraft" zu bezahlen. Profis sprechen von sogenannten Lohnstückkosten. Die von den Eigentümern initiierte Konkurrenz begründet Ansprüche an den Kostenfaktor Arbeit, wenn er weiterhin beschäftigt sein möchte. Sonst lagern wir aus oder lassen ganz woanders arbeiten...

     

    Aus diesem Grund geraten auch Sozialleistungen oder Schutzrechrechte seit deren Existenz als "Jobkiller" in die Kritik.

     

    Sie sind Zeitzeuge und Opfer dieser Produktionsweise. Sie müssen sich entscheiden, ob Sie der fortschreitenden Verarmung der Produzenten des gesellschaflichen Reichtums zustimmen wollen, oder eben nicht.

     

    Praktisch heisst das, jeder Senkung des Kostenfaktors Arbeit zuzustimmen, weil nur das "Beschäftigung" sichert, oder eben ein für allemal Schluss zu machen mit dem Gewinnemachen.

     

    Im letzteren Fall bekommen wir das als "Lohn", was wir produzieren. Das ist der ganze Kuchen.

     

    Oder es bleibt das Gegenwart und Alltag, wo die Produzenten das bekommen, was sie verdienen. Und das ist mittlerweile nicht nur in Europa, weniger als das Existenzminimum. Und, wie Sie wissen, selbst dieses fragwürdige "Glück" ist für 2-stellige Prozentsätze der von Lohn Abhängigen für deren "Arbeitgebern" noch zu teuer. Diese "Arbeitslosen" sind vollständig auf das Wohlwollen der Elite angewiesen, Teile des gesellschaflichen Gesamtproduktes konsumieren zu dürfen.

     

    Längst ist die Kranken- und Rentenversicherung aus der paritätischen Finanzierung entlassen. Der "Arbeitgeberanteil" ist eingefroren oder als Pflicht zur privaten Vorsorge der "Arbeitnehmer" organisiert ... Sie errinern sich, die Lohnnebenkosten waren und sind bekanntlich zu hoch. Die Lebensarbeitszeit ist viel zu kurz, der Urlaub zu lang, Gesundheit zu teuer und das Soziale überhaupt weder finanzierbar und im Prinzip nicht mehr zeitgemäß.

     

    Jedes Einkommen der "Arbeitnehmer" steht zur Disposition.

     

    Immer geht es darum, "Arbeitsplätze" wettbewerbsfähig zu machen oder zu erhalten. Der Erhalt und der Ausbau der oben beschrienenen "Zironenpresse" wirkt plausibel, weil und solange diese "Tarifpartnerschaft" als gesellschaftliches

    Organisationsprinzip gültig bleibt. Den "Arbeitgebern" geht es wirklich darum sich auf dem Markt zu behaupten. Nur, deren Konkurrenz schadet den unter diesen Bedingungen "Beschäftigten". Die staatlichen Maßnahmen zur "Standortsicherung"

     

    berufen sich auf die von den Staatsgewalten selbst erschaffene politische Lebenswirklichkeit. Die Senkung des Kostenfaktors Arbeit ist in dieser politisch erzeugten Umgebung tatsächlich eine Notwendigkeit. Und auch in diesem Fall steht die Frage im Raum, ob die Opfer dieser "Sachzwänge" sich das gefallen lassen.

     

    Die Nutzniesser dieser "Tarifpartnerschaft" wissen was sie tun. Man rechnet mit Widerstand, weil man die Wirkung dieser "alternativlosen Sachzwänge" kennt und bereitet sich bereits politisch vor.

     

    Bitte informieren Sie sich welche "Sicherheitsmassnahmen" und welche Mittel zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung bereits diskutiert, geplant und beauftragt werden. Unter dem Titel "Aufruhrbekämpfung in urbanen Ballungsräumen"

    fanden und finden Konferenzen statt. Man möchte weg von ballistischen Gewaltmitteln, hin zu flächendeckenden Kampfmitteln wie Mikrowellenwaffen. Das Thema wird interdisziplinär, alle Wissenschaftsgebiete umfassend und übergreifend,

    disktutiert. Auch an psychologische Betreuung der Opfer wird gedacht.

     

    Bitte nehmen Sie den Umgang mit Widerstand zur Kenntnis. Die Details werden in den Medien selten gezeigt. Die gewünschte Sichtweise des Publikums aber schon. Faulheit, Schmarotzer, Chaoten usw. Es werden Menschenbilder kreiert und im gesellschatlichen Meinungsbild abrufbar verankert.

     

    -- der Ausländer

    -- der Grieche

    -- der Arbeitslose

     

    Welche Assoziationen wecken diese "Meinungsbilder" in Ihnen? Diese Konditionierungen des öffentlichen Bewusstseins werden nicht zufällig von den Medien projeziert.

