Obdachlose Frauen in Berlin: Unterkunft geschlossen trotz Corona
Eine Unterkunft für bis zu 17 obdachlose Frauen wird mangels Geld geschlossen. Senat und Bezirk schieben sich gegenseitig die Schuld zu.
„Wir haben deshalb überlegt, ob wir aus der Kältehilfe-Situation eine 24-Stunden-Betreuung machen“, sagt der Sprecher der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Manfred Nowak der taz. Die AWO betreibt in der „Moabiter Pumpe“ eine Obdachlosenunterkunft für 17 Frauen – normalerweise nur nachts und nur über die kalten Wintermonate. Wie jedes Jahr zu Beginn des Frühlings ist die Finanzierung durch das Bezirksamt Mitte nun ausgelaufen.
Die AWO hatte allerdings damit gerechnet, dass in der aktuellen Notlage mindestens ein weiterer Monat finanziert werden würde. Der Verband war sich so sicher, dass die monatlichen 30.000 Euro schon mal in Vorleistung ausgegeben wurden. Alles andere wäre unverantwortlich gewesen, sagt Nowak: „Die Gegend dort ist ein sozialer Brennpunkt.“ Es gebe viel Gewalt und Drogenkonsum.
Gerade Frauen haben es in der Obdachlosigkeit schwer. Wegen Gewalterfahrungen wollen viele nicht in gemischte Unterkünfte wie jene in der Kluckstraße gehen. Doch das Geld für die Frauenunterkunft in der Moabiter Pumpe als ganztägige Einrichtung kam nicht zusammen. „Wir sind praktisch gezwungen, die Frauen auf die Straße zu setzen“, sagt Nowak verbittert.
Die politische Verantwortung sieht der AWO-Sprecher bei Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke). „Frau Breitenbach hat vollmundig erklärt, wir müssen den Obdachlosen helfen. Aber es ist ihr nicht gelungen, dem Finanzsenator das klarzumachen“, so Nowak.
Der Bezirk sagt, er habe nicht genug Geld
Die Senatorin wiederum will es nicht gewesen sein. Die Verantwortung liege beim Bezirk Mitte, ließ Breitenbach über ihren Sprecher ausrichten. Das Bezirksamt Mitte beteuert gegenüber der taz seinerseits, die Finanzierung allein nicht stemmen zu können. Man habe bei den Senatsverwaltungen für Soziales und für Finanzen deshalb um Mittel gebeten. „Leider haben sich beide Senatsverwaltungen gegen die Fortführung der Finanzierung ausgesprochen.“
Dabei handelt es sich um überschaubare Summen. „Wir würden monatlich 30.000 Euro brauchen“, erläutert Nowak. Genug, um zwei hauptamtlich beschäftigte Betreuerinnen zu bezahlen, Ehrenamtspauschalen sowie die Miete und Betriebskosten. „Wenn man sich die Summen mal anguckt, mit denen in der Coronakrise verhandelt wird, sind 30.000 Euro für Frauen, die darauf angewiesen sind, sehr wenig“, findet Nowak. Die AWO will nun einen Spendenaufruf starten, um den Frauen weiterhin eine Unterkunft bieten zu können.
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