piwik no script img

Ökonom Heiner Flassbeck"Griechenland ist nicht pleite"

Wenn die Euro-Staaten schnell helfen, sei die Krise zu beherrschen, sagt der Ökonom Heiner Flassbeck, "dieses ganze Gerede vom Staatsbankrott ist kompletter und gefährlicher Blödsinn".

Bild: dpa
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Herr Flassbeck, ist Griechenland fast bankrott oder schon komplett pleite?

Heiner Flassbeck: Weder das eine noch das andere. In Ländern wie Griechenland und Deutschland stehen den Schulden riesige Vermögenswerte gegenüber. Schon darum ist dieses ganze Gerede vom Staatsbankrott kompletter und gefährlicher Blödsinn.

Die Investoren auf den Finanzmärkten verlangen bis zu 16 Prozent Zinsen, wenn sie Griechenland Geld leihen. Der Finanzminister hat erklärt, keine Staatspapiere mehr verkaufen zu können. Ist die Situation nicht beängstigend?

ap
Im Interview: 

Heiner Flassbeck (59) arbeitet bei der Handelskonferenz der UN in Genf. Unter Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine war er Staatssekretär, zuvor arbeitete er am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Doch, Griechenland ist zum Spielball der Spekulanten geworden. Den Teufelskreis aus steigenden Zinsen für griechische Anleihen und wachsender Panik müssen und können die Regierungen in Europa aber unterbrechen.

Kann man angesichts der griechischen Schulden allein die Finanzinvestoren verantwortlich für die Krise machen?

Siehe oben. Die eigentliche Ursache dieser Verwerfungen aber liegt tiefer. Griechenland und der Rest Südeuropas haben so hohe Schulden, weil sie zu wenig konkurrenzfähig sind. Das ist nicht nur deren Schuld, sondern auch Deutschland hat dazu erheblich beigetragen, indem es Lohndumping auf den internationalen Märkten betrieb.

Könnten die Griechen die Nerven verlieren, ihre Sparkonten räumen, die Banken zusammenbrechen, so dass wir auch in Deutschland in die nächste Bankenkrise kommen?

Diese Gefahr kann man nicht ignorieren. Aber wir sind ihr nicht hilflos ausgeliefert. Die Regierungen des Euro-Raumes haben genug Macht, gegen den Wahnsinn des Marktes vorzugehen und die Angst der Privatanleger zu zerstreuen. Glücklicherweise scheinen jetzt auch die Letzten in Berlin zu erkennen, dass Europa schlicht und einfach mit Kapital eine Überbrückung bieten muss.

Hat Deutschland die Hilfe zu lange blockiert?

Nicht nur in Berlin, sondern auch in Brüssel hat man den richtigen Zeitpunkt zum Eingreifen verpasst. Schon vor einem Jahr hätte die große Koalition aus Union und SPD begreifen müssen, dass eine Euro-Anleihe zu niedrigen Zinsen aufgelegt wird. Das hätte die jetzige Krise verhindert, weil es die Abhängigkeit Griechenlands und anderer Defizitländer von den privaten Kapitalmärkten verringert hätte.

SPD, Linke und Grüne fordern, den Privatbanken einen Teil der Verluste aufzubürden. Richtig?

Das ist Quatsch. Viele Banken sind immer noch selbst gefährdet, andere zocken mit. Hier geht es darum, den Markt in seine Schranken zu verweisen - dazu holt man ihn nicht ins Boot.

Wieso so milde?

Das hat nichts mit Milde zu tun. Ich sage: Hier gibt es keine Verluste abzuschreiben. Griechenland bedient seine Staatsanleihen und zahlt die Zinsen. Das Land ist nicht zahlungsunfähig. Damit das so bleibt, braucht es ein paar Milliarden Euro auf dem Umweg, dass andere Regierungen den Engpass am Kapitalmarkt überbrücken. Dann ist der Spuk der sogenannten Schuldenkrise sofort vorbei. Für ganz Europa wird dabei kein Cent mehr an Staatsverschuldung entstehen. Es handelt sich um Kredite, nicht Geschenke.

Was wäre nach der Überwindung der akuten Krise zu tun?

Deutschland muss darauf verzichten, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft weiter auf Kosten anderer Nationen zu steigern. Konkret bedeutet das: Die Löhne der Beschäftigten sollten hier stärker zunehmen. Deutschland würde selbst dann für lange Zeit seine Marktanteile halten. Deutsche Waren würden aber allmählich relativ teurer und die anderen billiger. Der Export der Mittelmeerländer nähme zu, ihre Einnahmen stiegen, die Verschuldung sänke.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

38 Kommentare

 / 
  • M
    Marktwirtschaft

    Oh je findet man hier Komaentare. Naja man kann ja zufrieden sein das sich überhaupt Menschen Gedanken machen. Nur leider entsprechen diese nur all zu oft dem Mainstream und haben mit wirklichem Nachdenken wenig zu tun. Flassbeck ist Wirtschaftsprof kein dummer Stamtischprolet. Er wird anscheinend nur nicht von Lobyisten geschmiert und sagt offen was Erkenntnis der Wirtschaftswissenschaften sind.

     

    Glaubt doch nicht blind den Scheiß den man in den Medien hört. Oh gott, Staatsverschuldung, oje Wettbewerbsfähigkeit. Das Thema ist leider Wahnsinnig Komplex und nicht um sonst braucht man ein Studium um ansatzweise einen Durchblick bekommen zu können.

     

    Nur soviel. Staatsverschuldung ist eine logische Konsequenz aus unserem Wirtschaftssystem. Hat vorallem mit dem Zinssystem zu tun. (Leistungsloses Einkommen) Eine Volkswirtschaft funktioniert eben nicht wie ein Privathaushalt. Demzufolge kann der Staat machen was er will, Einsparen, Steuern erhöhen, Streichen, er kann die Schulden nicht zurückzahlen ohne unsere Wirtschaft zu zerstören.

    Jede Ausgabenkürzung des Staates hat eine Nachfragekürzung zur Folge was die Wirtschaft veranlasst die Produktion in der Höhe zu verringern die nicht durch andere Konsumenten gedeckt wird. Binennachfrage oder Exportnachfrage. Wenn alle auf der Welt anfangen zu sparen drehen wir uns im Kreis und haben eine Spirale nach unten, mehr nicht. Der Staat füllt somit eigentlich nur die Lücke der Nachfrage nach Krediten auf der einen Seite und dem Angebot nach Wirtschaftsleistung auf der Anderen. Der Hacken sind die Zinsen. Man muß sich doch vor Augen führen bei wem der Staat die Schulden hat. Das sind nicht die Banken! Das sind die Bürger. Nur eben nicht besonders gleich verteilt und so kommen die Zinsen die der Staat zahlt, derzeit ca. 40 Mrd., eben auch nicht gleichmäßig bei den Bürgern an. Hat auch mal ein schlauer Prof ausgerechnet wieviel man auf der hohen Kante haben muß, damit man mit den Zinsen vom Staat mehr raus hat als man an Steuern zahlt.

