Ökoautos: Umwelt schützen kostet Geld
Die Käufer besonders verbrauchsarmer Fahrzeuge zahlen häufig bei der Anschaffung mehr drauf, als sie an der Tanke sparen können. Was haben sie davon?
Gern meckern die Deutschen über die hohen Spritpreise; aber wenn es ernst wird, kaufen sie dennoch die Spritfresser. Und das, obwohl es in jeder Fahrzeugklasse mittlerweile besonders verbrauchsarme Autos gibt, in sogenannten Eco-Versionen. Also sind die Deutschen autovernarrte Spinner, die sich von Werbebotschaften der Autoindustrie emotionalisieren lassen und irrationale Kaufentscheidungen treffen – das ist eine gängige Erzählung an WG-Tischen.
Das Problem: Diese Erzählung stimmt so nicht, obwohl es natürlich genügend irrationale Autokäufer und Autokäuferinnen gibt, die sich für ihren Alltagsgebrauch zu schnelle und zu große Fahrzeuge zulegen. Aber wer sich schon einmal mit einem Neuwagenkauf beschäftigt hat, kann feststellen: Viele Eco-Modelle sind deutlich teurer als vergleichbare Normalfahrzeuge mit derselben Ausstattung.
Oft bedeutet das: Ein Käufer zahlt bei der Anschaffung mehr, als er hinterher durch geringeren Verbrauch an der Tankstelle sparen kann – über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeugs gerechnet. Dann lohnt sich, rein ökonomisch betrachtet, die Anschaffung eines besonders sparsamen Fahrzeugs nicht.
Der Autofahrerclub ADAC hat sich nun die Mühe gemacht und ausgerechnet, welche Fahrzeuge am günstigsten sind. Dabei wurden alle Kosten berücksichtigt: Anschaffung, Verbrauch, Steuern, Versicherungen, Wertverlust, Reparaturen und Betriebskosten. Angenommen wurde zudem, dass der Käufer das Fahrzeug vier Jahre behält und jährlich 15.000 Kilometer fährt.
Ökoautos sind nicht günstig
Das Ergebnis: In allen Fahrzeugklassen findet sich kein Auto an der Spitze, das explizit auf eco getrimmt ist. Allenfalls der Skoda Octavia 1.6 LPG, der die Mittelklasse gewann, kann in gewissem Maße als Alternative gelten, da er mit Autogas fährt, was beim Fahren weniger Kohlendioxid verursacht als der Benziner.
Häufig finden sich Dacia-Modelle auf den vorderen Plätzen, obwohl diese häufig als vergleichsweise wenig sparsam gelten – dafür aber sehr günstig sind. Für die günstigsten Kleinwagen zahlen Autofahrer pro Kilometer 28 bis 30 Cent. Vorn sind hier der Dacia Sandero, der Kia Rio 1.2, der Toyota Yaris 1.0, der Suzuki Swift 1.2 und der Skoda Fabia 1.2. Die monatlichen Kosten für diese Fahrzeuge liegen zwischen 352 und 372 Euro. Möglichen Käufern des Polo Blue Motion, der sehr effizient fährt, macht dabei der vergleichsweise hohe Preis für die Anschaffung des Fahrzeugs zu schaffen.
Deutlich wird auch: Kleine Fahrzeuge sind viel billiger als große. Während günstige Kleinstwagen wie der Citroen C1 oder Daihatsu Cuore 1.0 Kilometerkosten von 26 bis 27 Cent verursachen, kosten günstige Fahrzeuge der Oberklasse – etwa Audi Q7 3.0 TDI oder Mercedes R 3000 CDI – 92 Cent bis 1,08 pro gefahrenen Kilometer.
Was lernen wir daraus? Wer knallhart kalkuliert, fährt mit besonders verbrauchsarmen Fahrzeugen nicht unbedingt günstiger – jedenfalls bei den derzeitigen Spritpreisen. Sollten diese extrem steigen, könnte sich allerdings schon die Anschaffung eines effizienten Fahrzeugs lohnen, auch wenn der Erwerb des Fahrzeugs erst einmal deutlich teurer ist.
Enthusiasten gibt es immer
Aber müssen sich Fahrzeuge mit Ökolabel für Sparfüchse überhaupt rechnen? Schließlich gibt es genügend Menschen, die für Ökostrom oder Ökolebensmittel mehr bezahlen als Menschen, die sich konventionell versorgen. Die Antwort ist einfach: Enthusiasten gibt es immer, aber wenn es einen klaren materiellen Vorteil gibt, würde man leicht mehr Menschen erreichen.
Eines ist aber auch klar: Der Spritverbrauch des einzelnen Autofahrers hängt von seinem Mobilitätsverhalten ab.
Ein Spritschlucker, der selten bewegt wird, verbraucht weniger als ein Super-Eco-Modell, das 40.000 Kilometer im Jahr läuft.
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