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ÖPNV zur Fußball-EM in BerlinBVG schränkt Angebot teilweise ein

Die einen feiern, die anderen warten: Damit 3 U-Bahnlinien zur Fußball-EM häufiger fahren können, wird der Takt andernorts ordentlich ausgedünnt.

Voller Fahrspaß: Auch auf der U7 dürfte nun Geduld gefragt sein Foto: Christoph Söder/dpa

Berlin taz | Auf gleich mehreren U-Bahnlinien dürfen Fahrgäste während der Fußball-EM näher zusammenrücken. Wie die BVG auf Nachfrage bestätigt, wird der Fahrplan in den kommenden 4 Wochen an etlichen Tagen auf der U4, U6, U7 und U9 zum Teil ausgedünnt. Nötig wird das, weil parallel dazu der Takt auf den Linien U1, U2 und U5 verstärkt wird, damit Fußballfans reibungsloser zur Fanmeile auf der Straße des 17. Juni und zum Olympiastadion kommen.

Das Unternehmen stelle sich mit seinem Angebot bei der U-Bahn „bestmöglich auf die besondere Situation hinsichtlich der EM“ ein. „Damit dies gelingt und die vielen tausend Fahrgäste gut zu und von den Spielen beziehungsweise der Fanzone kommen, ist es notwendig, an diesen Tagen – zum Teil nur für einige Stunden – Kapazitäten im Netz zu verlagern“, teilt ein Sprecher mit.

Insgesamt ist die Fanmeile in Mitte ab diesem Freitag an 15 Spieltagen für Public Viewing geöffnet, darunter an 9 Werktagen, mitunter jeweils von 14 bis 24 Uhr. Oder wie die BVG eben sagt: „nur für einige Stunden“.

Nach taz-Informationen soll dabei auf der U6 zwischen Kurt-Schumacher Platz und Alt-Mariendorf und der U9 zwischen Osloer Straße und Rathaus Steglitz aus dem zur werktäglichen Hauptverkehrszeit am Nachmittag üblichen 4- ein 5-Minuten-Takt werden. Auf Berlins längster Strecke, der U7 zwischen Rudow und Spandau, fahren die Bahnen dem Vernehmen nach am Wochenende zur Hauptzeit nur alle 6 statt wie sonst 5 Minuten.

Richtig düster sieht es tageweise auf der U4 auf. Auf der Stummelstrecke zwischen Nollendorfplatz und Innsbrucker Platz soll am 15. und 29. Juni sowie am 6. und 14. Juli lediglich alle 20 Minuten eine Bahn kommen, üblich ist hier ein auch ansonsten wenig erbaulicher 10-Minuten-Takt. Die BVG beruhigt: Die Züge auf der U4 „fahren dann zwar weniger häufig, dafür aber mit vier statt normalerweise zwei Wagen“.

BVG verspricht, „wie gewohnt pünktlich“ zu sein

Überhaupt gebe es keinen Grund, die Ausdünnung des Fahrplans auf den 4 Linien zu dramatisieren. Die Änderungen beträfen schließlich „jeweils nur kurze Zeiträume und Taktveränderungen im Bereich von einer Minute oder weniger“. Und: „Grundsätzlich werden wir auf allen Linien stets mit der technisch und betrieblich maximal möglichen Anzahl von Wagen fahren.“

Genau das ist das Problem, sagen Expert:innen. Es fehle an Personal und an Fahrzeugen, das System sei „kaputt“. Ärgerlich sei nicht zuletzt, dass sich die BVG in ihrer vor einer Woche herumgeschickten Pressemitteilung zur Fußball-EM zwar flott selbst dafür feiert, mit U1, U2 und U5 „allen Fans eine entspannte und pünktliche Anreise zum Stadion oder zur Feiermeile in Mitte zu ermöglichen“ – die Einschränkungen für die Fahrgäste auf den betroffenen anderen Linien aber mit keinem Wort erwähnt.

Gegenüber der taz heißt es von der BVG, man arbeite „mit Hochdruck“ daran, neben den Fußballfans auch „regulären Fahrgästen für den Zeitraum der EM das bestmögliche Mobilitätsangebot zu machen und Menschen wie gewohnt pünktlich und sicher an ihr Ziel zu bringen“.

Zur Einordnung – jenseits der behaupteten Pünktlichkeit: Ein 5- statt 4-Minutentakt bedeutet ein Fünftel weniger Angebot. Pro Stunde und Richtung sinkt die Zahl der Sitz- und Stehplätze dadurch von rund 11.000 auf knapp 8.900.

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2 Kommentare

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  • "4- ein 5-Minuten-Takt "



    Wir würden auf dem Land hier von einem 60 Minuten Takt träumen und haben am Wochenende einen 120 Minuten Takt.

  • Zitat:



    "Ein 5- statt 4-Minutentakt bedeutet ein Fünftel weniger Angebot. Pro Stunde und Richtung sinkt die Zahl der Sitz- und Stehplätze dadurch von rund 11.000 auf knapp 8.900."

    Dafür steigt die Effizienz der Züge. Wenn ich pro Stunde pro Richtung 6.000 Menschen befördere, steigt die Auslastung von rund 54 auf 67%. Kein großer Sprung, bedeutet aber auch die Züge werden nicht brechend voll und eine Minute ist verschmerzbar.

    Interessant, dass die Bahnsteige der U4 offenbar alle lang genug gebaut wurden, um auch mit doppelt so langen Zügen halten zu können. Wie, wenn beim Bau der Stationen in das Jahr 2024 mit einer Kristallkugel geschaut wurde.