     

    D steckt seid min. 10 Jahren in dieser Spirale denn seid dieser Zeit leben die Arbeitende Bevölkerung unter ihren Verhältnisssen. Im gegensatz zu dem Blödsinn was die Regierung erzählt. Ganz einfaches Indiz hierführ, der Aussenhandelsüberschuß von gut 1000 Mrd. Euro in den letzten 10 Jahren. Das ist die Summe die D mehr eingenommen hat als Ausgegeben. Schön nicht? Kann aber 1.nicht ewig weiter gehen denn das sind ja gleichzeitig die SChulden der anderen und 2. hat die Arbeitende Bevölkerung nichts davon gehabt da die Löhne in den letzten 10 Jahren nicht gestiegen sind.

     

    Ich sehe schon ich könnte hier ein Buch schreiben. Wer wirklich seinen Horizont erweitern möchte kann z.B. auch bei Prof. Hickel nachlesen. Es gibt glücklicher Weise noch immer einige unabhängige Wissenschaftler man muß sich halt nur die Mühe machen sie zu finden.

  • F
    Franklin

    Ich habe mir mal nur so alle obigen Kommentare zu dem Artikel durchgelesen. Fazit: die meisten TAZ Leser sind Besserwisser ohne die leiseste Ahnung über ökonomische Zusammenhänge.

     

    Deswegen mal mit aller Klarheit: der große Nutznießer dieser Krise ist Deutschland. Der Eurokurs im Vergleich zum Dollar ist gesunken, so dass die deutsche Industrie derzeit einen Exportboom erlebt. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau wird Griechenland 30 Milliarden Euro leihen gegen 6 % Zinsen -so wie es aussieht- sie refinanziert sich zu 2%. Eine satte Marge. Kein Wunder, dass die Deutsche Bank bei diesem Fischzug mitspielen will.

     

    Es gehört schon eine Menge Chuzpe dazu, wie Frau Merkel und die anderen herumzutönen in besserwisserischer Manier, den Retter zu spielen und dick zu kassieren.

     

    Das beste, was Griechenland passieren kann, ist nicht "gerettet" zu werden, die Rückzahlungen der jetzigen Kredite einfach auszusetzen, mit den Gäubigerbanken zu verhandeln und zu sehen, was geschieht. Vielleicht würde der Eurokurs noch mehr sinken. Um so besser für die deutsche Industrie, nicht so gut für die deutschen Konsumenten.

  • P
    Pyro

    Moment mal. Ohne mir die Kommentare durchlesen zu wollen:

    Hat der "Ökonom" da irgendwas im Kopf durcheinander gebracht oder habe ich nur eine ganz falsche Vorstellung von Geld, Wirtschaftswachstum und Reichtum?

     

    Zitat: "Deutschland muss darauf verzichten, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft weiter auf Kosten anderer Nationen zu steigern."

     

    Aha. Wir lassen mal die anderen arbeiten und bleiben auf unserem aktuellen Wohlstand hocken? Wir arbeiten einfach weiter so produktiv wie bisher? Keine steigende Wachstumsrate? Die Börse bricht unter'm Arsch zusammen, weil man doch nur auf Gewinne spekuliert? Ist aber alles nicht wichtig?

    Woher zum Teufel erhält eine Nation denn "Wohlstand"? Durch Technologien, deren Erfindung nicht bezahlt werden können? Oder woher nimmt man das Geld, wenn nicht von denen die ärmer sind?

     

    Klärt mich bitte jemand auf!

    Gruß, Pyro

  • P
    Peace

    Wer garantiert denn, dass nach den Staatsspritzen Griechenland wieder fit ist und die privaten Investoren wieder Appetit bekommen ?

     

    Dass der Spuk mit ein paar finanziellen Staatsinterventionen vorbei sein soll, ist leicht dagergesagt. Wer traegt das Risiko, wenn es nicht klappt ?

     

    Und wenn es nur eine Kreditvergabe ist, die fuer den Steuerzahler das "easy money" darstellt, frage ich mich, warum reissen sich nicht die privaten Banken um dieses Bombengeschaeft ? Sie bekommen fuenf Prozent auf Geld welches sie fuer ein Prozent bei der EZB leihen koennen. Irgendwas muss an diesem Gesschaeft stinken, deswegen machen einen grossen Bogen. Sie wollen fuer das Risiko nicht haften, aber der Steuerzahler soll es ?

  • DN
    Dr. No

    Es wird immer davon geredet, was der griechische Staat dem Ausland schuldet. Was machen eigentlich die Griechen die viel Geld haben, sagen wir mal die Nachfahren von Onassis, Niarchos etc. etc. mit ihren Millionen und Milliarden? Von denen gibt es nämlich eine ganze Menge. Ich nehme mal an, die tun das was reiche Deutsche auch tun. Sie legen ihr Geld zum Teil in der Schweiz an aber zum Teil eben auch im eigenen Land. Wie die Deutschen Bundesschatzbriefe gekauft haben, so haben Onassis und Co. griechische Staatsanleihen gekauft. Es ist ein Skandal, dass jetzt die sozialistische Regierung Griechenlands immer nur von Gürtel enger schnallen und Lohnkürzungen faselt. Deutschland war nach dem ersten Weltkrieg auch Pleite. Über die Inflation hat man die Leute, die Geld hatten enteignet. Der Weg scheidet im Falle Griechenlands wegen dem Euro aus. Was man tun könnte: Für griechische Staatsbürger: Bis 25.000 Euro sind griechische Staatanleihen sicher, bis 50.000 Euro zu 50% und alles über 50.000 Euro ist für sie halt futsch. Für die großen Anleger aus dem Ausland gibt es eine Quote. Wenn man die Risikozuschläge einrechnet, die die Großanleger kassiert haben, kommen sie wahrscheinlich auch nicht schlechter weg als wenn sie niedrigverzinsliche deutsche Papiere gekauft hätten. Die Onassis-Erben und Co können sich die nächsten paar Jahre keine Luxus-Yacht mehr leisten. Was solls. Und Rüstung ist natürlich auch entbehrlich. Wenn aber Geld in deutschen Kommunenen für Schwimmbäder und Bibliotheken fehlt, weil man die reiche griechische Oberschicht nicht bluten lassen möchte, dann ist das ein echter Hammer.

     

    Was Flassbeck zur Lohnentwicklung in Deutschland gesagt hat, ist übrigens richtig. Nehmen wir mal an, die Griechen schaffen es, in einem Tag ein bestimmtes Auto zu bauen. Die Deutschen schaffen es in der halben Zeit, weil wir so tolle Hechte sind (@ siehe diverse Kommentatoren). Also verdienen die Deutschen doppelt so viel. Logisch. Wenn jetzt aber die deutschen Arbeiter in der gleichen Zeit drei oder vier Autos bauen, aber immer noch das gleiche verdienen, wer sackt dann die Differenz ein? Und vor allem, was passiert dann damit? Man kann mit Geld vieles machen, aber fressen kann mans nicht. Das hat Flassbeck gemeint.