     

    Es wird Zeit, dass die Produzenten des gesellschaflichen Reichtums anfangen darüber nachzudenken, warum und wie die Besitzer dieses Reichtums die Welt organisieren.

     

    Wieso ist es jedem einleuchtend, dass ausgerechnet und nur staaliche Gewalt dazu da ist, die Menschen zu schützen?

     

    Sprechen die Ihnen bekannten Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart nicht für genau das Gegenteil?

     

    Wieso ist jedem einleuchtend, dass die Verschlechterung der Lebensbedingugnen für die eigene Versorgung von Vorteil ist?

     

    Weil die Welt so organisiert, die Bevölkerung so sortiert ist, das Herrschaft und Konkurrenz als vernünftig erscheinen.

     

    Das muss aber nicht so bleiben. Und das wissen die Eigentümer und Oganisatoren dieser Welt auch.

     

    Herrschaft ist die Kunst Menschen dazu zu bringen, auch wo es sein muss mit Gewalt, das zu wollen was diese Damen und Herren von Ihnen wollen.

     

    Die freie Verfügungsgewalt über den gesellschalichen Reichtum.

     

    Und der einzige Grund für eine Rücksichtnahme auf das "Volk" ist, das diese "Arbeitnehmer" diesen Reichtum produzieren sollen. Wenn wir damit aufhören, um den Laden zu übernehmen, ist ganz schnell Schluss mit lustig.

     

    Wir können es ja mal ausprobieren und die Arbeit niederlegen. Man lebt schliesslich nur einmal. Dann werden wir ja sehen wer dem Wortsinn nach Leistungsträger. wer Arbeitnehmer und wer Arbeitgeber ist. Sprechen wir unser Vorhaben doch

    zunächst mit unseren europäischen Kollegen, gern auch weltweit ab.

     

    Ich dafür dafür, dass wir fordern, dass wir selbst bestimmen was wir produzieren und wie das Resultat unserer Arbeit verwendet wird.

     

    Das ist doch nicht zuviel verlangt, oder ? Und weil sich jeder an der Arbeit beteiligen darf, gibt es auf einen Schlag keinen Arbeitslosen mehr. Eine tolle Idee. Wer sollte da etwas dagegen haben?

  • S
    Sozialist

    @UnFassbar:

    Denken wir uns die DDR ohne Stasi. Dann bleibt ein nicht weetbewerbsfähiges Wirschaftssystem, in dem wenige Qualitätsgüter extrem teuer im "Intershop" verkauft wurden. Dennoch ging der Staat pleite.

    Wo also funktioniert ein sozialistisches Wirtschaftssystem?

    @ "Die Kontrolle über eigentlich verbotenes Bailoutgeld gehört in die Hände derjenigen Staaten, die Bailout als vertragswidrige Ausnahme bezahlen. Diese Staaten haben aber im EZB-Rat die Minderheit. Die EZB ist daher praktisch auch ein Selbstbedienungsladen der Schuldenmacher oder eine von notorischen Zechprellern betriebene Kneipe. An notorischer Unsitte ändert wenig, wenn die Zechpreller einen gleichgesinnten "unabhängigen" Wirt einsetzen."

    Unser Verfassungsgericht wird sicher kritisch prüfen, ob die "Aushilfsentscheidungen" der EZB und ggfs. das "unabhängigen Gremium" und seine von Wyplosz nicht konkretisierten Entscheidungskriterien demokratisch hinreichend legitimiert sind.

  • F
    Fassungslos

    Die Aussagen dieses Menschen (?) sind technokratisch, menschenverachtend und übersehen, dass das "System" (in diesem Fall der Euro) nur erhaltenswert ist, wenn es den Bevölkerungen als Ganzem langfristig dient (und nicht 1% von ihnen).

     

    Und: nein, es ist n i c h t verfassungswidrig ein anderes (Wirtschafts) System zu befürworten, wenn allein schon der gesunde Menschenverstand - ganz ohne Expertenwissen - zu dem Schluß kommt, dass etwas einfach nicht funktioniert!

     

    Dieser Euro kostet bereits jetzt nicht nur Steuermilliarden - er kostet bereits jetzt Demokratie, Freiheit und Menschenleben (wie allein die hochgeschnellte Selbstmordrate bei den Griechen verdeutlicht!)

  • U
    UnUnUnabhängiger

    "Erstens ..." ist theoretisch durchaus zu fordern.

    Problematisch ist "zweitens" mit der Auswahl, Legitimierung und Kontrolle des "unabhängigen Gremiums" und seiner Entscheidungskriterien, wenn die Kriterien abweichen von den vertraglichen Vereinbarungen (3%-Regel, etc).

