piwik no script img

Öko kaufen – und dann nicht nutzenDesigntricks für die Waschmaschine

Haushaltsgeräte mit Öko-Programm? Werden gerne gekauft – und dann öko abgeschaltet. Wenn die Hersteller da mal nicht bei der Tech-Industrie abgucken.

Beim Thema Energiesparen klaffen Anspruch und Wirklichkeit offenbar weit auseinander Foto: Michael Gstettenbauer/imagoF

E s ist eine dieser alltäglichen kleinen Selbstbeschummeleien, aus denen sich das Leben manchmal zusammensetzt: die Sache mit den Haushaltsgeräten. Ver­brau­che­r:in­nen legen beim Kauf eines Elektrogeräts von Wasch- bis Spülmaschine zwar Wert darauf, dass es sich um ein Sparsames handelt. Effizienzklasse D, E, F? Nein, das kommt laut der Befragung eines großen Elektrogeräteherstellers der Mehrheit gar nicht erst in die Küche. Oder ins Bad.

Doch dann folgt das Aber: Die beim Kauf noch so nachhaltig agierenden Kun­d:in­nen schalten den Eco-Modus ab. Nicht ihren eigenen, obwohl den auch, sondern den der gekauften Geräte. Eco-Modus, das sind die Sparprogramme, die besonders wenig Strom oder Wasser oder beides verbrauchen und die bei vielen Geräten, wenn man sie anschaltet, als Standard vorausgewählt sind.

Warum die Menschen sie trotzdem nicht nutzen? Och, naja: Dauert zu lange, das Geschirr wird nicht richtig sauber und wer sagt überhaupt, dass das Öko-Programm sparsamer wäre? Gut, man könnte in die Bedienungsanleitung schauen und herausfinden, dass es der Hersteller sagt. Aber erstens müsste man dann über den Abgas-Skandal und die Verlässlichkeit von Herstellerangaben nachdenken. Und zweitens sind Bedienungsanleitungen in Zeiten von iPhones ohnehin überbewertet.

Aber weil wir schon bei iPhones sind. Bei ihnen und allen nahen und entfernten Technik-Verwandten sind auch ständig Dinge voreingestellt. Beim Smartphone zum Beispiel, welche Berechtigung eine App hat. Bei Online-Plattformen, wer das eigene Profil in welcher Detailtiefe sehen darf. Und so ziemlich überall, dass man seine eigenen Daten in größtmöglichem Umfang an den Betreiber des jeweiligen Dienstes oder der Plattform übermittelt, der damit so nahezu alles machen darf, was er will. Oder es nicht darf und trotzdem macht.

Die würde sofort in Reklamation gehen

Dabei bedienen sich Hersteller und Plattformen gerne Design-Tricks, die man häufig als Manipulation bezeichnen kann. Verwirrende Formulierungen zum Beispiel oder „Ok“-Buttons, die groß und grün sind, während die Schaltfläche fürs Ablehnen klein und hellgrau in der Ecke verschwindet.

Was, wenn sich die Haushaltsgerätehersteller davon etwas abgucken würden? „Liebe Nutzerin, du willst statt Eco-Modus lieber das Intensiv-Programm auswählen? Sehr gerne. Bitte einmal hier kurz die Seriennummer des Gerätes und das Kaufdatum eingeben.“ Oder: „Sie haben gerade das klimaschädliche 90°-Programm ausgewählt – sicher, dass es nicht doch der umweltfreundliche Eco-Modus sein soll?“ Wer nun auf das große grüne „Ok“ drückt, startet natürlich das Öko-Programm. Denn Ok – das ist in solchen Fällen keine Zustimmung, sondern ein seufzendes Sich-Fügen.

Wie jetzt – das würde niemand akzeptieren, die Geräte würden sofort in die Reklamation gehen? Klar. Und zu Recht. Mal schauen, wann es auch bei Smartphones und Co soweit ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Mehr zum Thema

14 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Es passieren gar seltsame Dinge seit die EU den Unternehmen vorschreibt, dass der sparsame Modus der Standardmodus sein muss:

    www.t-online.de/ra...er-ueberzeugt.html

  • Spülmaschine im Eco-Modus: gern, aber leider bleibt das Wasser dann so kühl, dass Fett im Abfluss bleibt. Dann stinkt es nach faulen Eiern aus der Spüle. Bekannter Fehler der Hersteller...

    • @Tz-B:

      Wen Sie die Spüle regelmäßig nutzen sollte Eiergeruch durch den mit Wasser gefüllten Syphon keine Chance haben Ihre Nase zu erreichen. Weitere Voraussetzung: die Spülmaschine ist richtig angeschlossen.

      • @0 Substanz:

        Falsch, leider.



        Der Schlauch der Spülmaschine wird vor dem Siphon angeschlossen - immer.



        Die Spülmaschine ist nach Anleitung angeschlossen.



        Dazu gibt es auch genug Berichte im Netz.