     

    PS: Hallo TAZ: Im gleichen Blog gibts einen anderen Dr. No. Ich blogge schon seit ein paar mit diesem Namen. Blog-Namen sollten schon eindeutig sein. Wenn es zwei Blogger mit dem gleichen Namen gibt, ist das sehr irritierend.

  • WS
    Winfried Schneider

    Schade, dass die allermeisten Beiträge hier so voller negativer Emotion und bar jeden Verständnisses sind, denn genau das ist das Problem: Die Profiteure lachen sich ein Loch in den Bauch, solange das Publikum sich beim lusten Spielchen "hau den Flasbeck" vergnügt und nicht versteht, dass die griechische Finanzkrise und vermeintlich mögliche Staatspleite auch den meisten von uns schaden wird, solange Europa nicht helfend eingreift.

  • OJ
    Ole Jantsen

    Oh Oskar, deine "Ökonomen":

     

    Griechenland hat Steuereinnahmen von 45 Mrd.Euro,

    Staatschulden von 300 Mrd. Euro und ein aktuelles Haushaltsdefizit von 14,6% des BIP, das sind 35 Mrd.Neuschulden bei einem BIP von 280 Mrd. Euro.

     

    Also Steuerinnahmen von 45 Mrd. und Neuverschuldung von 35 Mrd. Dazu kommen die steigenden Zinslasten.

    Das Land ist absolut pleite, zumal kaum Industrie vorhanden ist.

    Phantasten wie Flassbeck argumentieren so wie früher Ronald Reagan: immer mehr Kredite, die Flut an Staatschulden finanziert sich irgendwie über Wachstum selbst. Wir wissen ja, was dabei rauskam...

  • M
    mensch

    ach wie schön:

     

    kaum gibt es mal eine etwas gelassenere Stimme in einer Zeitung, da kommt eine Schar ahnungsloser Stammtischler und macht ihn nieder!

     

    Ich frage, warum dieser lächerliche Haufen von Egomanen, die hier kommentieren, sich eigentlich einbildet, was von der Materie zu verstehen.

     

    Mir scheint, es zählt nur eins:

    Nieder mit den Griechen, sie haben uns getäuscht.

    Sie wollen unser Geld.

    Wir haben unseren Meinungsführer lange Jahre geglaubt und viel zu niedrige Löhne akzeptiert.

    Andere waren klüger.

    Und deswegen sollen die jetzt bluten!!!

     

    Neid ist eine gewaltige Emotion...

     

    ---

    peinlich, peinlich, diese Kleingeister

  • V
    Valentino

    Zuerst dachte ich, wie naiv muss jemand sein, um so ein hohles Gerede von sich zu geben. Inzwischen denke ich, dass es im höchsten Maße kriminell ist, was der Herr Flaßbeck hier von sich gibt.

     

    Das ist nicht mehr nur Verarschung der Leserschaft, sonder ein Verbrechen an der Gesellschaft. Wenn das dei Meinung der TAZ spiegelt, und warum darf der so einen Schwachsinn sonst hier schreiben, dann werde ich bald aufhören, taz-online weiterzulesen.

     

    Meine Wut wird langsam mörderisch und ich kann schon lange nicht mehr soviel fressen wie ich kotzen möchte.

     

    Ich freue mich, dass bald Schluss ist und die Vermögen der Reichen und die Schulden der kleinen Leute sich in Luft auflösen. Dann können wir neu beginnen, und es hoffentlich besser machen.

     

    Valentino

  • ID
    I DenkSchlächter

    Man schreibt gelegentlich etwas von „Unmut“ über die Lage? Was mich betrifft, ist das Wort geradezu in unzulässiger Weise verharmlosend. Für mein Rechtempfinden ist das, was dort abläuft kein „ehrenwertes Geschäft“ mehr, sonder sehr nah an kriminellen Machenschaften..

    Was Spekulanten angeht, gibt es inzwischen kaum einen Bereich mehr, der von ihnen nicht okkupiert wäre. Ob es Feldfrüchte, Getreide ist oder Mineralien jeglicher Art und Herkunft bis hin zu Finanzgeschäften, die sich eher wie Manipulationen zu Ungunsten der „Restwelt“ anmuten, nichts ist vor ihnen sicher.

    Ölpreise im Einkauf bei moderaten Preisen, nachdem die Spekulanten zugeschlagen haben – zusammen mit den Öl-Multis – gibt es exorbitante Preise. Merke: die Preise sind nicht gestiegen, sie wurden hoch manipuliert. Sie entwickeln sich zu einer weltweiten Pest.

    Ein besonders übles Gschmäckle sondern die Rating-Agenturen ab. Sie wissen genau, – wenn sie ihren Job auch nur halbwegs mit Interesse und Können ausüben – wer wie stark oder schwach „auf der Brust“ ist.

    Ich gehen davon aus, daß ist auch bei Griechenland und anderen Kandidaten der Fall. Die Agenturen hätten sehr viel früher ihre entsprechenden Ratings vornehmen und veröffentlichen können. Ebenso hätten die Banken wissen müssen, wie es um Griechenland bestellt ist und entsprechend rechtzeitig eingreifen müssen, wenn, ja wenn sie seriös wären.

    So aber hat man den günstigsten Zeitpunkt abgewartet, bis EU-weit und schließlich weltweit Randale ausgebrochen ist. Die Staaten werden zu Leistungen vergewaltigt, der Nutznießer sitzen – ja wo denn wohl?

    Mir will scheinen, daß sogar Westerwälle einmal einen guten Vorschlag gemacht hat, indem er sich für die Gründung einer Europäischen Rating-Agentur, mit der Arbeitsweise etwa Stiftung Warentest, einsetzt. Das wäre auch im Sinne einer gewissen Ausgeglichenheit notwendig, denn mich mutet das Verhalten der Amerikaner nicht wie freie Wirtschaft, sondern wie ein Wirtschaftskrieg gegen Bevölkerungen an.

  • DN
    Dr. No

    Ich mußte mir heute ein Interview mit diesem Menschen im D-Funk anhören. Die Äußerungen von Herr Flassbeck lassen sich für mich nur noch mit tief sitzendem Zynismus erklären, wenn einer so aus dem schönen Genfer Luxusexil (ein Blick auf seine Homepage lohnt) heraus an den Fundamenten der Existenz von hunderten von Millionen ehrenhaften Europäern bohrt und zu gräbt. Ich höre und lese in etwa: "Kleinstaatliche Diskussionen in Deutschland über Entscheidungen, die doch längst gefallen sind"; "Deutschland muß seine Hyperwettbewerbsfähigkeit aufgeben, um anderen Luft zum Atmen zu geben, daß weiß doch jeder in Brüssel"; "Was in einem Staat wie Griechenland passiert ist doch viel zu kompliziert, das kann doch eine Ratingagentur garnicht abbilden" und so weiter und so fort ...