    Die Kontrolle über eigentlich verbotenes Bailoutgeld gehört in die Hände derjenigen Staaten, die Bailout als vertragswidrige Ausnahme bezahlen. Diese Staaten haben aber im EZB-Rat die Minderheit. Die EZB ist daher praktisch auch ein Selbstbedienungsladen der Schuldenmacher oder eine von notorischen Zechprellern betriebene Kneipe. An notorischer Unsitte ändert wenig, wenn die Zechpreller einen gleichgesinnten "unabhängigen" Wirt einsetzen.

    Wer kontrolliert den ESM?

  • V
    vjr

    Stimmt! Denn auf die Politiker ist Verlass, "they can be counted on to do the right things but only after all other possibilities have been exhausted."

  • KS
    Karl Sonnenschein

    @"Wenn Beschäftigte in Frankreich arbeitslos werden, erhalten sie für zwei Jahre automatisch 60 Prozent Arbeitslosengeld. Als Gegenleistung müssen sie nur den Eindruck erwecken, als suchten sie eine neue Stelle. Das ist eine totale Verschwendung öffentlichen Geldes."

     

    Finde ich auch, wo es doch in Frankreich so tolle Jobs gibt. Fremdenlegion, Nuklearindustrie, Elysee Palast Waechter und vieles mehr.

  • K
    Karl-August

    Das sind ganz vernünftige Ansichten, die Herr Wyplosz da vertritt. Und die sind doch gar nicht soweit entfernt, von den Vorstellungen der Bundesregierung.

     

    Im Grunde ist die Sache doch ganz einfach:

    Es muss klare und verbindliche No-Bailout-Regeln geben, sowohl im Verhältnis der Länder untereinander als auch im Verhältnis der Länder zur EZB. Das Prinzip der persönlichen (nationalstaatlichen) Haftung muss wieder zur Anwendung kommen. Eigenverantwortliches Handeln muss in den Mittelpunkt rücken. Umverteilung und Schuldenvergemeinschaftung setzen nur falsche Anreize.

     

    Und natürlich liegt den anderen Ländern ihre nationalstaatliche Souveränität am Herzen. Der Wunsch nach mehr Zentralismus oder gar "Vereinigten Staaten" ist in erster Linie eine deutsche Träumerei, die in den anderen Ländern weitaus weniger Anklang findet. Auch dies muss berücksichtigt werden.

     

    Allerdings besteht weiterhin das Problem der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit einiger Länder. Deshalb werden wir wohl um eine Diskussion über eine Verkleinerung der Eurozone (Nordeuro) nicht herumkommen.

  • J
    Johannes

    Wenn er Skandinavien mit Frankreich vergleicht, wundert die Diagnose. In Dänemark ist es nämlich auch so, dass man zwei Jahre lang Anspruch auf Arbeitslosengeld (dagpenge) hat. Voraussetzung ist, dass man ein Jahr lang vollzeit gearbeitet hat und Mitglied einer "A-Kasse" war (im Gegensatz zum deutschen System ist in Dänemark die Krankenversetzung staatlich, die Arbeitslosenversicherung dagegen privat und freiwillig, allerdings mit sehr moderaten Beiträgen und staatlich subventioniert). Bis 2010 konnte man sogar vier Jahre lang "dagpenge" bekommen.

     

    Man bekommt nicht nur nach viel kürzerer Zeit viel länger Leistungen als in Deutschland, sondern es wird auch eine aktivere Arbeitsmarktpolitik betrieben. So kann man mit vergleichsweise kleinem Aufwand einen "Tilskudsjob", eine vom Arbeitsamt finanzierte Anstellung bei einer gemeinnützigen Organisation einrichten, vergleichbar den AB-Maßnahmen, die es in Deutschland kaum noch gibt.

     

    Und alles in allem ist die Arbeitslosigkeit in Dänemark deutlich niedriger als hierzulande, die Zeiten der Arbeitslosigkeit sind kürzer, die Arbeitszeiten sind deutlich kürzer (die volle Stelle hat 37 Stunden) und das allgemeine Wohlstandsniveau deutlich höher. Wenn also Skandinavien als Vorbild dienen soll, dann ist es eines bei dem staatliche Transferleistungen eine deutlich größere Rolle spielen als bei uns und nicht etwa umgekehrt, wie er suggeriert.

  • H
    Hannes

    Wenn ich lese, wie leichtfertig Charles Wyplosz über Armut, Verarmung, niedrige Löhne, stagnatives Wachstum spricht, dann bin ich schockiert. Dieser Mann würde am liebsten den Sozialstaat abschaffen - das ist eine seiner Kernbotschaften.

    Immerhin jetzt weiß man, warum die EURO-Rettung so schlecht funktioniert. Der EURO wird überleben, ja aber wie?