Objekte fürs Bayern-Museum: Die Tasche

Wie sich mit einem verstaubten Keller-Utensil Sportgeschichte dokumentieren ließe. Es geht um die Größe von „One of the best team of the word“.

eine Sporttasche mit großem Opel-Logo, auf der steht "Bayern München, one of the best teams in the world"

Vom Aachener Keller in die Münchner Ruhmeshalle Foto: Müllender

Ja, sie spielen wieder: Der Este und der Däne, auch der Ungar (sogar vor Publikum in vierstelliger Zahl) und in Deutschland die Deutsche. Geht doch!

Das sportlich Wichtigste: Die Frauen-Bundesliga meldet Topergebnisse wie 4:0 und 3:2. In der 2. Liga der Männer steht Sandhausens Dennis Diekmeier (früher HSV, Bundesligazeiten) vor einer neuen großen Serie: Am Dienstag hatte er im 294. Anlauf sein erstes Profitor geschafft – und ist jetzt schon wieder ein Spiel ohne Treffer. Auch die 3. Liga hat das Kicken aufgenommen. Und siehe – die Sechzger sind gleich oben, und befreit vom frisch demissionierten Managerdarsteller Stefan Effenberg siegt der KFC Uerdingen gleich beim Tabellendritten Waldhof. Beeindruckend.

Das Argusauge aber gehört weiter der Männer-Bundesliga, so sehr der Geistermeister 2020 auch feststehen mag. Und ich muss hier und jetzt gestehen, dass ich dem Bösen vergangene Woche einen faustisch Pakt zu schmieden angeboten habe.

Das kam so: Coronabedingt hatte ich, wie so viele, den Keller ausgemistet. Eine verstaubte Sporttasche (siehe Foto) tauchte auf, erworben 1998 tief im Osten des Iran, in einem Basar der heiligen Stadt Mashad. Eine Tasche in handelsüblichen Maßen mit dem weniger handelsüblichen Aufdruck „Bayer. Münchent“ und einer Art englischem Text darunter: „One of the best team of the word“.

Wegwerfen, den fehlervollen Fund mit den defekten Reißverschlüssen? Nein, ich schrieb eine Mail. Beim FC Bayer. Münchent. kenne ich zufällig den höherrangigen Mitarbeiter K.: In den 80ern haben wir mal zusammen beim BSV Ostbevern (Kreisliga A Warendorf) gekickt und sogar glorreich eine Herbstmeisterschaft errungen. Ich bot K. das Teil also an, als neue Zierde im Konzernmuseum im Bauch der Münchenter Arena. Die Tasche aus islamisch-revolutionärer Produktion nicht in den Müll sondern lieber neben den Fröttmaninger Müllberg.

Dokument der weltumspannenden Aura

Schon sehe ich das historische Prachtstück zwischen all den glitzernden Pokalen, umrahmt von den Faksimiles der Hoeneß’schen Steuererklärungen, seinem größten Auswärtssieg (Bescheid über die Haftentlassung) und Videoschleifen von Highlights der Champions League (Barcelona 1999, Finale dahoam/Drogba). Meine Tasche in diesem glorreichen Terrain, unter feinem Spot erstrahlend – es wäre mir eine Ehre.

Und es wäre ein ehrendes Dokument der weltumspannenden Aura des FC Hollywood. Die Unersättlichen aus Münchent könnten dokumentieren, dass sie den armen BVB nicht nur sportlich weiter knechten sondern auch dessen Farben schon okkupiert haben. Und sogar den Bayer-Konzern gekapert?

Ablösemodalitäten habe ich vorerst offen gelassen. Eine kleinere Millionensumme wäre fein, kombiniert mit lebenslangem Besuchsrecht im Museum, ergänzt vielleicht um ein paar Hummerschwänzchenspitzen von VIP-Büfett am Spieltag? Meine Berater und Anwälte werden das sicher großherzige Angebot eingehend prüfen. Eine Antwort aus Münchent steht noch aus.

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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