    Also im Klartext des Zynikers: Deutsche haben international das Maul zu halten. Sie sollen zahlen und froh sein, daß man ihnen überhapt etwas übrig läßt, es ist nämlich ohnehin zu viel.

    Warum sagt einer, zudem noch ein Deutscher, sowas? Viele Dinge reimen sich hier zusammen: Es handelt sich ganz offenbar um einen sehr einflußreichen und sehr linken Ideologen auf dem Weg zur "globalen Gerechtigkeit", der hir ganz offen aus dem Zentrum der Macht einer internationalen Organisation heraus die Reinkarnation der Sozialistischen Internatinalen betreibt. In dessen Ideologiegebäude taucht Deutschland lediglich noch als Erbsünder auf, der so lange zu bezahlen hat, bis er nicht mehr kann und am Ende sich marginalisiert und ganz spurlos dem sozialistischen Schicksal fügen wird. Und dann wäre endlich alles gleich und gut und gerecht auf der Welt.

    Herzlichen Glückwunsch für so weitsichtige und geradezu göttliche Weichenstellungen, kann man den Europäern nur zurufen! Leider gingen alle vergeleichbaren Versuche schon in der Vergangenheit gründlich schief. Unterschreibende Hände sind zwar trotz Androhung nie abgefault, aber im Nachgang der großen ideologischen Experimente des 20. Jh. haben unbestritten zig Millionen Unschuldiger ihr Leben lassen müssen.

    Es soll keiner Glauben, daß sich der heutige Bewohner Deutschlands (um nicht politisch unkorrekt zu sagen "Deutsche") mittelfristig anders verhalten wird als es der vergleichbare Bürger

    in den Nachkriegswirren des ersten Weltkrieges getan hatte, als sich die schon damals globale Welt ganz systematisch durch Wort und Tat anschickte, durch offen betriebenen Raub die eigene, bescheidene Existenzgrundlage zu vernichten.

  • H
    heiner

    Glückwusch an die TAZ, dass sie endlich einen Ökonomen gefunden hat, der die TAZ-Meinung unterstützt. Richtiger wird sie dadurch aber nicht

    Natürlich kann es passieren, dass ein Land seine Schulden nicht mehr bedienen kann, egal welche Vermögenswerte es besitzt, siehe Argentinien. Oder will auch Flassbeck jetzt den Griechen empfehlen, ihre Inseln zu verkaufen? Die Gefahr, dass Griechenland zahlungsunfähig wird, besteht durchaus.

    Die „paar Milliarden“ Euro, die Flassbeck so großzügig verteilen möchte, müssen auch erst einmal aufgebracht werden. Von wem, sagt es leider nicht. Schlimmer ist aber, dass er so tut, als sei es damit genug. Mit dieser Meinung steht er allein auf weiter Flur. Jeder weiß, dass Griechenland in den nächsten Jahren weit über 100 Milliarden refinanzieren muss und der Kapitalmarkt dies nicht zu akzeptablen Zinsen hergeben wird. Anders gesprochen, wir müssen zahlen. Wenn Flassbeck sagt, dass dies nur ein kurzer Überbrückungskredit sei, den GR sicher zurück zahlen werde, ist er naiv, um es höflich auszudrücken. Wir werden nichts davon wiedersehen.

    Wir sollten alle dankbar dafür sein, dass Deutschland, aber auch z.B. Schweden. Dänemark und die Niederlande ihre Konkurrenzfähigkeit erhalten haben. Und zwar im globalen Maßstab. Flassbeck tut so, als sei Europa allein auf der Welt, und die bösen Deutschen würden sich auf Kosten der armen Griechen gesund stoßen. Falsch. Die besagten Staaten haben ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit erfolgreich erhalten. Und andere haben das eben nicht getan. Das GR so gut wie nichts exportiert, liegt schlicht daran, das es nichts zu exportieren hat. Ausnahme ist der Export von Dienstleistungen (Tourismus), aber die griechischen Gewerkschaften geben sich ja gerade alle Mühe, das auch noch kaputt zu machen.

    Es geht nur anders herum. Griechenland und andere europäische Länder wie z.B. Frankreich haben es versäumt, auf das Erscheinen aufstrebender Volkswirtschaften in Asien und Südamerika zu reagieren. Deshalb rutschen sie immer weiter ins Leistungsbilanz-Minus. Aufgrund der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit in der EU eben auch im Vergleich zu Deutschland. Flassbecks Forderungen (also die des DGB) laufen daraus hinaus, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschland zu verringern, statt die der anderen Nationen zu verbessern. Die Folge davon wäre, dass ganz Europa im globalen Wettbewerb verliert. Und das bei alternder Bevölkerung. Viel Spaß bei den kommenden Verteilungskämpfen.

  • T
    Tadeusz

    Das Problem besteht darin, daß nicht mehr genug private Investoren bereit sind, Griechenland Kredit zu geben - Vertrauenskrise. Die Investoren sehen ein Land mit einem hohen Verschuldungsniveau das auf einem explosiven Verschuldungspfad ist, denn selbst die geplanten zukünftigen Defizite sind noch sehr groß. Und diese Zurückhaltung ist nicht Wahnsinn der Märkte, Herr Flassbeck, das ist vernünftig. Wenn Sie es anders sehen, dann kaufen Sie griechische Anleihen. Sie handeln bei 60 und werden zu 100 zurückbezahlt...wenn Griechenland irgendwie (aber wie?) von seinem explosiven Verschuldungspfad herunterkommt. Die Politik pumpt gerade den Spekulanten zur Ursache auf, in Wahrheit ist das Spiel aber "kill the messenger".

  • MZ
    mühsam z.2.

    soweit ich herrn flaßbeck verstehe, sieht er den europäischen teil der weltwirtschaftskrise hauptsächlich als eine kombination von verselbständigtem finanzkapital(spekulation) und asymmetrie der realökonomie an- stichwort: dominanz der deutschen exportwirtschaft über die der anderen europäischen länder míttels dumpinglöhnen, niedrighaltung der lohnstückkosten, daher konkurrenzlose verbilligung deutscher produkte.

     

    konsequenz für herrn flaßbeck: steigert man die höhe der deutschen löhne ,werden die deutschen produkte teurer, der wettbewerbsvorteil gegenüber den eu-konkurrenten sinkt, deren produkte haben damit eine größere chance, auch in anderen eu-ländern, nicht zuletzt in der brd, verkauft zu werden. also können die griechen und die´piig-länder ihre schulden abbauen etc. damit wäre die gegenwärtige weltwirtschaftskrise für europa weitgehend behoben.

    frage an herrn flaßbeck: hat die stärkste europ. kapitalmacht brd, systematisch n u r via dumpinglöhne, outsourcing, aber auch durch brutale schmiergeldaktionen einen wettbewerbsvorteil erzielt?

