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Ode an die Autorin Nadia ShehadehDie lässigste Legende der Welt

Nadia Shehadeh schreibt witzig und klug über popkulturelle und politische Beobachtungen. Und liefert aus den dunkelsten Ecken des Internets.

Zum Ende der Woche ist statt Fresse ziehen Feiern angesagt Foto: Matthias Bein/dpa

Z wischen dem Ausbruch der Coronamutationen bei geimpften Menschen, der Kriminalisierung feministischer Proteste und dem Gesetzesentwurf zur strafrechtlichen Verfolgung von Antifaschist_innen, die Nazis outen, gibt es derzeit wenig Grund zu lächeln. Wenn wir ehrlich sind, gab es das die letzten zwölf Monate kaum. Ohne Ihnen toxische Positivität ins Gesicht drücken zu wollen, möchte ich zum Ende der Woche feiern, statt Fresse ziehen. Und zwar eine Person, deren Inhalte die Pandemie für mich erträglicher gemacht haben: die Autorin Nadia Shehadeh.

Wer sie noch nicht kannte, hat viel verpasst, aber muss sich nicht stressen. Sie können das noch nachholen. Das ist auch Nadias Vibe: Bloß keine Hektik und kein schlechtes Gewissen, weil maus einem Hype verspätet hinterherhechtet. Einer von unzähligen Punkten, die Nadia Shehadehs Internetpräsenz so wholesome machen.

Autorin Nadia Shehadeh Foto: privat

Nadias Texte liest maus vielerorts: Etwa auf ihrem ikonischen Blog, auf dem sie seit 2012 witzig und klug über ihre popkulturellen, politischen und manchmal auch kulinarischen Beobachtungen schreibt. Anfangs traute ich meinen Augen kaum. Menschen, die sowohl links als auch feministisch als auch witzig als auch trendaffin als auch popnerdig sind, existieren in Deutschland wirklich? Und sie sind nicht weißgewaschen? Heftig. Spreche ich mit Freund_innen über Nadia, folgt ein Liebesgeständnis dem anderen.

Seinerzeit hätte maus das mit einem Frittenbuden-Zitat kommentiert – „weil es da draußen nichts gibt“ –, heute ist maus schon weiter und es gibt draußen einiges, aber nichts ist wie der Content von Nadia. Zu Lesen gibt’s ihn auch auf dem queerfeministischen Blog Mädchenmannschaft.net, im Missy Magazine, im Neuen Deutschland, in der taz und in diversen Anthologien.

Trüffelschwein-Content aus dunkelsten Ecken

Doch das war’s noch lange nicht. Nadia Shehadeh liefert sogenannten Trüffelschwein-Content aus den dunkelsten Ecken des Internets. Die absurdesten Videos, die lustigsten Memes, faszinierende Phänomene: Nadia ist ein Early Adopter, sogar Vorreiterin, und zwar eine extrem gönnerhafte, denn alles wird fleißig in sämtliche Social-Media-Timelines gespült, damit alle mitreden und lachen können. Und weil Nadia schon so lange am Start ist, checkt niemaus die Zusammenhänge des Polit-Gossips so akkurat wie sie.

Dank Nadias Hang zum Maximalismus und Oversharing verpasse ich keinen Konsumtipp mehr. Und alles, was ich ihr nachkaufte, bescherte mir eine höhere Lockdown-Lebensqualität. Am meisten bewundere ich diese Frau jedoch, weil sie etwas extrem Erstrebenswertes vormacht: älter werden und sich selbst stets treu bleiben, ohne in selbstgerechte Abwehrmechanismen zu verfallen. Vielleicht ist Nadia der 13. Prophet, vielleicht braucht es aber auch keine fragwürdigen religiösen Metaphern, um ihre Großartigkeit verständlich zu machen. Ich feiere Nadia Shehadeh jeden Tag, aber diese Woche ganz besonders.

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Hengameh Yaghoobifarah
Mitarbeiter_in
Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.
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