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Öffentliche Toiletten in BerlinBarriere­freies Pinkeln für alle

Die 24 Ökoklos dürfen noch ein Jahr länger bleiben, dafür werden die Citytoiletten wieder kostenpflichtig. Initiative fordert kostenlose WCs.

Nicht jeder kann die City-Klos nutzen. Da wird nur Kartenzahlung akzeptiert Foto: dpa | Monika Skolimowska

Berlin taz | Das ursprünglich nur auf ein Jahr angelegte Pilotprojekt „Klimafreundliche Parktoiletten für Berlin“ wird um weitere zwölf Monate verlängert. Das bestätigte die Senatsumweltverwaltung auf taz-Nachfrage. Für das Projekt ließ der Senat im April und Mai vergangenen Jahres 24 Trockentoiletten aufstellen, verteilt über alle Bezirke. Durch die Verlängerung können die Klos bis mindestens zum 31. März 2025 bleiben.

Ziel des Projekts ist es, zu evaluieren, wie man am besten eine „umweltfreundliche und nachhaltige Toiletteninfrastruktur im öffentlichen Raum zur Verfügung stellt“, so das Haus von Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU). Die kostenlos nutzbaren Ökoklos sollen das Angebot an öffentlichen Toiletten an Orten unterstützen, an denen es wie in Parks keine Anschlussmöglichkeiten an Wasser- und Stromleitungen gibt. Schon die Zwischenbilanz im Herbst fiel laut Umweltverwaltung positiv aus. Nun läuft das Projekt also erst mal weiter.

Anders sieht es bei den insgesamt 100 aktuell ebenfalls noch kostenfrei zu besuchenden Citytoiletten der Firma Wall aus. Nach einer im Februar beendeten Test- läuft derzeit eine Übergangsphase, in der die Nutzung der Klos noch „bis einschließlich Juni“ unentgeltlich bleibt. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Umweltverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg hervor.

Aufgrund einer Einbruchsserie, bei der Unbekannte massenhaft die Münzfächer der Citytoiletten knackten, hatte die Firma Wall 2022 entschieden, das entsprechende Bezahlsystem von Bargeld- auf Kartenzahlung umzustellen. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. So hieß es, dass das Kartensystem Gruppen wie Rentner, Kinder und Obdachlose von der Benutzung ausschließe. Daraufhin einigte sich Wall mit der Umweltverwaltung im vergangenen Jahr auf eine anderthalbjährige Testphase, in der erst 50, dann 100 der insgesamt 287 Citytoiletten der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden.

Sophie Menzel vom Berliner Buschfunk-Bündnis wurmt das Ende der kostenlosen Testphase. Ihr gemeinnütziger Verein setzt sich seit 2020 für die gerechte Verteilung und Konzipierung von öffentlichen Toiletten ein. „Ich finde es absurd, dass ich hier als Frau sitzen muss, um zu erklären, dass ich gerne das gleiche Recht hätte wie die Herrschaften: eine öffentliche Toilette kostenlos zu benutzen“, machte Menzel zuletzt bei einer Anhörung im Umweltausschuss ihrem Unmut Luft. Sie nahm dabei Bezug auf die kostenlos zur Verfügung stehenden Pissoirs der von Wall betriebenen Citytoi­letten.

In den 24 klimafreundlichen Pilot-Trocken­klos gibt es übrigens Urinale, die sowohl von Frauen als auch von Männern genutzt werden können, was in der Zwischenbilanz besonders positiv bewertet wurde. Das Buschfunk-Bündnis fordert ein generelles kostenloses Angebot an öffentlichen Toiletten, so wie es in Metropolen wie Paris oder Sydney bereits üblich ist. Der Verein sieht die Benutzungsgebühr als größte Barriere bei der Nutzung der Toiletten.

Das Problem ist auch hier das Geld. Die Umsonstphase bei den Wall-Toiletten hat den Landeshaushalt fast vier Millionen Euro gekostet, heißt es in der Antwort auf die Linken-Anfrage. Mit Blick auf eine etwaige Fortführung verweist das Haus von Senatorin Schreiner dabei nicht zuletzt auf die „Risiken infolge von Fehlnutzungen und Vandalismus innerhalb der Rahmenbedingungen des Haushalts“. Angesichts der desolaten Haushaltslage ist die Fortsetzung des Umsonstbetriebs unwahrscheinlich.

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