    Ist es nicht auch die in der brd besonders hohe organische zusammensetzung des kapitals(größer werdender c-anteil-maschinerie;kleiner werdender v-anteil-lohnkosten)die die deutschen produkte kostengünstiger als in den anderen eu-ländern produzieren ließ? Und bedeutet dies nicht, daß hauptursache auch der griechischen krise diese veränderung der organ. zusammensetzung des stärksten europäischen kapitals sein könnte? und würde die wisas. technolog.bedingte rasende eliminierung des v-anteils in der deutschen produktion nicht die lohnsteigerungen für die restbelegschaften summa neutralisieren? die deutschen produkte b l i e b e n sie damit nicht weiterhin kostengünstiger?

     

    mit anderen worten: ist nicht die in den usa zuerst manifest gewordene grenze der kapitalistischen mehrwertproduktion bzw. der absoluten mehrwertmasse plus die konkomitante aufgipfelung des finanzkapitals

    d i e wichtigste ursache der heutigen krise weltweit- und manifestiert sich dies nicht auch in der griechischen krise?

    die rel. verselbständigung des internationalen, auch europ., finanzkapitals wäre dann eine negative folge und wiederum mit-ursache dieser mehrwertschrumpfung(ausschlachtung von realökonomie durch "feindliche übernahmen" etc.).

     

    dieses finanzkapital kann man so oder so kaum irgendwo "draußen halten" am wenigsten aus der politik, die größtenteils von diesem direkt oder idnirekt abhängt. witzig ist, daß die linke,also auch lafontaine, das geldkapital wenigstens für die von ihm verantworteten schäden gerade in griechenland haftbar machen wollen und herr flaßbeck,sein ehemaliger staatssekretär, das für nonsense hält- das habe ich zuerst nicht verstanden.

     

    aber da die "märkte" sprich hier: finanzkapital wie der igel schon immer und überall allhier, drinnen u n d draußen sind bzw.agieren, wird gegen ihre interessen wirklich etwas zu machen sein?- siehe meinen verweis auf einen roosevelt, den es dazu bräuchte, und auch dessen krise...s.o.!

  • K
    Kati

    "In Ländern wie Griechenland und Deutschland stehen den Schulden riesige Vermögenswerte gegenüber. Schon darum ist dieses ganze Gerede vom Staatsbankrott kompletter und gefährlicher Blödsinn".

    Tja, dann braucht Griechenland also keine Hilfe? Und die deutschen Milliarden können sinnvoll im Lande für die Kinder aus armen Familien verwendet werden?

    Bei allem, was der deutsche Staat und die Bundesländer schon an ehemaligem Staatsbesitz verscherbelt haben, kann Deutschland auch nicht 1,7 Billionen Schulden haben? In Deutschland wird es dann ab 10. Mai auch nicht zu "massiven Sparmaßnahmen" (Schäuble) zu Lasten der Normalbevölkerung kommen?

    Oder verstehe ich das alles nur nicht so gut?

    Wer gewinnt dann bei diesem Spiel? Wer wird noch reicher?

  • C
    C.K.

    Jetzt muss Herr Flassbeck nur noch die Chinesen und Inder ins Boot holen und ihnen erklären dass das mit dem Lohndumping echt unfair ist und alles wird gut.

  • H
    Heiko

    Aus Sicht des Ökonomen ist es falsch sein Geld vom Sparkonto zu nehmen, weil dann die Deckung für die Schulden des Staates fehlt. Ganz schön abgehoben, der Mann. Ich zumindest werde mir schleunigst überlegen, wie mein Geld besser anlegen kann, als auf einer Bank. Warum soll ich mich für die Schulden des Staates Verantwortlich fühlen. Es scheint das Missverständnis vorzuliegen, das der Staat mein Vermögen als das seine betrachtet. Ich werde vom Staat nicht davor geschützt, von Geschäftemachern abgezockt zu werden, weil deren Interessen in der Politik vertreten werden und soll doch am Ende Haftbar gemacht werden. Ich bin diese Nimmersatten Geld-Junkies einfach leid.

  • JS
    Jochen Selig

    Ja, der Super-Ökonom Flassbeck

     

    "In Ländern wie Griechenland und Deutschland stehen den Schulden riesige Vermögenswerte gegenüber."

    Aha, was sind denn das für "Werte"? Sind die bilanziert, und in wessen Eigentum gehen diese bei einer Pleite über, wer kriegt z.B. die Akropolis?

     

    "Schon darum ist dieses ganze Gerede vom Staatsbankrott kompletter und gefährlicher Blödsinn."

    Wie konnte Argentinien Pleite gehen? Die Pampa ist doch was, hätten sie doch verkaufen können.

     

    "Die eigentliche Ursache dieser Verwerfungen aber liegt tiefer. Griechenland und der Rest Südeuropas haben so hohe Schulden, weil sie zu wenig konkurrenzfähig sind."

    Es gibt kein Recht auf Kredit (Schimmelpfeng). Hätten sie keine Schulden gemacht, wären sie jetzt nicht pleite.

     

    "Ich sage: Hier gibt es keine Verluste abzuschreiben. Griechenland bedient seine Staatsanleihen und zahlt die Zinsen. Das Land ist nicht zahlungsunfähig. Damit das so bleibt, braucht es ein paar Milliarden Euro auf dem Umweg, dass andere Regierungen den Engpass am Kapitalmarkt überbrücken. Dann ist der Spuk der sogenannten Schuldenkrise sofort vorbei. Für ganz Europa wird dabei kein Cent mehr an Staatsverschuldung entstehen. Es handelt sich um Kredite, nicht Geschenke."

    Schulden mit Schulden bezahlen, da lacht der Top-Ökonom.

    Dümmer gehts nimmer.

  • A
    avelon

    Rating-Agenturen

     

    Wie falsch jene Agenturen lagen, ist noch nachzulesen und zu leben, seit der Pleite von Lehman Brothers (sicher ernährten sie sich noch finanziell daran).

     

    Wett-Agenturen, die durch ihre (noch) wirtschaftliche Wichtigkeit ganze Nationen in die Insolvenz schicken und selbst und deren ´Insider´ dabei noch das große Geld machen ohne eine Hand produktiv bewegt zu haben.

     

    Geld vermehren im Schlaf gibt es eben nur für die großen Macher im Finanzwesen. Ein lebenslanges produktives Arbeiten führt lediglich zu geringer Rente.

  • M
    mühsam

    wenn man herrn flaßbeck zuhört, meint man, starke regierungen könnten den ganzen währungskrisen- und privaten und staatsverschuldungs-spuk via marktregelungsgesetze augenblicklich zum verschwinden bringen.

    dieser kapitalismusimmanente und -erhaltende politizismus müßte sich doch einmal fragen, warum seit der stagflation der 7o. jahre global die profitzuwächse im durchschnitt geringer wurden , weltweit auch die reallohnzuwächse zurückgingen und warum das internationale finanzkapital jenseits der "realökonomie" so expandierte.

    während prof. un-sinn in einem lichten moment etwas von einem "anonymen systemfehler" des kapitalismus schwante, behauptet flaßbeck, die systemfehler schon genau zu kennen.