        Blöd wäre es zudem wenn das Fett / der Schmodder im Hausanschluss landet, den zu säubern ist deutlich aufwändiger

  • Die Geräte sollen schlicht ihre Arbeit machen. Wenn der Hersteller es nicht schafft, ein Öko-Programm zu bauen, dass auch Wäsche und Geschirr sauber bekommt, ist das zu nichts zu gebrauchen. Kein Problem, wenn das dann länger läuft. Das ist OK. Es muss eben trotzdem seinen Job machen.



    Mein Geschirrspüler versagt im Öko-Programm regelmäßig. Also wird das nicht genutzt.

  • Naja inzwischen spüle ich auch mit Eco meinen Geschirrspüler. Bei dem alten Siemensgerät davor wurde das Geschirr halt tatsächlich nicht sauber im Eco Modus. Ich finde das überraschenderweise durchaus einen legitimen Grund nicht mit Eco zu waschen.

  • Das Super-Eco-Programm meiner Waschmaschine läuft sogar ziemlich schnell, weil es nämlich auf das Heizen ganz verzichtet. Will ich mal mit 40° waschen, dauert's tatsächlich 3 Stunden, aber ich muss ja nicht daneben stehen und zugucken ...

  • Danke für diesen Artikel. Fühle mich bestätigt.

    Nach meiner Ansicht treffen hier in Deutschland nämlich gleich zwei interessante Lücken aufeinander: Mathematik-Abneigung und fehlende Computer-/Datenschutz-Kompetenzen.

    In Kombination von beidem kommt dann das im Artikel beschriebene Verhalten heraus: sich von der neuen Waschmaschine bevormundet fühlen, anstatt mal schnell mit der Tabellen-Kalkulation die Angaben aus der Hersteller-Anleitung durchzurechnen. Bei mir kam dabei heraus, dass die neue Maschine (musste vor 1 Jahr neu kaufen nach 20 Jahren ...) nur im ECO-Programm und nur mit Maximal-Beladung ähnliche Verbrauchswerte wie der Vorgänger liefern würde. Es kostet also GELD, wenn ich weitermache wie bisher.

    Daher wurde mein Waschverhalten zu 90% nun auf das Eco-Programm umgestellt. Und weil mir meine SIEMENS knallhart im Display durch 1 bis 4 Striche anzeigt, wie hoch der (relative) Energieverbrauch im jeweiligen Waschprogramm ist, werde ich somit immer wieder daran erinnert, warum ich das mache.

    Das sich viele Menschen im Gegenzug dann von vielen Online-Plattformen vollständig bevormunden lassen, ist dann das andere Extrem. Fehlendes Datenschutz-Bewusstsein ist seit Jahren bekannt, aber kaum einer tut was. Nur solche "Nerds" wie ich lesen sich Anleitungen in der c't durch und handeln dann danach. Und hören sich dann die Horror-Stories der anderen an, was ihn alles "Schlimmes" passiert wäre - und zu 90% vermeidbar gewesen wäre. QED

  • #notme



    ... doch ganz gern zuhaus, wenn die Maschine läuft - von wegen Wasserschaden und so. Und was sagen die Nachbarn, wenn du das Ding nachm Nachhausekommen fütterst und es dann (jeden zweiten Tag oder so) nachts 7 Stunden läuft ? - das wär ungefähr zweimal Wassersparprogramm á dreieinhalb. Diese Marathonwascherei abschalten ? Aber klar doch !

  • An meiner 20 Jahre alten Siemens gibt es sogar noch einen Wasser-Plus-Schalter. Den ich auch tatsächlich nutze, weil ich das damit eingesparte Waschmittel für ökologisch effektiver halte.

    • @Kabelbrand Höllenfeuer:

      Das ist ein Missverständnis.



      Wasser plus erhöht den Wassereinsatz in der Spülphase (das ist die letzte Phase vor dem Schleudern), um mehr Waschmittel- und Weichspülerreste aus der Wäsche zu entfernen als das Normalprogramm.



      Das ist für Personen mit empfindlicher Haut bzw. Nase.



      Waschmittel spart man dadurch auf jeden Fall nicht.

      • @weaver:

        Sorry, ich habe Wasser plus mit "Extra spülen" verwechselt. Daher ist mein obiger Beitrag nicht richtig!

    • @Kabelbrand Höllenfeuer:

      Vor allem steigt der Strombedarf proportional zur Wassermenge im Hauptwaschgang.

    • @Kabelbrand Höllenfeuer:

      Mit der Wasser-Plus-Taste wirst du eher mehr Waschmittel brauchen als weniger.



      Mit hat mal ein Entwickler von Waschmaschinen erklärt, im ersten Wachgang einer modernen Maschine wird erstmal das überflüssige Waschmittel aus der Trommel gespült.



      Unter Umständen wäscht eine Maschine nicht besser weil du mehr Wasser verbraucht, sondern weil dein Waschmittel nur besser verdünnt ist.