     

    zu ihrer behebung gibt er u.a. die rührende empfehlung, zur lösung der griechenlandkrise einfach "den markt draußen halten"!

     

    obama hilf! selbst ihm gelingt es mit größter mühe kaum, die marktbestimmten politiker seiner eigenen und erst recht der republikanischen partei dazu zu bewegen, "den markt" d.h.die interessen ihrer kapitalistischen zahlmeister draußen zu halten bei den politischen entscheidungen über finanzmarktregulierungen.

    flaßbecks exchef lafontaine hat erlebt, wie es ist, wenn man als bürgerlicher politiker gegen das finanzmarktmonstrum aufbegehrt: es heißt letztlich, sich gegen das tollwütige, todkranke kaputtalmonstrum aufzulehnen- von dem wir alle, selbst er, direkt oder indirekt dependieren. da ist man als bürgerlicher politiker tot-wie seinerzeit lafontaine.

    und angenommen, ein neuer "rossevelt" legte sich mit dem finanzmarktmonstrum an; selbst maximale besteuerungen der reichen, moralisch absolut akzeptabel, konnten den us-kapitalismus seinerzeit nicht aus der verwertungskrise retten- d a s schaffte erst der us-k r i e g s kapitalismus samt folgender fordistischer blüte. große, die mehrwertproduktion anheizende kriege gibt es heute aber nur zum preis der selbstvernichtung und neue fordismen sind nicht in sicht.

     

    nur wenn man sich von dieser wirtschaftsunordnung insgesamt verabschiedet, können weitere krisen, kriege, eine ständig wachsende vernichtung von materiellen lebensgrundlagen der menschheit verhindert werden. das hieße aber, eine marxistische analyse des krisenkapitalismus, auch des griechischen anzuwenden und die daraus folgende option einer solidarisch-demokratischen wirtschafts- und gesellschaftsordnung umzusetzen. unerläßlich dazu die kritik der kapitalistischen fetische in theorie u n d praxis.

    das will auch herr flaßbeck nicht, an dessen idealistisch-kapitalismus-erhalten-wollenden auslassungen man erkennen kann, daß auch sein exchef lafontaine kein marxist gewesen sein kann- und tatsächlich argumentiert der gegen die brd-regierungen meistens mit innerkapitalistischen alternativen ebenfalls kapitalistischer länder(schweden, schweiz, dänemark usw.).

     

    immerhin erwägt e r wenigstens abundzu so etwas wie die einführung einer art "belegschaftssozialismus". wäre der nicht nur für griechenland, spanien sondern eu-weit usw.als erster schritt zur globalen krisenbehebung empfehlenswert?

  • A
    A.Grech

    Also, wenn ich's richtig verstanden habe geht der Plan so: Griechenland wird geholfen, und zwar wird da geklotzt, nicht gekleckert. Ausserdem erhöhen wir bei uns die Löhne, so daß wir weniger Autos verkaufen, aber dafür mehr Feta kaufen können. Griechenland boomt dann, zahlt die Kredite zurück und alle sind's zufrieden.

     

    Bei solch heiliger Einfalt kommt mir spontan Brecht in den Sinn:

     

    Ja, mach nur einen Plan

    Sei nur ein großes Licht!

    Und mach dann noch 'nen zweiten Plan

    Geh' n tun sie beide nicht.

     

    Aber schön zu sehen, wenn jemand auch im hohen Alter sein kindliches Gemüt bewahrt hat.

  • FE
    Frank E.

    Sehr interessanter Artikel. Aber einfach ein Skandal, weil teilweise FALSCH und wichtige Punkte gar nicht angesprochen wurden:

    - Warum konnte Griechenland die Stabilitätskriterien/max. Verschuldung so lange so extrem überschreiten?!

    - Sollte man Griechenland nicht dafür bestrafen und hängen lassen? Sonst machen das doch die anderen Länder auch - wie Deutschland!

    - Hr. Flassbeck sagt, es würden "ein paar Milliarden Euro" fehlen. Ein "Paar" wären 2.. im Ernst: 50 oder 150 könnten es eher werden! Das ist nicht wenig!

    - Er sagt "kein Cent mehr an Staatsverschuldung". Unwissenheit oder Lüge?Woher das Geld nehmen? Alle Länder sind verschuldet und haben das Geld doch nicht rumliegen! Deutschland hat selber Schulden und muss somit einen Kredit aufnehmen um Geld zu verleihen!

     

    Alle Länder/Politiker kannten diese hohe Verschuldung und niemand hat eingegriffen! Nicht mit Geld, sondern mit Strafen hätte man eingreifen müssen. Aber in der Politik ist es wie in der Wirtschaft und überall in der Gesellschaft: Gier, Netzwerke und gegenseitige Kuhhandel beim Decken von Fehlern und Betrug. Wo ist Euer kritischer Journalismus?!

  • BA
    Bockwurst Allmighty

    99% der Griechen können gut wirtschaften

  • H
    HamburgerX

    Was ist mit der Konkurrenz aus Asien oder den USA? Zu hohe Höhe schwächen Europa dann weltweit. Außerdem heizen sie ggf. die Inflation an, die durch steigende Rohstoffpreise sowieso schon wieder am Horizont droht. Steigende Inflation führt allerdings zu steigenden Zinsen für alle Staaten, einschließlich Deutschland. Und wenn Deutschland strauchelt, kann kein Euroland mehr helfen.

     

    Das Grundübel lautet übermäßige Verschuldung. Daher ist es auch das wichtigste Übel, das bekämpft gehört.

     

    Wir brauchen auf lange Sicht das Verbot jeglicher staatlichen Verschuldung (außer Naturkatastrophen) aller Euroländer. Und eine Pflicht für Rücklagenbildung bei guter Konjunktur für schlechtere Zeiten.

  • MS
    Martin Schlütz

    Einige Gedanken zu dem Beitrag:

     

    Ich verstehe aus dem Statement, dass Europa und damit der Euro nur dann funktionieren kann, wenn es eine homogene Wirtschaftspolitik in der gesamten EU gibt.

     

    Also:

    Geben alle EU-Staaten ihre Souveränität auf?

     

    Wohl kaum!

     

    Allerdings auf der anderen Seite:

    Die Finanz- und Wirtschaftsmärkte sind global.

    Deutschland ist eine der stärksten Exportnationen,

    weil der klassische Mittelstand seine Chance in den internationalen Märkten sucht und auch findet.

    Diese Basis ist meines Wissens leider nur in Deutschland, BeNeLux und in Ansätzen auch in Österreich und Frankreich zu finden.

    Kein anderes Land in Europa kann hier auch nur ansatzweise etwas dagegenstellen. Da wird einfach nicht in dem Maße produziert.

    Konzerne werden übrigens immer in den Medien genannt, aber die wirklichen Macher sind die kleineren Unternehmen.

     

    Der Konkurenzkampf liegt dabei also nicht innerhalb Europas, sondern mit den Billigstlohnländern, die ihrerseits mit billigen Produkten den Markt überschwemmen. Wie diese Preise erreicht werden, will man nicht wirklich wissen.

     

    Sollten die Lohnkosten und damit die Produkte teurer werden, dann werden die sicher (zumindest in Deutschland) weniger gekauft. Wie heisst noch der tolle Slogan: Billig will ich!

    Weltweit konkurrenzfähig wird "der europäische Markt" dadurch sicher nicht. Und Protektionismus ist wohl auch ein heisses Eisen...

     

    Das Problem also ist kein europäischen, sondern ein globales. Jeder Versuch einer Insellösung wird ohne Protektionismus nicht funktionieren.

     

    Globale Marktwirtschaft führt eben zu einer Angleichung der Standards und zwar weltweit.

    Wer dann schon mal die goldenen Inseln Mitteleuropas und Nordamerika verlassen hat, der könnte einen Hauch dessen verspüren, wie der Standard sein müsste, denn Angleichung bedeutet nicht, dass alle den maximalen, nämlich unseren Standard erreichen müssen. Da müssen wir auf den Wohlstandsinseln wohl auch mal einige Selbstverständlichkeiten sausen lassen. Schlaglöcher in den Strassen sind dann sicher nicht das größte Problem.

     

    Die Ökonomen wollen das in dieser Tragweite wohl nicht öffentlich diskutieren und damit zur Sprache bringen.

    Ist auch nicht angenehm. Aber die Mauer ist eben gefallen und die Büchse der Pandorra geöffnet. Leider hat diese Konsequenz aber wohl noch keinen Einfluß auf die Denkweise/Handlungsweise der "Experten".

    Die Politiker (in allen Staaten), aber auch die sogenannten Experten der Wirtschafts- und Finanzwelt, erwecken immer mehr den Eindruck von absolut ahnungslosen und hilflosen Gestalten. Und ich bin fest davon überzeugt, dass der Eindruck stimmt.

     

    Ach so: Ich hab auch keine Lösung ;-)

     

    Noch eine schöne Zeit

    M.

  • P
    Porcatore

    "Der Export der Mittelmeerländer nähme zu, ihre Einnahmen stiegen, die Verschuldung sänke."

    ...dazu müssten sie aber arbeiten wollen und die Korruption sein lasse!

    Wird nicht geschhen!

  • FT
    Fritz Teich

    Nur zahlungsunfaehig?

  • DL
    Dirk Logermann

    Ja klar, nicht Griechenland ist schuld an seiner ökonomischen Misere, sondern Deutschland, weil es nicht Griechenlands Fehler nachgemacht hat, oder was?

     

    Wir sollten Ökonome nicht so ernst nehmen; sind es nicht sie, die z.B. noch immer "das Ende der Arbeitslosigkeit" propagieren, ohne wirkliche Lösungen geschweige Lösungsansätze darzulegen?

  • RZ
    Rainer Z.

    Also habe ich das richtig verstanden :

     

    Die kapitalistischen Spekulanten reiten mit ihrer Gier ganze Nationen in die Bredouille und wer soll für die Folgen aufkommen?

     

    Na klar, der kleine Arbeiter mit seinen Steuern, die ihm vom Niedriglohn auch noch abgezogen werden!

     

    Geschickt eingefädelt, warum machen wir's nicht einfacher?

     

    Jeder muss sich bei Beginn seines Arbeitsverhältnisses verpflichten, seinem gierigen AG-Konzern eine Sonderabgabe von ... sagen wir... €1000 im Jahr zu schenken.

     

    Damit sparen wir uns den Umweg über die Steuern und auch noch der letzte Bildzeitungsleser würde endlich begreifen, dass er verarscht wird.

  • V
    Volkswirt

    Im 1. Semester VWL lernt man, dass ein Staat der seinen Finanzbedarf nicht am Markt eindecken kann ein massives Problem hat. Alles andere ist politisches Wunschgeschwätz.

     

    Griechenland muss einfach seine Hausaufgaben machen und dann geht es weiter.

     

    Jedoch müssen dazu die Rüstungsausgaben gedrosselt werden und die Anschaffung solcher Güter aus Frankreich und Deutschland unterbleiben.

     

    Für das Geld hätte Griechenland bessere Flugzeuge aus den USA bekommen und noch Geld über für eine gute Feuerwehrausrüstung aus der BRD.

     

    Aber die EU muss ja die franz. Rüstungsindustrie vor dem Aus retten.

  • ID
    I DenkSchlächter

    Man schreibt gelegentlich etwas von „Unmut“ über die Lage? Was mich betrifft, ist das Wort geradezu in unzulässiger Weise verharmlosend. Für mein Rechtempfinden ist das, was dort abläuft kein „ehrenwertes Geschäft“ mehr, sonder sehr nah an kriminellen Machenschaften..

    Was Spekulanten angeht, gibt es inzwischen kaum einen Bereich mehr, der von ihnen nicht okkupiert wäre. Ob es Feldfrüchte, Getreide ist oder Mineralien jeglicher Art und Herkunft bis hin zu Finanzgeschäften, die sich eher wie Manipulationen zu Ungunsten der „Restwelt“ anmuten, nichts ist vor ihnen sicher.

    Ölpreise im Einkauf bei moderaten Preisen, nachdem die Spekulanten zugeschlagen haben – zusammen mit den Öl-Multis – gibt es exorbitante Preise. Merke: die Preise sind nicht gestiegen, sie wurden hoch manipuliert. Sie entwickeln sich zu einer weltweiten Pest.

    Ein besonders übles Gschmäckle sondern die Rating-Agenturen ab. Sie wissen genau, – wenn sie ihren Job auch nur halbwegs mit Interesse und Können ausüben – wer wie stark oder schwach „auf der Brust“ ist.

    Ich gehen davon aus, daß ist auch bei Griechenland und anderen Kandidaten der Fall. Die Agenturen hätten sehr viel früher ihre entsprechenden Ratings vornehmen und veröffentlichen können. Ebenso hätten die Banken wissen müssen, wie es um Griechenland bestellt ist und entsprechend rechtzeitig eingreifen müssen, wenn, ja wenn sie seriös wären.

    So aber hat man den günstigsten Zeitpunkt abgewartet, bis EU-weit und schließlich weltweit Randale ausgebrochen ist. Die Staaten werden zu Leistungen vergewaltigt, der Nutznießer sitzen – ja wo denn wohl?

    Mir will scheinen, daß sogar Westerwälle einmal einen guten Vorschlag gemacht hat, indem er sich für die Gründung einer Europäischen Rating-Agentur, mit der Arbeitsweise etwa Stiftung Warentest, einsetzt. Das wäre auch im Sinne einer gewissen Ausgeglichenheit notwendig, denn mich mutet das Verhalten der Amerikaner nicht wie freie Wirtschaft, sondern wie ein Wirtschaftskrieg gegen Bevölkerungen an.

  • X
    xberglebt

    Dankenfür die letzten Sätze: Endlich höhere Löhne in Deutschland, wir Deutschen lieben es anscheinend in der Schlange im Jobcenter zu stehen und den Lohn aufstocken zu lassen. Und freuen uns das die Gewinne der Unternehmen steigen! Bravo, weiter so Deutschland. Dann produzieren bald die Unternehmer wieder Textilwaren hier im Lande und nicht in China. Biliglohn rulez!!

  • J
    Jakob

    Bei allem Respekt fuer Herrn Flassbeck. Aber ich bin es wirklich leid, dass die sogenannte "Wettbewerbsfaehigkeit" jedesmal als Grund vorgeschoben wird, wenn die globalisierte Marktwirtschaft aus dem Ruder laeuft. Es wird langsam mal Zeit, dass irgendjemand in diesen Kreisen den Mut aufbringt diese Krisen die eines widerspruechlichen, unmoralischen und zukunftsuntauglichen Systems insgesamt zu beschreiben. Viel laenger glaubt auch der letzte Heins-Mueller nicht mehr daran, dass es sich immmer nur um Faelle von isoliertem menschlichen Versagen und Habgier handeln soll, wenn der ganze Scheisskuebel anfaengt ueberzukochen.

  • B
    Bastian

    "Deutschland muss darauf verzichten, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft weiter auf Kosten anderer Nationen zu steigern. Konkret bedeutet das: Die Löhne der Beschäftigten sollten hier stärker zunehmen."

     

    Solange BILD und Glotze der Masse aber was von Schuldengriechen vorlügen, wird das nicht passieren.

     

    Statt sich vernünftig entlohnen zu lassen, war man Jahre stolz Exportweltmeister zu sein.

     

    In anderen EU Ländern gilt Deutschland schon längst als einer der Hauptschuldigen des schwächelnden Europa.

    Dabei hat die breite Masse der Bevölkerung Deutschlands nicht mal was von seinem Exportweltmeistertum. Ganz im Gegenteil...

     

    Fragt sich eigentlich: Wenn hier die breiten Massen nichts davon haben, andere Länder darunter leiden, wer hat etwas davon, Herr Zetsche, Löscher und Ackermann? Lieber Herr Diekmann, Liebe Faru Merkel?

     

    Die niedrigen Löhne sind ja nicht nur ein Problem der Lohn- und Gehaltsabhängigen, sondern auch den Binnenhandel und damit für kleinere und mittlere Unternehmen.

     

    Und letztendlich ist eines doch ganz logisch: Wer mehr weg gibt (exportiert) kann weniger konsumieren. Oder muss weniger produzieren um das gleiche zu konsumieren. Aber die Leute lassen sich lieber von irgendwelchen Wirtschaftswissenschaftlern (Scharlatarne, die sich gegenseitig Doktortitel geben) die Birne weich reden, bis sie das Gegenteil vom gesunden Menschenverstand glauben.

  • W
    Wolfgang

    Analog auch in Griechenland:

    Der Reichtum in der deutschen und griechischen Klassengesellschaft konzentriert sich am oberen Ende der Skala.

    In der Germany AG:

    Die privaten Nettovermögen summieren sich auf 6.600 Milliarden Euro (2007).

    Zehn Prozent der Bevölkerung verfügt über 61,1 % bzw. 4.032,6 Milliarden Wuro.

    Das reichste Hundertstel verfügt über 23 % bzw. 1.518 Milliarden Euro-Nettovermögen.

     

    Rund 70 Prozent der Erwachsenen, vor allem aus der abhängigen Lohnarbeit - der realen Wertschöpfung, besassen im Jahr 2007 (vor der Finanz- und Wirtschaftskrise) nur knapp neun Prozent des Gesamtvermögens: 594 Mrd. Euro. - Rund 27 Prozent aller Erwachsenen besitzen gar nichts, oder sie haben sogar Schulden.

    Die Schere bei der Vermögensverteilung dürfte sich künftig noch weiter öffnen - auch in der fortgesetzten Krise des Kapitals.

     

    Siehe zur realen Klassengesellschaft und Eigentums- und Vermögensverteilung:

    http://www.debatte.info/fileadmin/download/rschramm_10052009.pdf - Der Reichtum aus der Lohnarbeit konzentriert sich am oberen Ende der Skala.

     

    Die Umverteilung - von oben nach unten - ist überfällig!

  • D
    denninger

    Die Arbeitskosten lagen laut Destatis im 4. Quartal 2009 wie folgt:

    EU: 22,70€/Arbeitsstunde

    €-Zone: 27.10€/Arbeitsstunde

    Deutschland: 30.90€/Arbeitsstunde

    Griechenland:17.00€/Arbeitsstunde

     

    Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,686347,00.html

     

    Wie kann man angesichts dieser Unterschiede von Lohndumping in Deutschland sprechen und die Forderung austellen, die deutschen Löhne müssten im europäischen Vergleich steigen?

    Es kann nicht Sinn der Wirtschaftspolitik sein, durch gezielte Wettbewerbsverzerrung die eigene Konkurrenzfähigkeit zu verschlechtern.

  • H
    Hansi

    Ach so ist das - ich bin also schuld an der griechischen Überschuldung, weil ich in einem mittelständischen, exportorientierten Unternehmen produktiv & kundenorientiert arbeite.

     

    Letzlich werden wir den griechischen Schlendrian am Ende allesamt bezahlen durch Inflation.

     

    Die Währungsunion war einfach keine gute Idee. Man kann nicht so heterogene Volkswirtschaften in einen Topf werfen.

    Unsere Politiker waren einfach Europa-besoffen.

  • G
    Gerhard

    Karl Marx würde staunen- nicht einmal der ist auf solche einfachen Ideen gekommen!

     

    Hier heißt es also:

    "Wenn die Euro-Staaten schnell helfen, sei die Krise zu beherrschen?"

     

    "Konkret bedeutet das: Die Löhne der Beschäftigten sollten in Deutschland stärker zunehmen...... Deutsche Waren würden allmählich relativ teurer und die anderen billiger. Der Export der Mittelmeerländer nähme zu, ihre Einnahmen stiegen, die Verschuldung sänke." Wow!

     

    Auch Christine , die französische Finanzministerin ( Christine Lagarde ) hatte das schon vorher geäußert.

     

    Also Proletarier deutscher Nation vereinigt euch und legt euch in die Hängematte. . Die Griechen und Franzosen wollen ungehindert auch einmal das Bruttosozialprodukt in luftige Höhen stemmen. -Wohl bekomm's- für beide Seiten natürlich!